Die Pandemie macht den anstehenden Muttertag anders. Väter und Kinder müssen ohne Anleitung der Kitas basteln, Blumenläden stehen vor schwierigen Zeiten. Wie bereiten sich Stuttgarter auf den Muttertag vor?

Digital Desk: Sebastian Xanke (xan)

Stuttgart - Am Sonntag ist Muttertag – in diesem Jahr eine besondere Herausforderung für Väter und Kinder. Denn Stuttgarter Kitas, Kindergärten und Grundschulen haben weitestgehend geschlossen. Die üblichen, alljährlichen Bastelaktionen entfallen. Und auch die wegen der Krise stark gebeutelten Blumenhändler sehen sich vor Herausforderungen in einer Zeit, die eigentlich als „Highlight“ für die Branche gilt, so der baden-württembergische Fachverband Deutscher Floristen mit Sitz in Degerloch.

 

In diesem Jahr werde der Muttertag „die Verluste der vergangenen vier bis fünf Wochen sicher nicht ausgleichen“, sagt Geschäftsführer Wolfgang Helbich. Im Bereich Lieferservice erwartet er dennoch gute Umsätze. „Kontaktverbote bedeuten natürlich auch, dass öfter Blumen versendet werden.“ Wichtig dabei zu beachten: Viele Zuliefererkanäle seien für die Geschäfte momentan „verstopft“, gerade exotische Blumen also wahrscheinlich nicht erhältlich. „Aber die Gärten in der Region sind ergiebig. Da ist für jeden etwas dabei“, sagt Helbich.

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Grundschullehrerin zeigt Eigeninitiative

Ebenfalls blumig ließ es Neriman Yasar in der vergangenen Woche angehen. Sie ist Grundschullehrerin einer ersten Klasse in der Esslinger Seewiesenschule. Unterricht findet dort derzeit nicht statt. Trotzdem wollte Yasar das alljährliche Basteln zum Muttertag mit den Kindern nicht entfallen lassen. Ihre Lösung in Eigeninitiative: Videokonferenzen. „Was ich versucht habe, ist, den Kontakt zu den Kindern zu pflegen. Zu zeigen, wir sind eine Einheit, eine Klasse und so die Motivation anzukurbeln“, erzählt die 37-Jährige.

Dafür hat Yasar ihre 21 Kopf große Klasse in drei Gruppen aufgeteilt, die an verschiedenen Tagen zum Online-Basteln zusammengekommen sind. „Die Kinder hatten im Vorhinein den Auftrag, einige Dinge vorzubereiten.“ Zum Beispiel, Herzen vorher auszuschneiden und bestimmte Materialien zu besorgen. Die umgesetzte Idee: Aus Zweigen, Ästen und Papierherzen entstanden viele bunte Herz-Sträuße für die Mütter.

Nur drei Kinder ihrer Klasse hätten „leider nicht die Voraussetzungen“ dazu gehabt, an den Terminen teilzunehmen – sei es wegen mangelnder Technik, zu schlechter Internetverbindung oder fehlendem Bastelzeug.

Jugendkunstschule empfiehlt Upcycling

Dabei lässt sich auch mit wenig Material viel gestalten, weiß Menja Stevenson, Leiterin der Stuttgarter Jugendkunstschule. Für den Muttertag hat sie einen Trickfilm mit einem Basteltipp aufgenommen und in den sozialen Medien geteilt:

Eigentlich hätte die Jugendkunstschule am vergangenen Wochenende einen Familienkunstsonntag veranstaltet. Wegen der Coronavirus-Pandemie fiel auch das aus. Dort hätten Kinder mit ihren Eltern unter anderem „fantasievolle Blumen zum Muttertag gebastelt, getöpfert und mit Acrylfarben gemalt.“ Für zuhause empfiehlt Stevenson sogenanntes Upcycling, also das Wiederver- und Aufwerten von Abfallprodukten.

Von Kita-Kindern und selbstständigen Künstlern

Und was haben Kita-Kinder geplant? „Ich werde mit meinem Papa am Samstag zum Einkaufen gehen. Dann holen wir frische Erdbeeren, Mehl, viel Zucker und Eier. Wir wollen meiner Mama einen leckeren Erdbeerkuchen in Herzform backen“, erzählt die fünfjährige Hanna, die normalerweise das element-i Kinderhaus Junges Gemüse in Stuttgart besucht. Zum Jungen Gemüse zählt auch der drei Jahre alte Julian. Er meint: „Wir haben viele Blumen im Garten. Ich pflücke meiner Mama einen Blumenstrauß und gebe ihr einen dicken Kuss.“

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Wer dagegen so gar keine Lust auf selber machen hat, kann im Internet nach Angeboten selbstständiger Künstler Ausschau halten. Die Sängerin Rebecca Jäger aus Stuttgart etwa bietet buchbare Gesangperformances unter anderem zum Muttertag an, die sie live vor Tür oder Fenster aufführt. „Viele Menschen merken dann: Oh, da sind noch Menschen da, die an mich denken und lieben“, sagt Jäger. Und darum geht es schlussendlich am Muttertag.