Der persönliche Erfolg von Wolfgang Drexler kann die Stadt noch teuer zu stehen kommen.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Wolfgang Drexler kann zufrieden mit sich sein. Dem alten Esslinger SPD-Recken ist es zusammen mit seinen Mitstreitern eindrucksvoll gelungen, die Esslinger beim ersten Bürgerentscheid in der Geschichte der Stadt in großer Zahl zu den Wahlurnen zu locken. Dass die Anhänger des bisherigen Büchereistandorts im Bebenhäuser Pfleghof deutlich mehr Stimmen sammeln konnten als etwa der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger bei seiner zweiten Wiederwahl vor vier Jahren, ist bemerkenswert. Wolfgang Drexler darf das durchaus als persönlichen Sieg verbuchen.

 

Nicht die Vernunft hat gesiegt

Welchen Preis seine Heimatstadt Esslingen für diese private Genugtuung aber möglicherweise wird zahlen müssen, steht auf einem ganz anderen Blatt. Denn nach diesem Wahlsonntag bleibt auch die Erkenntnis, dass nicht die Vernunft gesiegt hat – sondern die Emotion.

Natürlich hat eine Bücherei in einem historischen Gemäuer einen besonderen Charme. Und natürlich fiele es vielen Esslingern schwer, sich von ihrer bisherigen Bücherei zu verabschieden. Aber da sind nicht nur die äußerst schwer kalkulierbaren Umbaukosten für das Kulturdenkmal Bebenhäuser Pfleghof und die Tatsache, dass dort die Fläche kleiner ausfallen wird als in einem Neubau, die der Stadt noch Kopfzerbrechen bereiten werden. Die Pfleghof-Anhänger machen es sich auch reichlich leicht, wenn sie bei der Suche nach einem Interimsstandort die Verantwortung der Stadt zuschieben. Wer A sagt, kann nicht von anderen verlangen, dass sie B nachliefern, zumal eine solche Übergangslösung, die ja immerhin vier bis fünf Jahre genutzt werden soll, weit und breit nicht in Sicht ist.

Der endgültige Durchbruch ist noch nicht geschafft

Bei all der berechtigten Freude der Anhänger des Bebenhäuser Pfleghofs über das Ergebnis des Bürgerentscheids: Der endgültige Durchbruch ist das Ergebnis noch lange nicht. Er ist bestenfalls ein Etappensieg. Zwar wird die Stadt, das hat Jürgen Zieger versprochen, nun die Pläne für die Sanierung des Pfleghofs vorantreiben. Doch vollkommen offen ist noch, wie sich das Landesamt für Denkmalschutz zu den ins Auge gefassten Veränderungen im und rund um den Pfleghof stellen wird. Eines ist jedenfalls sicher: Das letzte Kapitel bei der Suche nach einem Esslinger Büchereistandort ist noch lange nicht geschrieben.