Die Polizei wertet die Obduktionsergebnisse aus und befragt die Zeugen, um den Tathergang nachzuvollziehen. Die Ermittler erhoffen sich Erkenntnisse aus der Untersuchung der Leiche des erschossenen 23-Jährigen.

Heidelberg - Nach dem Amoklauf an der Universität Heidelberg versucht die Polizei, sich anhand von Zeugenvernehmungen und der Auswertung von Obduktionsergebnissen ein Bild von der Tat zu machen. „Die rund 30 in einem Hörsaal vom Täter überraschten Biologie-Studenten sind größtenteils befragt worden“, sagte Polizeisprecher Patrick Knapp am Mittwoch in Mannheim. Sicherlich gebe es auch eine zweite Fragerunde. „Je tiefer wir die Dinge untersuchen, desto mehr neue Fragen tun sich auf.“

 

Ein 18 Jahre alter Student hatte am Montag in einem Hörsaal mehrmals auf andere Studierende geschossen. Eine 23-jährige Studentin starb an den Folgen eines Kopfschusses, drei weitere Menschen wurden verletzt. Nach der Tat tötete sich der 18-Jährige selbst.

Ermittler obduzieren die Leiche

Hinweise zum Hintergrund erhoffen sich die Ermittler aus der Obduktion der Leiche des Täters und der der von ihm erschossenen 23-Jährigen. Diese könne etwa zeigen, wie nah der Amokschütze der Frau kam und ob sie ein Zufallsopfer oder gezielt ins Visier genommen war. Knapp: „Wir wollen die Tat so genau wie möglich rekonstruieren.“ Darauf, dass die beiden dasselbe Fach studierenden jungen Leute sich kannten, gebe es aber keinen Hinweis.

Zu den noch offenen Fragen gehört auch die, wie der in Mannheim wohnhafte Mann mit seinen zwei im Ausland gekauften Gewehren unbemerkt auf den Heidelberger Campus kam. Klar sei aber, betonte Knapp, dass der Amoklauf keinen politischen Hintergrund habe.

Inzwischen sind die Wohnung des Amokschützen und von ihm genutzte Räume bei seinen Eltern in Berlin durchsucht und elektronische Geräte sichergestellt worden. Der Vater hatte Knapps Angaben zufolge nicht lang vor der Tat eine WhatsApp-Nachricht erhalten, in der der Sohn die Tat ankündigte. Der Student schrieb, „dass Leute jetzt bestraft werden müssen“. Die Eltern des jungen Attentäters würden von der Berliner Polizei betreut, sagte Knapp. Auch sie litten enorm unter der schrecklichen Tat ihres Sohnes. Der Amoklauf hatte auch eine Debatte über Sicherheit an Hochschulen entfacht. Der Vorsitzende der Landesrektorenkonferenz der Universitäten und Rektor der Universität Hohenheim, Stephan Dabbert, sagte: „Die Universitäten verstehen sich als weltoffene Bildungsstätten, in denen auch in diesen schweren Zeiten Austausch und Kommunikation stattfinden - sie sind damit Teil einer offenen Gesellschaft.“ Zugangskontrollen liefen diesem Selbstverständnis entgegen. Das bedeute aber nicht, dass die Universitäten Notsituationen hilflos ausgeliefert seien. „Alle Landesuniversitäten verfügen über Notfall- und Krisenpläne - diese haben im Fall von Heidelberg auch gegriffen, so dass die Einsatzkräfte innerhalb weniger Minuten vor Ort sein konnten.“