Es sind verstörende Bilder, die direkt in die Geschichtsbücher der USA wandern werden: Die Erstürmung des US-Kapitols am 6. Januar war von Menschen in seltsamen Aufzügen begleitet. Das ist über sie bekannt.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Washington D.C. - Selbst diejenigen, die vor Donald Trump und dessen teilweise gefährlichen Anhängern gewarnt haben, hätten sich Bilder wie diese wahrscheinlich nicht ausdenken können: Nach der Erstürmung des US-Kapitols posieren unter anderem oberkörperfrei Menschen in den Räumlichkeiten des Herzens der zweitältesten bis heute bestehenden Demokratie der Welt, die Büffelhörner als Kopfschmuck tragen. Die Galleonsfiguren des 6. Januars 2021 muten bizarr an und werden wohl auch deswegen so schnell nicht Vergessenheit geraten. Immer mehr Details werden über sie bekannt. Was wir über einige Trump-Anhänger, die an den Ausschreitungen beteiligt werden und optisch herausstechen, wissen:

 

Der Mann mit den Büffelhörnern

...heißt Jake Angeli, ist nach übereinstimmenden Medienberichten QAnon-Anhänger versteht sich selbst außerdem als einen Schamanen. QAnon, eine obskure Bewegung, die auch in Deutschland Zulauf erfährt, glaubt an eine satanistische Weltverschwörung Superreicher, Prominenter und Linker, denen sie auch Kindsentführungen zuschreiben – mit dem Ziel, aus deren Blut lebensverlängernde Elixiere zu gewinnen. Seine Reise nach Washington D.C. soll sich Angeli durch eine Crowdfunding-Kampagne mitfinanziert haben.

Für im Internet kursierende Behauptungen, Angeli gehöre zur Antifa-Bewegung, gibt es keine Belege, im Gegenteil: Sein Brust-Tattoo, der sogenannte Wotansknoten, gilt als Symbol, das vor allem in rechtsextremen Kreisen Verbreitung findet. Außerdem existieren zahlreiche Aufnahmen des „QAnon-Schamanen“, wie viele Medien den 32-jährigen Jake Angeli nennen, die ihn bei früheren Trump-Wahlkampfveranstaltungen zeigen – nicht gerade das Umfeld, in dem sich Antifa-Aktivisten sonst tummeln.

Der Mann mit dem Firmenausweis daneben

Bärtig und auf Fotos häufig rechts neben dem Gehörnten zu sehen ist ein Mann, der jetzt seinen Job los ist. Der Grund: Er trug seinen Firmenausweis deutlich sichtbar an einem Bändel um den Hals, was wiederum aufmerksamen Nutzern sozialer Netzwerke auffiel, die den Ausschnitt vergrößerten. Das Unternehmen reagierte prompt und verlautbarte in einer Stellungnahme, sich von dem Mitarbeiter umgehend getrennt zu haben. Auch die Stellungnahme, in der sich das Unternehmen von dem Sturm aufs Kapitol deutlich distanziert, wurde in sozialen Netzwerken unzählige Male geteilt.

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Er wird womöglich nicht der letzte bleiben, der Probleme mit seinem Arbeitgeber bekommt. Nach Aussagen der US-Bundesstaatsanwaltschaft durchsucht das Justizministerium derzeit systematisch soziale Netzwerke, um weitere Täter ausfindig zu machen.

Man kennt ihn aus Wacken: Den Gitarristen von Iced Earth

Jon Schaffer hat nie einen Hehl aus seiner Sympathie für Donald Trump gemacht. Dass der Gitarrist der Metal-Band Iced Earth (ehemals Purgatory), die 2019 noch beim Metal-Festival in Wacken auftrat, sich am Sturm auf das US-Kapitol beteiligen würde, wie Bilder belegen, ging manchen Fans aber zu weit. Das zeigen unter anderem Reaktionen auf Twitter:

Weiter trug Schaffer, wie auf Bildern zu erkennen ist, eine Mütze der „Oath Keepers“ – sie gelten als eine militant organisierte rechtsextreme Gruppe. Auch umstrittene Kopfbedeckungen trug Schaffer nicht zum ersten Mal. Immer wieder brachte ihm bei Auftritten das Tragen der Konföderierten-Flagge Kritik ein. Diese wurde von den Besetzern am 6. Januar ebenfalls geschwungen.

Besonders geschmacklose faschistische Symbole

Neben jenseits rechter Kreise vielleicht nicht ganz so bekannten Wotansruten stellten andere Stürmer ihre Gesinnung sehr viel deutlicher zur Schau. Die Aufschrift „Camp Auschwitz“ trug ein Mann mit langem Bart auf dem Pullover, darunter „work brings freedom“, „Arbeit macht frei“. In dem Konzentrationslager ermordeten die Nazis mehr als eine Million Menschen, die meisten darunter Juden.

Die Aufklärung der Ereignisse wird noch eine Weile andauern und sicher noch weitere Erkenntnisse über Eindringlinge zutage fördern. Fünf Menschen starben bei den Ausschreitungen, 68 Verdächtige wurden festgenommen (Stand Freitagmittag). 56 Polizisten wurden nach Polizeiangaben bei den Ausschreitungen verletzt.