Zwei Tage nach der Razzia in Saint-Denis sind in der gestürmten Wohnung die sterblichen Überreste zweier Männer und einer Frau gefunden worden. Die Identität des dritten Mannes sei noch unklar.

Paris/Brüssel - In der am Mittwoch von der Polizei erstürmten Wohnung der Pariser Terroristen sind die Leichen von zwei Männern und einer Frau gefunden worden. Neben den Körpern des mutmaßlichen Hintermanns der Anschläge, Abdelhamid Abaaoud (28), und seiner 26 Jahre alten Cousine Hasna Aitboulahcen wurde die Leiche eines noch nicht identifizierten Mannes entdeckt. Dieser Mann hatte sich selbst in die Luft gesprengt, wie die Nachrichtenagentur AFP am Freitag unter Berufung auf Ermittler berichtete. Zunächst war angenommen worden, dass im Lauf des Einsatzes in Saint-Denis nördlich von Paris eine Frau durch eine Explosion ums Leben gekommen sein könnte.

 

Am 13. November waren bei mehreren Anschlägen in der französischen Hauptstadt 129 Menschen getötet und mehr als 350 verletzt worden.

Bei der Razzia in Saint-Denis wurden zudem acht Verdächtige festgenommen. Abaaoud war das erklärte Ziel des Polizeieinsatzes. Weiter gefahndet wird nach einem mutmaßlichen Komplizen der Attentäter, dem Franzosen Salah Abdeslam. Er soll eines der Fluchtautos der Täter gefahren haben, einer seiner Brüder gehörte zu den Attentätern.

Senat entscheidet über verlängerten Ausnahmezustand

Am Freitag wollte der Senat entscheiden, den wegen des Terrors verhängten Ausnahmezustand auf drei Monate zu verlängern. Seine Zustimmung gilt als wahrscheinlich. Am Donnerstag hatte bereits die französische Nationalversammlung den Plan der Regierung gebilligt.

Bei einem Treffen der Innen- und Justizminister der Eu in Brüssel drängte der französische Innenminister Bernard Cazeneuve am Freitag seine EU-Partner, schnell die Kontrollen an den Grenzen zu verschärfen und ein seit längerem immer wieder verschobenes System zur Sammlung von Flugpassagierdaten auf den Weg zu bringen. „Das ist dringend.“

Terroristen würden die Grenzen der EU überqueren, fügte er hinzu. Das sei der Grund, warum die EU ein System für die Aufnahme von Passagiernamen einführen müsse. Dieses System würde es der EU ermöglichen, Extremisten und ausländische Kämpfer, die nach Syrien und in den Irak gingen und von dort kämen, besser zu verfolgen.

Gedenken am 27. November

Frankreich und Belgien wollen ihre europäischen Partner ferner auffordern, Waffengesetze zu verschärfen, die Grenzsicherheit zu erhöhen und Extremistengruppen den Geldhahn zuzudrehen.

Das Büro des französische Präsidenten François Hollande teilte mit, Frankreich werde auf einer nationalen Gedenkveranstaltung am 27. November an die 129 Opfer der Terroranschläge erinnern. Die vom Präsident geleitete Zeremonie werde im Hôtel des Invalides in Paris stattfinden. Dieser Ort gilt als Symbol des französischen Militärs und der Stärke des Landes.

Eine Woche nach den Terroranschlägen versammelten sich am Freitag Menschen spontan vor den Anschlagsorten. Sie trafen sich bei trübem und regnerischen Wetter vor den attackierten Restaurants und Cafés sowie der Konzerthalle Bataclan, um Blumen niederzulegen, Kerzen anzuzünden oder stille Mahnwachen zu halten. Die Anschläge gelten als der schlimmste Gewaltausbruch in Paris seit dem Zweiten Weltkrieg. Zu den Attentaten hatte sich die Terrormiliz Islamischer Staat bekannt.