Musikpreis-Eklat Tote Hosen wollen Echos behalten

Viele Künstler haben mit der Rückgabe ihre Echos gegen die Auszeichenung der antisemitischen Rapper Kollegah und Farid Bang protestiert. Die Düsseldorfer Rockband Tote Hosen gehört nicht dazu.
Stuttgart - In seiner Echo-Dankesrede hatte Campino, der Frontmann der Toten Hosen, die mit antisemitischen Texten provozierenden Rapper Kollegah und Farid Bang scharf kritisiert. Doch anders als eine Reihe von Künstlern, die aus Protest gegen die umstrittene Ehrung von Kollegah und Farid Bang ihre Echos zurückgegeben haben, wollen die Toten Hosen ihre Trophäen behalten. „Es wäre vielleicht ein bisschen theatralisch von uns, die Echos zurückzugeben“, sagte der Gitarrist Michael Breitkopf, der „Rheinischen Post“. Was zu den antisemitischen Provokationen der beiden Deutschrapper zu sagen sei, habe Campino bei der Verleihungsgala gesagt. Wer nicht bei der Veranstaltung war und seinen Protest kundtun wolle, indem er seine Echos zurückgebe, könne das ja tun.
Die Toten Hosen wurden in der Kategorie Rock National für ihr Album „Laune der Natur“ ausgezeichnet. In seiner Dankesrede hatte Campino die Rapper, die für Zeilen wie „Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen“ in der Kritik stehen, attackiert. Provokation sei zwar ein wichtiges Stilmittel, aber sie dürfe nicht homophob, rechtsextrem oder antisemitisch sein. Sonst sei eine Grenze überschritten. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung hat den Frontsänger der Toten Hosen wegen seines Statements für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen.
Nach der Preisverleihung an Kollegah und Farid Bang kündigten viele Künstler aus Pop und Klassik an, ihre Echo-Preise aus Protest zurückgeben zu wollen. Der seit 1992 vergebene Musikpreis Echo wurde wenig später im Zuge der folgenden Antisemitismusdebatte abgeschafft. Die Bertelsmann Music Group (BMG) trennte sich von Farid Bang und Kollegah.
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