Ein Verleger, selbst Fan der ersten Stunde, aus dem Kreis Ludwigsburg sammelt Geschichten aus der Kultdisco. Die Resonanz ist so groß, dass es nicht alle Beiträge ins Buch schaffen werden.

Digital Desk: Michael Bosch (mbo)

Ludwigsburg - Bei einigen Rockfabrikfans wirkt das Ende der Kultdiscothek immer noch nach, immer noch brennen an manchen Tagen Kerzen vor dem Gebäude in der Ludwigsburger Weststadt.

 

Auch im Netz schwappte die Welle der Sympathie für die Institution, die nach 36 Jahren schließen musste, beinahe über. Die Fans teilten auf Facebook Erinnerungsstücke aus vergangenen Tagen – alte Konzertkarten, Rockfabrik-Devotionalien, die über die Jahre in Frauenhandtaschen verschwanden und hinausgeschmuggelt wurden, Bilder von Konzerten oder Discobesuchen. Ein Rofajünger ließ sich sogar das Logo der Discothek stechen – und teilte das mit der Internetcommunity.

Ein Buch von Fans für Fans

So hart gesotten sind aber nicht alle. Wer keine Tattoos vorzuweisen hat, teilt eben Erinnerungen. Hunderte Nutzer erzählten in den vergangenen Wochen Geschichten, die sie mit der Rofa verbinden. Viele beginnen so: „Jetzt muss ich auch noch meinen Senf dazu geben...“ oder „Ich war das erste Mal mit 15 in der Rofa...“

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Ähnlich jung war auch Ralf Preusker. Mit 16 Jahren besuchte er den Rocktempel zum ersten Mal, es war der Tag der Eröffnung. Preusker war fasziniert und das Gefühl ließ ihn nicht mehr los. „Ich habe dort meine Jugend und jetzt meinen Alterststammsitz verloren“, sagt der Markgröninger nach dem Ende der Discothek.

Dass es die Rofa nicht mehr gebt, schmerzt ihn. Und deshalb will er zumindest die Erinnerungen – nicht nur seine eigenen – in einem Buch bewahren. Die Idee kam ihm bei seinem letzten Besuch, kurz bevor die Rofa dicht machte. Preusker, der eigentlich Verwaltungsangestellter im Regierungspräsidium Stuttgart ist, führt den kleinen Verlag Literafreak Press und hat das nötige Know-how. Was er verlegt, soll unpolitisch sein, nicht religiös, nicht dogmatisch, aber tiefgründig.

40 Beiträge – mehr nicht

Im Internet hat der 52-Jährige Anfang des Jahres dazu aufgerufen, die Texte und Fotos über die Rofa nicht nur zu teilen, sondern sie ihm zu schicken. „Es soll eine Hommage werden“, sagt der 52-Jährige, „mit Geschichten von Menschen, die dort waren. Eine Außenansicht.“ Ein Buch von den Fans für die Fans sozusagen.

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Hunderte von Beiträge sind in den ersten knapp drei Januarwochen in Preuskers Postfach geflattert, es melden sich Menschen aus ganz Deutschland. Der Markgröninger hätte aber gern noch mehr Auswahl. Bis Ende Februar nimmt er deshalb Beiträge an. Weil niemand einen Wälzer so dick wie die Bibel liest, hat Preusker den Entschluss gefasst, dass es am Ende nur 40 Beiträge ins Buch schaffen.

Entscheiden soll eine fünfköpfige Jury, darunter zwei ehemalige Mitarbeiter der Rofa. Sie soll möglichst unterschiedliche Geschichten auswählen. Auf literarische Qualität will Preusker vordergründig keinen Wert legen, dafür auf Glaubwürdigkeit. „Wenn jemand erzählt, er habe mit Lemmy in der Rofa fünf Schnäpse gekippt, dann muss man schon zweimal überlegen, ob das stimmt“, sagt Preusker, der das Projekt aus eigener Tasche finanziert.

Auch Musiker sollen zu Wort kommen

Apropos bekannte Musiker: Auch ihre Anekdoten sollen Platz finden in dem Buch. Preusker bemüht sich derzeit um Statements der Bands, die in der Rofa aufgetreten sind. Mitte des Jahres soll das Buch fertig sein, in welcher Auflage es erscheint weiß Preusker noch nicht. Aber dass all jene, die es mit ihrer Geschichte ins Buch schaffen, ein Exemplar geschenkt bekommen. „Am liebsten würde ich natürlich alle zu Wort kommen lassen“, sagt der 52-Jährige. Die letzten Seiten des Buches sind deshalb für diejenigen reserviert, deren Geschichten aussortiert werden. Sie sollen sich zumindest mit einem kleinen Zitat oder Bild verewigen dürfen.