Ihr Ende schien bereits besiegelt: Die rund 250 Jahre alte Linde an der Winnender Schlosskirche galt nach einem Brand als einsturzgefährdet und sollte gefällt werden. Doch nun gibt es Hoffnung für den Baum.

Leserredaktion : Kathrin Zinser (zin)

Winnenden - Für die Linde an der Winnender Schlosskirche gibt es doch noch Hoffnung: Sie wird vorerst nicht gefällt, das teilte die Stadt am Donnerstag mit. Der rund 250 Jahre alte Baum war am vergangenen Samstag in Brand geraten – vermutlich durch Brandstiftung. Die genaue Brandursache ist laut Polizei unklar. Möglicherweise sei der hohle Baumstamm als Mülleimer missbraucht worden. Dann hätte aufgrund der extremen Trockenheit wahrscheinlich schon ein glühender Zigarettenstummel ausgereicht, um das Feuer zu entfachen.

 

Die Einsatzkräfte vor Ort waren am Samstagabend zunächst zu der Einschätzung gekommen, dass die Linde gefällt werden müsse, weil sie einsturzgefährdet schien. Die Fällung sollte ursprünglich im Laufe dieser Woche erfolgen. „Inzwischen hat die Stadt eine tief greifende Begutachtung des Baumes zusammen mit einem Baumsachverständigen durchgeführt. Dabei wurde festgestellt, dass die Schäden an dem Baum nicht so gravierend sind, wie sich dies zunächst vor Ort dargestellt hatte“, heißt es nun in einer Pressemitteilung aus dem Rathaus.

Die Linde ist zäh

Der Baumsachverständige Martin Müller, auf dessen Urteil die Stadt auch in anderen Fragen vertraue, was die Standfestigkeit von Gehölzen anbelangt, kommt demnach zu dem Schluss: „Der Baum verdient es, als ‚Torso’ eine Chance zu bekommen.“

Die Stadt Winnenden plant deshalb, die Linde in den kommenden Tagen zu düngen, damit sie wieder zu Kräften kommt. Um die Standfestigkeit zu erhöhen, soll zudem die Baumkrone noch etwas weiter gestutzt werden.

Die alte Linde hat in den gut 250 Jahren ihres Daseins bereits einiges überstanden, berichtet ein Sprecher der Stadt: Demnach ist sie vor 20 oder 30 Jahren von Fäulnis befallen worden, weswegen der Stamm heute hohl ist. Vor etwa zehn Jahren habe der Baum überdies schon einmal gebrannt, aber überlebt. Und schließlich, so der Sprecher, habe ein Sturm der alten Linde vor einigen Jahren stark zugesetzt; Längsrisse im Stamm verursacht und ihre Baumkrone arg ausgedünnt. „Aber Linden sind sehr zäh“, sagt der Mann.

Station auf dem Jakobsweg

Das dürfte viele Winnender, denen der alte Baum offenbar ans Herz gewachsen ist, beruhigen. Sie haben sich in den vergangenen Tagen bei der Stadt gemeldet und sich für den Erhalt der Linde ausgesprochen, heißt es aus dem Rathaus, wo von einer „prägnanten Baumpersönlichkeit“ die Rede ist. Tatsächlich steht die Linde an einem prominenten Platz: Seit im Jahre 2004 der neu erschlossene Jakobsweg von Rothenburg ob der Tauber nach Rottenburg am Neckar an ihr und der Schlosskirche St. Jakobus – einer Station auf dem Pilgerweg – vorbeiführt, weisen zahlreiche Schilder an der „Jakobuslinde“ den Pilgern den Weg. Nach dem Brand sind diese Wegweiser derzeit jedoch abmontiert. Wo sie wieder angebracht werden – ob an der Jakobuslinde oder an anderer Stelle – wird derzeit noch von der Stadt geprüft.

Im Rathaus hofft man, dass die Linde sich über den Winter soweit erholt, dass sie im Frühjahr wieder neu austreiben kann. „Nachdem der Baumsachverständige die derzeitige Standfestigkeit des Baumes bestätigt hat, möchten wir diesem den Winnendern ans Herz gewachsenen Baum gerne noch eine Chance geben“, so der Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth.