Hat die Stadt Stuttgart im Steckfeld ein 30er-Zonen-Schild „entsorgt“? Der tiefere Sinn des Standorts ist jedenfalls nicht auf den ersten Blick zu erkennen.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Plieningen - Fast wäre er mit dem Schild aneinander geraten, berichtet Wolfram Völlger. Er wohnt im Plieninger Stadtteil Steckfeld und war in der Dämmerung in seinem Wohngebiet mit dem Rad unterwegs. Und dann plötzlich das Schild, mit dem er nullkommanull gerechnet hatte, wie er erzählt. Mitten auf dem Fußweg zwischen den Reihenhäuschen der Hinweis, dass man sich hier in einer Tempo-30-Zone befindet. Hätte er nicht rechtzeitig abgebremst, „wäre es dann eher ein Hindernis- denn ein Hinweisschild gewesen“, witzelt er.

 

Um sicherzustellen, dass es ich um keine optische Täuschung handelte, ist Wolfram Völlger bei Tageslicht noch mal an die Stelle gefahren. Es handelt sich um einen Fußweg, der an der dortigen Gärtnerei vorbei in Richtung Hans-Kächele-Straße führt. Der Steckfelder fragt sich, welchen Zweck das Verkehrszeichen – das immerhin ein bisschen kleiner gehalten ist als normale 30er-Zonen-Schilder – erfüllt, außer im Weg herumzustehen.

War es eine bewusste Wahl – oder ein Versehen?

Der Behörde hat Wolfram Völlger Ende Mai bereits gemailt. Darin auch Erklärungsangebote seinerseits: Gab es ein Versehen? „Wieso darf man am anschließenden Querweg mehr als 30 km/h fahren?“, schreibt er an die Stadt. Oder gar: „War das Schild etwa übrig, und fand man keinen anderen Platz?“ Quasi aufgeräumt im Steckfeld. „Oder war es tatsächlich eine bewusste Standortwahl, wenn ja, warum?“ Antwort sei – bis auf eine Eingangsbestätigung – bisher noch keine eingegangen, berichtet der Mann.

Auch der Bezirksvorsteherin Andrea Lindel war das Verkehrstäfelchen bisher kein Begriff. Ein Sinn erschließe sich ihr auf den ersten Blick nicht, gibt sie zu, sie habe die Fotos aber ans Ordnungsamt weitergeleitet. Mehr Klarheit kann Martin Thronberens, ein Sprecher der Stadt Stuttgart, schaffen: „Das Verkehrszeichen soll Fahrradfahrende, die vom Feldweg über den kurzen Verbindungsweg Richtung Hans-Kächele-Straße unterwegs sind, darauf hinweisen, dass sie sich nun in einer Tempo-Zone mit den dort gültigen Verkehrsregeln (Tempo 30 Höchstgeschwindigkeit, rechts-vor-links) befinden“, antwortet er schriftlich. „Der Standort wurde in der Mitte des Weges gewählt, um gleichzeitig das Befahren des Weges zu verhindern“, so Thronberens. Ob für das Schild ein besserer Standort gefunden werden könne, werde die Fachabteilung bei einer Ortsbesichtigung zeitnah klären.