Vor einem Jahr sind mächtige Gesteinsabbrüche im Salzbergwerk Heilbronn bekannt geworden. Das Unternehmen will jetzt mit offensiver Informationspolitik das Sicherheitsgefühl stärken.

Heilbronn - Vor einem Jahr wurde ein Firstablöser im Salzbergwerk Heilbronn bekannt, also ein Gesteinsabbruch, bei dem einige hundert Tonnen Gestein unter Tage herab gebrochen waren. Damit brach auch das Vertrauen in die Südwestsalz AG (SWS) ein. Deren Aktien liegen fast hälftig beim Land und bei der Stadt Heilbronn und bringen gute Rendite. Jetzt ist ein neuer Firstabbruch bekannt geworden. Dabei hat sich gezeigt, dass die SWS die Lehren der Vergangenheit offenbar verstanden hat. Je frühzeitiger und umfangreicher die Öffentlichkeit informiert wird, desto eher begrenzt sich der Schaden tatsächlich auf das heruntergefallene Gestein.

 

Mit einer neuen Strategie der Öffentlichkeitsarbeit, für die verbindliche Handlungsrichtlinien festgelegt wurden, will man altes Vertrauen wieder aufbauen – und das erschütterungsfrei.

Pressekonferenz in 200 Meter Tiefe

Der Vorstandssprecher Kai Fischer und der SWS-Bereichsleiter Bergbau und Salz, Wolfgang Rüther, standen zu diesem Zweck samt externen Gutachtern und Geologen in 200 Meter Tiefe Vertretern des zuständigen Freiburger Regierungspräsidiums und der Presse Rede und Antwort. In detaillierten Darstellungen erläuterten sie, dass auf Grund des geologischen Aufbaus der Schichten in diesem „Heilbronner Becken“ noch nicht einmal ein Erdbeben den salzführenden Schichten zur Gefahr werden könnte. Einen Wassereinbruch schlossen die Fachleute ebenfalls vollständig aus. Das, was man hier vor Jahrzehnten als „Wassereinbruch“ feststellte, sei fossiles Wasser gewesen, das wohl seit Millionen von Jahren kein Tageslicht mehr gestreift hatte, so die Aussage.

Gesteinsabbrüche seien absolut normal. Sie könnten sogar das Ergebnis besonderer Sicherheitsmaßnahmen sein und würden immer wieder vorkommen, betonte der Geologe Andreas Jonischkeit aus Filderstadt immer wieder. Den Gesteinsabbrüchen gilt aber vor allem aus Gründen des Arbeitsschutzes weiter besondere Aufmerksamkeit. Man habe alle Messungen und Kontrollen inzwischen optimiert.

Restmüll macht die Kammern voll

Der Firstablöser von vor einem Jahr war deshalb so spektakulär, weil er vermutlich zwei Jahrzehnte in einer geschlossenen Kammer mit Restmüll unentdeckt geblieben war. Inzwischen seien, bis auf eine, alle diese Kammern untersucht worden. Sie werden nun deckenhoch verfüllt. Axel Stäubert, Geologe aus Mitteldeutschland, betonte immer wieder, dass gerade die Verfüllung die Standsicherheit garantiere.

Verfüllt werden die Kammern nach dem Salzabbau mit Abraummaterial und mit Restmüll. Das ist einerseits ein lukratives Zusatzgeschäft, andererseits ein Reizwort für Umweltschützer. Das Pro-Argument der Entsorgungstochter der Südwestsalz lautet: Vollständiger Abschluss von der Biosphäre. Vor der endgültigen Einlagerung finde eine umfangreiche Reststoffverwertung statt.

Was von den Resten und Stäuben etwa aus Hausmüllverbrennungs-, Biomasseheizkraft- oder Abwasseraufbereitungsanlagen oder an Baurestmengen und Gießereireststoffen noch übrig ist, kann auf ewig in den Salzkammern verschwinden – und tut dies seit 1986, als der Beschluss fiel, das Salzbergwerk auch dafür zu nutzen.

Ein Atomlager will man nicht

Auf die Frage, ob man, gerade weil für das Salzbergwerk Heilbronn ein hoher Sicherheitsstandard gefordert wird, damit rechnen müsse, bei der Suche nach einem Atommülllager auf die Liste möglicher Standorte zu kommen, sagt der Vorstand, das sei derzeit kein Thema. Es gebe ja noch nicht einmal die Standards für eine solche Lagerstätte, keine Anfrage und schon gar kein Angebot. Man wolle das nicht. Und Der Heilbronner Rathaussprecher Christian Britzke ergänzt dazu, es sei nicht vorstellbar, dass der Heilbronner Gemeinderat das genehmigen würde

Zur neuen Strategie der Offenheit gehört neben einer stets aktualisierten Internet-Präsentation auch das Angebot, interessierte Bürger zu Führungen und zur Infomationen einzuladen. Ob man damit argumentativ den Einwänden der Umweltschützer begegnen kann und ob es gelingen wird, die emotionale Ebene zu versachlichen, muss sich weisen. Das Mehr an versprochener Information birgt schließlich auch die Gefahr einer anderen Wahrnehmung, zum Beispiel wenn künftig alle Firstablöser bekannt gemacht werden, was in der Vergangenheit ja nicht der Fall war.