Nach der ersten Runde der OB-Wahl müssen sich die Kandidaten neu sortieren. Noch ist offen, ob Christopher Probst, der Vertreter der Freien Wähler/Mannheimer Liste, im zweiten Wahlgang noch einmal antritt oder sich gar für Rosenberger ausspricht.

Mannheim - Die Mannheimer haben in der Vergangenheit selten mit einer hohen Wahlbeteiligung von sich reden gemacht. Ob bei Bundes- oder Kommunalwahlen, „die rote Laterne haben wir ja schon oft gehabt“, sagt der stellvertretende SPD-Vorsitzende Petar Drakul relativ gelassen. Mit nur 30,7 Prozent hat die Beteiligung bei der OB-Wahl am Sonntag nun aber einen neuen Tiefstand erreicht – sie lag gut sechs Prozent unter der von vor acht Jahren. In der westlichen Neckarstadt und im Wahlbezirk Innenstadt/Jungbusch wollten nur 14,6 beziehungsweise 18,1 Prozent der Wahlberechtigten mitentscheiden, wer künftig an der Spitze der Stadt stehen soll. Damit sei man „auf der unteren Ebene“ dessen angekommen, was sich schon im Vorfeld abgezeichnet habe, bedauerte OB Peter Kurz (SPD) noch am Wahlabend und diagnostizierte „eine generelle Unterschätzung der Kommunalpolitik“.

 

„Es ist schade, dass nicht mehr Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit genutzt haben, mit ihrer Stimme direkten Einfluss zu nehmen“, sagte auch der Erste Bürgermeister und Vorsitzende des Wahlausschusses, Christian Specht (CDU) bei der Bekanntgabe des offiziellen Endergebnisses. Kurz war dabei mit 46,8 Prozent der Stimmen auf Platz eins gelandet und hatte die nötige absolute Mehrheit verfehlt. Mit 33,8 Prozent für den CDU-Bewerber Peter Rosenberger, derzeit OB in Horb, und 15,9 Prozent für den Vertreter der Freien Wähler/Mannheimer Liste, Christopher Probst, kamen seine beiden Herausforderer aus dem bürgerlichen Lager zusammen auf mehr Stimmen – und schnitten besser ab als die meisten erwartet haben. Noch ist offen, ob die durchaus auf Profil bedachte Mannheimer Liste im zweiten Wahlgang noch einmal antritt oder sich gar für Rosenberger ausspricht; doch da wird man wohl schon am Dienstag mehr erfahren.

Vor allem die potentiellen Wähler des Amtsinhabers sind nicht zur Wahl gegangen

Wahrend Probst und Rosenberger ihr Stimmenreservoir weitgehend ausgeschöpft haben dürften, sind am Sonntag nach allem was man hört vor allem potentielle Wähler des Amtsinhabers daheim geblieben. „Da dachten viele, das ist doch klar, es wird schon laufen, auch ohne sie. Das haben mir im Vorfeld immer wieder Menschen gesagt, die ich angesprochen habe“, erläutert der SPD-Vorsitzende Wolfgang Katzmarek. Etliche im Rot-Grünen Lager haben Kurz aber wohl auch ganz bewusst die Gefolgschaft verweigert.

„Ich allein könnte ihnen auf Anhieb ein Dutzend Verweigerer nennen, die zuhause geblieben sind, weil sie dem OB einmal einen Denkzettel verpassen wollten, aus ganz verschiedenen Gründen – etwa wegen der Buga-Pläne oder weil sie ihn vor allem als Vertreter des klassischen Bildungsbürgertums sehen, weniger als den eines einfachen Arbeiters“, verriet ein alter Hase im Rathaus. All das ist aber nicht unbedingt eine Mannheimer Besonderheit. Geringe Beteiligungsquoten sind nach einer Veröffentlichung des Statistischen Amts der Landeshauptstadt Stuttgart in Deutschland inzwischen „Normalität“. Dort hat man festgestellt, dass zuletzt nur in 13 von 76 Großstädten in denen OB- oder Bürgermeister direkt gewählt werden, mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten abgestimmt haben.

Die SPD will im zweiten Wahlgang „nochmal Gas geben“

In Halle, Wiesbaden, Offenbach und Reutlingen lag die Quote sogar deutlich unter 30 Prozent. Auch im gutbürgerlichen und sicher nicht völlig apolitischen Heidelberg sind im vergangenen Jahr noch 22 Prozent der Leute zur OB-Wahl gegangen. Allerdings gab es dort, im Gegensatz zu Mannheim, auch nur einen und nicht drei Bewerber arrivierter Parteien.

In Mannheim werden die Aspiranten nun alles tun, um bis zum zweiten Wahlgang am 5. Juli ihr Potenzial noch besser auszuschöpfen. „Wir werden auf jeden Fall versuchen, nochmals Gas zu geben“, sagt der SPD-Chef. „Schließlich geht es jetzt um die Wurst“, ergänzt sein Stellvertreter.