Die tödliche Messerattacke auf eine 77-Jährige am helllichten Tag in Stuttgart-West sorgt für Verunsicherung. Wie groß ist die Gefahr, auf offener Straße Opfer von Gewalt zu werden? Unsere Crimemap gibt eine klare Antwort.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Der tödliche Messerangriff am Sonntagnachmittag auf eine 77-Jährige in der Forststraße in Stuttgart-West hat viele aufgeschreckt: Wie kann so etwas passieren, am helllichten Tag in Stuttgart-West? Schließlich gilt der Stadtbezirk als relativ sicher.

 

Die Antworten auf den Hergang und die Hintergründe der Tat können nur die bereits laufenden Ermittlungen liefern. Die Kriminalstatistik der Polizei, die unserer Redaktion für das Jahr 2018 vorliegt, weist für Stuttgart-West genau vier Fälle von gefährlicher Körperverletzung auf offener Straße aus. Gemeinsam mit Stuttgart-Nord ist der Westen diesbezüglich der sicherste Innenstadtbezirk. Die meisten solcher Delikte wurden für Mitte (144), Bad Cannstatt (43) und Süd (10) berichtet. Der Großteil der Gewalttaten in der Innenstadt findet in den Nachtstunden am Wochenende statt.

2019 bislang zwei Fälle von Straßengewalt

Auch ein Blick auf unsere Crimemap kann helfen, das Risiko einzuschätzen. Mit dem Crimemap-Projekt verarbeiten wir automatisiert alle Pressemitteilungen der Stuttgarter Polizei und verorten die dort berichteten Delikte auf einer Karte. Zwar werden bei weitem nicht alle von der Polizei erfassten Taten auch per Pressemitteilung berichtet. Gewalttaten wie die vom Sonntag werden aufgrund des großen öffentlichen Interesses aber immer berichtet.

Filtert man die Crimemap nach Gewalttaten, so zeigt sich, dass der Stuttgarter Westen zu Recht als relativ sicher gilt – insbesondere, was Gewalt auf offener Straße angeht. Der spektakulärste Fall der vergangenen Jahre trug sich 2017 zu, als ein 47-Jähriger spätabends vor einem Lokal an der Reinsburgstaße niedergeschossen wurde. Der Fall schaffte es sogar in die TV-Sendung „Aktenzeichen XY ... ungelöst“, konnte in der Folge aber nicht aufgeklärt werden.

Im laufenden Jahr wurden bis zum Sonntag zwei Fälle berichtet, in denen es an einer Haltestelle zum Streit und in der Folge zu Gewalt kam. Die übrigen Fälle gingen weitaus glimpflicher aus. Am Neujahrsmorgen 2015 wurden zwei Passanten von einem Unbekannten mit einer Gasflasche niedergeschlagen.

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Die übrigen Fälle trugen sich entweder ebenfalls in den frühen Morgenstunden zu oder betrafen eine Rettungssanitäterin, die von einem 65-Jährigen angegriffen wurde, weil der sich über den laufenden Motor eines im Einsatz befindlichen Rettungswagens ärgerte. Für Passanten darf der Westen also als sicher gelten – was natürlich nicht den Schrecken der Bluttat vom Sonntag mindert.