Teile des Möbelhauses in Bietigheim-Bissingen sind nach dem Brand im März bis heute nicht nutzbar. Doch schon bald soll hier die Wiedereröffnung gefeiert werden. Das Haus wird dann anders aussehen als früher.

Ein technischer Defekt hat am 6. März 2022 das Leben von Frank Hofmeister schlagartig auf den Kopf gestellt. In einem der beiden großen Gebäudetrakte seines Möbelhauses in Bietigheim-Bissingen war an jenem Sonntag in der Schlafzimmerabteilung eine Sicherung durchgebrannt. Das Feuer habe wohl zuerst auf Matratzen übergegriffen, dann immer weiter gewütet, erzählt er. In toxischer Kombination mit dem Rauch, dem Ruß und Unmengen von Löschwasser hinterließ das am Ende ein Bild der Verwüstung. Buchstäblich alles – ob Tische, Stühle oder Schränke – musste raus und größtenteils entsorgt, die einstigen Schauräume komplett entkernt werden. Und aus Frank Hofmeister, dem Geschäftsführer, wurde von jetzt auf nachher Frank Hofmeister, der Geschäftsführer und Aufbaumanager.

 

Jeden Tag informiert er sich seitdem über den Stand der Dinge auf der Baustelle – und kann nun vermelden: „Im zweiten Quartal werden wir eine Einweihungsparty feiern können. Das schaffen wir.“ Gemünzt ist diese Prognose auf jenen Teilbereich im Einrichtungshaus, der weiter vom Brandherd entfernt lag und ergo weniger stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Hier waren beispielsweise die Maler schon zu Gange. Zudem wurde eine Brandschutzwand zu dem Gebäudetrakt eingezogen, der bei dem Feuer stärker beschädigt wurde. Damit würde zum einen eine Auflage für den Wiederbetrieb eingehalten, zum anderen wehre man den Geruch von kaltem Rauch ab, der immer noch ein wenig hinter der Mauer in den Wänden hängt, erklärt Frank Hofmeister. Sobald die Kundschaft in den Trakt zurückkehren kann, soll auch die überdachte Brücke zum komplett unversehrt gebliebenen zweiten großen Hofmeister-Haus auf dem Gelände, dem Trendygebäude, wieder freigegeben werden.

Komplette Wiedereröffnung für 2024 anvisiert

Allzu lange soll es anschließend auch nicht mehr dauern, bis die Handwerker die am heftigsten betroffene Fläche fertigsaniert haben. Geplant sei, dass irgendwann im Laufe des Jahres 2024 wieder auf den kompletten rund 25 000 Quadratmetern Möbel präsentiert werden können.

Die Zwischenzeit hat Hofmeister so überbrückt, dass das schwerpunktmäßig für eine jüngere Zielgruppe bestimmte Sortiment von Trendy und das eher klassische Portfolio, wie man es aus dem vom Feuer betroffenen Gebäude kannte, gebündelt bei Trendy ausgestellt wurde. Ein „Best of“ aus beiden Welten, wenn man so will. „Wir haben das Haus in zwölf Wochen quasi komplett neu gestaltet, im laufenden Betrieb, und mussten keinen einzigen Tag schließen“, erklärt der Geschäftsführer. Diese Entscheidung habe sich als goldrichtig erwiesen. Hofmeister hat außerdem beobachtet, dass die Kundschaft mittlerweile hauptsächlich wegen der Konjunkturkrise nicht mehr in der früheren Frequenz einkauft, dafür aber mehr Geld für einzelne Produkte investiert.

Viel Geld fließt in den Wiederaufbau

Ein Punkt, der sich in dem Konzept für die Neueröffnung des ersten Teilabschnitts im sanierten Gebäude niederschlagen soll. Hofmeister möchte hier Möbel verkaufen, die im Preis eine Stufe über dem bisherigen Niveau liegen. Wie darüber hinaus nach der Komplettöffnung die Ausstellungsflächen im Einzelnen bestückt werden, müsse noch festgezurrt werden. „Das hängt auch von den Marktgegebenheiten ab“, betont Frank Hofmeister, der das Familienunternehmen in vierter Generation führt. Er kann auch nicht auf Heller und Pfennig genau sagen, wie viel Geld er in den Wiederaufbau steckt. Er schätzt aber, dass am Ende ein höherer einstelliger Millionenbetrag zusammenkommt.

Umstellung auf Geothermie

Darunter sind freilich auch Investitionen, die das Familienunternehmen früher oder später ohnehin in Angriff genommen hätte – und nun, da das vom Brand betroffene Möbelhaus völlig entkernt dastand, leichter umsetzen konnte. Hofmeister ließ etwa ein filigranes, luftiger wirkendes Geländer aus Glas montieren. Zudem wird künftig auf eine Klimatisierung umgestellt, die zwar nicht in Gänze, aber doch teilweise auf Basis einer umweltfreundlichen Geothermieheizung beruht.

Personal wird umgeschichtet

Der Brand hatte ebenfalls zur Folge, dass mit dem plötzlichen Wegfall von Verkaufsfläche zwangsläufig Personal habe umgeschichtet werden müssen, erklärt Hofmeister. „Mitarbeiter wurden dann nicht unbedingt in den Bereichen eingesetzt, in denen sie vorher tätig waren“, sagt er. Der bisherige Teppichverkäufer helfe nun beispielsweise beim Verpacken von Online-Waren mit. „Das hat zu einer Durchmischung geführt und den Zusammenhalt im Team gestärkt“, erzählt Hofmeister. Aber klar ist natürlich auch: Trotz der Chancen, die sich aus der Not heraus ergeben haben, hätten er und seine Mannschaft auf die Erfahrung mit einem Großbrand liebend gern verzichtet.

Das Unternehmen im Profil

Anfänge
Der Grundstein für das heutige Großunternehmen Hofmeister wurde 1892 in einer kleinen Schreinerei in Kirchheim am Neckar gelegt. Mittlerweile betreibt Hofmeister drei Einrichtungshäuser: in Bietigheim-Bissingen, Sindelfingen sowie Möbel Borst in Ehingen. Außerdem sind unter dem Dach des Unternehmens elf Küchenfachmärkte vereint, unter anderem in Backnang und Heilbronn.

Umsatz
Hofmeister beschäftigt alles in allem rund 1000 Mitarbeiter. Der Umsatz betrug zuletzt 195 Millionen Euro.