Der Schock über den Amoklauf ist auch bei Stuttgarter Studierenden groß. Grund zur Sorge oder gar Panik sehen sie jedoch nicht.

Stuttgart - Das Risiko, Teil eines Amoklaufs zu werden, ist in Deutschland sehr gering. Taten wie die in Heidelberg drängen sich jedoch in die geschützte Alltagswelt auch der hiesigen Universitäten. Hier erzählen Studierende verschiedener Hochschulen, was die Ereignisse dieser Woche mit ihrem Unileben und dem Vorlesungsbesuch machen. Ihr Tenor: An der Sicherheit des Campuslebens zweifeln sollte man nicht. 

 

Anamaria Benghea (20), Universität Hohenheim„Die Universität ist ein Schutzraum für Bildung, hier kommt man mit seinen Freunden und Lehrern zusammen und möchte sich sicher fühlen. So ein Ereignis hinterlässt natürlich Spuren. Ich komme aus Winnenden und weiß daher, wovon ich spreche. Studierende, die jetzt Angst empfinden, müssen darüber sprechen dürfen, mit Freunden oder mit Fachpersonen. Corona hat das Leben an Universitäten ohnehin verändert, manche haben ihr Studium abgebrochen oder fühlen sich einsam. Heidelberg darf nicht dazu führen, dass sich Studierende jetzt, wo Universitäten langsam wieder zum Präsenzbetrieb zurückkehren, vor ihren Bildschirmen verkriechen und nur noch Online-Vorlesungen wahrnehmen.“

 Levin Ulmer (21), Universität Stuttgart „Sorgen und Gedanken macht man sich nun schon. Mein Cousin studiert in Heidelberg, dadurch habe ich auch eine persönliche Verbundenheit mit dem Amoklauf. Als ich heute Morgen in den Vorlesungssaal gekommen bin, habe ich versucht, das Thema zu verdrängen. Amokläufe sind schließlich Einzelfälle. Der Alltag an der Universität geht weiter, und die Klausurphase steht bevor.“

Magdalena Twisselmann (22), Universität Stuttgart „Ein Amoklauf auch an einer Universität? Darüber hatte ich bisher noch nicht nachgedacht. Als mich die Meldungen über mein Handy erreicht haben, war ich wirklich überrascht und musste sofort an den Amoklauf in Winnenden denken. An meinem Alltag ändert das aber nichts. Mehr Sorgen macht mir, dass die Universität den Vorlesungsbetrieb nun wieder von 2G auf 3G umstellt. Das Risiko, sich mit Corona anzustecken, ist schließlich höher, als Opfer eines Amoklaufes zu werden. So möchte ich nur ungern wieder in Präsenz teilnehmen.“

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Julie Cabrol (22), Universität Stuttgart „Ich wusste gar nicht, dass ein Amoklauf passiert ist. Auch heute Morgen in der ersten Vorlesung wurde das nicht thematisiert. Jetzt, wo ich es weiß, bin ich schockiert. Dass ein Amoklauf an einer Uni geschehen könnte, ist für mich sehr alltagsfern. Der Hörsaal ist ein friedlicher Ort, da haben Gewalttaten wie diese keinen Platz. Ich wüsste gar nicht, wie ich reagieren würde. Nicht bewegen? Schutz suchen? Weglaufen? Vielleicht sollten wir darüber mit unseren Dozenten mal sprechen und uns unter Studierenden austauschen. Vorbereitet zu sein ist besser, auch wenn der Ernstfall natürlich sehr unwahrscheinlich ist.“

Bhergav Thesiya (22), Hochschule der Medien „Ich habe mich schon mit meinen Kommilitonen ausgetauscht. Einige haben mir gesagt, dass sie in den nächsten Wochen immer mal wieder daran denken werden. Klar, Online-Vorlesungen sind in dieser Hinsicht natürlich sicherer, aber deswegen darf man sich nicht zurückziehen, wir Studierende brauchen den Anschluss. Das Risiko besteht überall, ob in der Bahn oder im Kino.“