Die Stadt Fellbach setzt bei der Sanierung des Bolzfelds auf eine nachhaltige Sanierung. Die Kosten für den gesamten Austausch liegen bei 1,3 Millionen Euro.

Fellbach - Nach vielen Monaten der Corona- Zwangspause haben auch die Fußballclubs unterm Kappelberg wieder ihren Trainingsbetrieb aufgenommen. Gut, wenn genügend gepflegte Kickplätze zur Verfügung stehen. In Fellbach allerdings sind aktuell die Möglichkeiten, sich in Sachen Bananenflanke, Übersteiger und Seitfallzieher fortzubilden, begrenzt, und das hat weniger mit der Pandemie zu tun. Der Grund ist vielmehr der Austausch des östlichen der beiden Kunstrasen beim Max-Graser-Stadion. Dort wird der seitherige Belag abgetragen. Der zusammengerollte, alte Kunstrasen wurde auf dem Parkplatz zwischengelagert und scheint mittlerweile verschwunden.

 

Stattdessen gibt es dort einen anderen kuriosen Anblick: In der Summe bestimmt Hundert oder gar mehr Säcke mit schwerem Inhalt wurden auf der Parkfläche platziert – das wirkt, als ob dort Streugut für den Winter gebunkert würde. Natürlich handelt es sich keineswegs um um Vorratsmaterial für die kalte Jahreszeit. Vielmehr ist es fast dieselbe Materie, die zuvor auf dem Asphalt gelagert wurde.

Gute Dämpfungswirkung

Tatsächlich lagert in diesen Säcken der zerkleinerte und recycelte ehemalige Kunstrasen, der nun als Füllmaterial genutzt wird. „Die Stadt setzt beim Neuaufbau des Platzes bewusst auf eine nachhaltige Sanierung“, erklärt die Rathaussprecherin Sabine Laartz auf Nachfrage. Dies bedeutet, dass der alte Kunstrasen kürzlich geschreddert und mit neuem Material sowie Kleber gemischt wurde. Diese Mischung wird als Dämpfungsmaterial auf dem Platz Wiederverwendung findet. Das Versprechen an alle künftigen großen und kleinen Kunstrasenplatz-Kicker: „Natürlich erfüllt dieses Verfahren alle notwendigen Voraussetzungen und hat die erforderliche Dämpfungswirkung.“

Nachdem die Kunstrasenflächen in Schmiden und Oeffingen bereits im Spätsommer 2018 ausgetauscht wurden, ist nun die Anlage im Westen der Kernstadt beim Max-Graser-Stadion an der Reihe – aufgrund eines Beschlusses allerdings, der im Gemeinderat bereits im Dezember 2019 gefällt wurde.

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Die Frage drängt sich manchen Beobachtern auf, wenn sie derzeit die Bauarbeiter das alte Kunstspielfeld abräumen sehen: hätte man das alles nicht in der langen Coronapause regeln können, als der Spiel- und Trainingsbetrieb wegen der restriktiven Vorgaben unterbrochen war?

Den Platz gibt’s seit dem Jahr 2000

Nun, so einfach ist es nicht. Zum einen wusste keiner, wie lange die Restriktionen und somit der Sperrung anhalten. Zum anderen kann man Baufirmen, wenn sie eben für 2021 beauftragt wurden, nicht einfach ein Jahr vorher einbestellen. Vor allem angesichts der aktuellen Hochkonjunktur auf dem Baumarkt, wo man auch als Stadtverwaltung froh sein muss, wenn bei Projekten der übliche Zeitplan überhaupt halbwegs eingehalten wird.

Gemäß dem Beschluss des Gemeinderats vom Dezember jedenfalls war der Austausch des älteren der beiden Kunstrasenplätze für Sommer 2021 vorgesehen – so gesehen eine echte Punktlandung. Der zu sanierende östliche Kunstrasenplatz im Max-Graser-Stadion wurde im Jahr 2000 nach dem damaligen Stand der Technik gebaut; er liegt zwischen dem (seinerzeit noch nicht existierenden) Kombibad F3 und dem im Jahr 2010 westlich vom ersten Platz gebauten weiteren Kunstrasenplatz.

Halmlänge deutlich reduziert

Doch die intensive Nutzung hat dem Platz erheblich zugesetzt. Es waren in den vergangenen Jahren immer mal wieder Ausbesserungsarbeiten erforderlich, insbesondere in den 16-Meter-Räumen. „Auch die Halmlänge hat sich durch die intensive Nutzung abgespielt, sodass der Quarzsand nicht mehr ausreichend durch den Kunstrasenhalm abgedeckt wird“, heißt es in einer Stellungnahme von Fellbachs Tiefbauamtsleiter Thomas Stengel aus dem Jahr 2019.

Zuvor hatte die Stadt ein Sachverständigenbüro eingeschaltet, das nach der Inspektion der Kunstrasenfläche erhebliche Defizite erkannte. Der Kunstrasen und die Füllstoffe müssten komplett erneuert werden. Die darunterliegende elastische Tragschicht, die für den Kraftaufbau zuständig ist, „ist in einem mürben brüchigen Zustand und löst sich partiell bereits auf“. Diese circa zwei bis drei Zentimeter starke Schicht müsse ebenfalls ersetzt werden. Der Kraftabbau liege im Mittel unter den heutigen Anforderungen. Gleiches gelte für den Bruchmittelgehalt der gebundenen Tragschicht, also den Asphalt. Auch diese Schichten müssten daher ersetzt werden.

Im September wieder bespielbar

Als Hauptfüllmaterial wird Quarzsand verwendet, als elastisches Verfüllmaterial Kork. Dies war eine Voraussetzung, um einen Förderantrag beim Land zu stellen. Das früher bei Kunstrasen verwendete Gummigranulat steht im Verdacht, die Umwelt mit Mikroplastik zu belasten. Deshalb hatte es vor rund zweieinhalb Jahren erhebliche Diskussionen in den Verwaltungen gegeben, wie Kunstrasenplätze saniert werden sollten. Ebenfalls ausgetauscht werden Teile der Entwässerungsleitungen. Und erneuert und mit wasserdurchlässigem Pflaster versehen werden auch die östlich und westlich verlaufenden Wege des Platzes.

Mitte Juni hat die Sanierung begonnen, die Fertigstellung soll bis Ende September erfolgen. Die Baukosten werden aktuell auf 1,3 Millionen Euro geschätzt.