Gibt es doch noch ein Happy End? Der US-Pharmagroßhändler McKesson scheiterte mit dem Versuch, den deutschen Branchenkollegen Celesio zu schlucken. Die Flinte ins Korn werfen die Amerikaner aber nicht.

Gibt es doch noch ein Happy End? Der US-Pharmagroßhändler McKesson scheiterte mit dem Versuch, den deutschen Branchenkollegen Celesio zu schlucken. Die Flinte ins Korn werfen die Amerikaner aber nicht.

 

Stuttgart/San Francisco - Der US-Pharmagroßhändler McKesson lässt beim deutschen Branchenkollegen Celesio nicht locker: Auch nach der gescheiterten Übernahme bleiben die Stuttgarter für die Amerikaner ein Wunschpartner. „Ganz klar ist ein gemeinsames Joint Venture für uns eine Alternative“, sagte McKesson-Chef John Hammergren am Montagabend (Ortszeit) in San Francisco. Zuvor war das Unternehmen überraschend an seinem selbst gesetzten Ziel gescheitert, mindestens 75 Prozent der Celesio-Anteile einzusammeln.

Man habe mit Celesio viele Gespräche über verschiedene Möglichkeiten der Zusammenarbeit geführt, berichtete Hammergren. Wenn McKesson den Deal unter sinnvollen Bedingungen wieder hinbekomme, werde man es tun. Zwei Jahre werde man darauf allerdings nicht warten, betonte er. Bevor sie ihr Angebot erneuern können, müssen die Amerikaner allerdings eine Sperrfrist von einem Jahr einhalten.

Auch der Duisburger Mischkonzern Haniel, der 50,01 Prozent der Celesio-Anteile besitzt, hält einen zweiten Anlauf für denkbar. Die Übernahme durch die Amerikaner sei „für alle Beteiligten die beste Option“ gewesen, sagte ein Sprecher am Dienstag. Haniel hatte bereits zuvor Bedauern über den gescheiterten Deal geäußert und angekündigt, alle Optionen zu prüfen.

Das Scheitern des McKesson-Angebots war völlig überraschend gekommen. „Ich kann darüber nur spekulieren, ob Anleger einfach den Termin vergessen hatten“, meinte Hammergren. „Vielleicht haben sie auch warum auch immer geglaubt, es sei mehr drin für sie.“

Für Celesio hätte der Zusammenschluss große Vorteile gehabt

Analysten bewerteten das ähnlich. „Im Endeffekt werden die kleineren Aktionäre darauf spekuliert haben, dass höhere Kurse erreicht werden“, sagte Lars Lusebrink von Independent Research. Zu hoch gepokert habe aber wohl auch der US-Hedgefonds Elliott, der sich kurzfristig bei Celesio eingekauft hatte, um seine Anteile anschließend teuer an McKesson weiterzugeben. Zuletzt hatten sich beide Seiten allerdings auf einen Kaufpreis geeinigt.

Die Celesio-Aktien gaben am Dienstag zeitweise um 5,13 Prozent auf 22,93 Euro nach. Am Vorabend hatte es jedoch kurz nach der Mitteilung noch nach einem deutlich höheren Minus ausgesehen.

Marktbeobachtern zufolge hat McKesson für das erhoffte Happy End nun verschiedene Möglichkeiten. Zum einen könnten die Amerikaner über den Markt Aktien kaufen und ab der Schwelle von 30 Prozent eine neue Übernahmeofferte vorlegen. Zum anderen könnte McKesson vor dem Ende der Sperrfrist von einem Jahr ein neues Angebot vorlegen, wenn Celesio und die Aufsichtsbehörde Bafin mitspielten.

Für Celesio hätte der Zusammenschluss nach eigener Einschätzung große Vorteile gehabt. „Eine Kombination von Celesio und McKesson hätte einen weltweit führenden Anbieter von Healthcare-Services geschaffen und Vorteile für Apotheken, Hersteller, Patienten und andere Kunden sowie für unsere Mitarbeiter gebracht“, hatte Celesios Vorstandssprecherin Marion Helmes erklärt.

McKesson und Celesio wären früheren Angaben zufolge mit 81 500 Mitarbeitern weltweit und einem Jahresumsatz von mehr als 150 Milliarden US-Dollar (111 Mrd Euro) zu einem der größten Pharmagroßhändler geworden.