Dass es sich bei den Räubern um absolute Profis gehandelt haben muss, steht fest. Bestimmt seien es Osteuropäer gewesen, gab der Wachmann zu Protokoll – „weil sie so nach Knoblauch gerochen haben“. Denn gesprochen haben die drei kein Wort. Sie wussten offenbar, dass die Überwachungstechnik in Castelvecchio auch mit Mikrofonen bestückt ist. Erstaunlicherweise wussten sie noch mehr aus dem Innenleben des Museums: Sie kannten und nutzten beispielsweise eine dem normalen Publikum verborgene Innentreppe. Sie wussten, dass ab 19.30 Uhr der Wachmann im Museum allein sein würde.

 

Aber warum hat die Polizei nichts mitbekommen? Normalerweise, so sieht es das Sicherheitsprotokoll des Museums vor, schaltet der Wachmann um 20 Uhr die Nacht-Alarmanlagen ein. Die Signale laufen in der Zentrale des privaten Sicherheitsdienstes Sicuritalia zusammen, und falls die Einsatzzentrale zehn Minuten nach der vereinbarten Zeit merkt, dass in dem betreffenden Museum der Alarm ausgefallen oder gar nicht eingeschaltet worden ist, dann wird die Polizei geholt. Normalerweise. In Verona hat das nicht stattgefunden. Womöglich haben die Räuber gewusst, dass die Luft rein sein würde: Nach 20 Uhr nämlich waren sie noch weitere 40 Minuten seelenruhig in Castelvecchio tätig. Sie müssen sogar mehrmals zwischen dem im Hof geparkten Wagen des Nachtwächters und den Sälen hin- und hergegangen sein, denn so viele Gemälde mit Rahmen, wenngleich eher kleineren Formats, trägt man nicht so einfach als Stapel weg.

Die Behörden warten auf eine Lösegeld-Forderung

Und jetzt? Warten Italiens Behörden im Prinzip auf eine Lösegeldforderung. Denn die Gemälde seien zu berühmt, als dass sie auf dem Kunstmarkt verkauft werden könnten, sagen sie. Es sei denn, ein Sammler habe die Diebe mit einem ganz konkreten Wunschzettel ausgestattet und verstecke die Bilder nun zu privatem Pläsier in seinen eigenen Räumen.

Vielleicht kommt auch gar kein Lebenszeichen mehr, genauso wie bei jenem 1639 gemalten Altargemälde des Guercino. Das barocke Madonnen-Bild war im August 2014 einfach aus einer nicht gesicherten Kirche in Modena verschwunden – offenbar am helllichten Tag und trotz seiner Größe: es misst knapp drei auf zwei Meter.