Die verschärften Maßnahmen von Bund und Ländern im Kampf gegen die Corona-Krise erhöhen Ökonomen zufolge die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in Deutschland.

Berlin - Die verschärften Maßnahmen von Bund und Ländern im Kampf gegen die Corona-Krise machen Ökonomen zufolge eine Rezession in Deutschland wahrscheinlicher. „Die Ausdehnung der 2G-Regel auf den Einzelhandel wird faktisch rund 15 Prozent der Erwachsenen aus den Geschäften verbannen“, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. „Das ist eine weitere Belastung für den ohnehin gebeutelten Einzelhandel, obwohl er bereits über bewährte Hygienekonzepte verfügt.“

 

Freiwillige Kontaktreduktion dürften einige Branchen spüren

Vor schwierigen Zeiten stünden aber auch Restaurants, Hotels, Kneipen und andere Dienstleister, die von den Corona-Beschränkungen betroffen sind. „Ich erwarte mehr denn je, dass die deutsche Wirtschaft im Winterhalbjahr schrumpfen wird“, sagte Krämer. Deshalb sei für das gesamte Jahr 2022 nur ein Wachstum von drei Prozent wahrscheinlich, obwohl sich die Wirtschaft nach dem Abklingen von Corona ab dem Frühsommer rasch erholen dürfte. Die Bundesregierung geht bislang noch von 4,1 Prozent aus.

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Berenberg-Bank-Chefvolkswirt Holger Schmieding erwartet durch die Beschlüsse selbst keine großen Folgen für die Wirtschaft, da die allermeisten Kunden geimpft seien. „Stärker dürfte zu Buche schlagen, dass viele Menschen von sich aus wohl Kontakte reduzieren und sich deshalb zurückhalten werden“, sagte der Experte. „Das dürften Einzelhandel, Gastgewerbe, Tourismus und die Unterhaltungsbranche spüren.“

Bundesweit soll künftig die 2G-Regel im Einzelhandel gelten

Angesichts rekordhoher Corona-Neuinfektionen verzichten bereits immer mehr Deutsche auf den Restaurantbesuch. Den Daten der populären Reservierungs-App Open Table zufolge ließen sich zuletzt im Sieben-Tages-Schnitt knapp 30 Prozent weniger Gäste bewirten als vor Ausbruch der Pandemie. Das ist der stärkste Rückgang seit gut einem Jahr. Die Tendenz zeigte zuletzt noch deutlicher nach unten: Am 29. November gab es einen Einbruch von 47 Prozent, am 30. November von 48 Prozent. Die Daten werden von Ökonomen gern genutzt, da sie in der Vergangenheit einen sehr großen Gleichlauf mit der Umsatzentwicklung im Gastgewerbe hatten.

Bundesweit soll künftig die 2G-Regel im Einzelhandel gelten, bei der nur noch Geimpfte oder Genesene den Zutritt zu Geschäften erhalten sollen. Ausgenommen sind Geschäfte des täglichen Bedarfs wie Lebensmittel, Apotheken und Drogerien. Den Handel treffen die neuen Maßnahmen ausgerechnet im umsatzstarken Weihnachtsgeschäft.