Nach der Neuordnung des Luft- und Raumfahrtkonzerns wird nicht nur der Name EADS gestrichen und in Airbus umgetauft, sondern es sind auch Einsparungen bei den deutschen Töchtern zu erwarten.

München - Die Namensänderung des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS geht einher mit einem fundamentalen Strategieschwenk. „Wir streben nicht mehr nach einer Balance zwischen Airbus und dem Militärgeschäft“, erklärte EADS-Chef Tom Enders nun, nachdem ihm vor Jahresfrist von der Politik eine Fusion im Wehrgeschäft mit dem britischen Rüstungsriesen BAE Systems verboten worden war. Jetzt zieht er erste Konsequenzen daraus, denen bald weitere und für das Personal wohl unerfreuliche Schritte folgen werden.

 

Der Name EADS wird gestrichen, der Konzern heißt künftig wie der größte Bereich – Airbus (Passagierflugzeuge). Der Konzern wird in zwei Hälften geteilt, eine zivile und eine an öffentliche Auftraggeber gebundene militärische Hälfte. Der US-Konkurrent Boeing ist ähnlich aufgestellt; auch er nennt sich nach der tragenden zivilen Flugzeugsparte. Auch Boeing ist in Zivil- und Militärgeschäft gegliedert.

EADS-Halbjahresbilanz zeigt, wohin die Reise geht

Man kann die Neuordnung der künftigen Airbus-Gruppe aber auch mit anderen Überschriften versehen. Dann wird der Konzern unterteilt in einen vom französischen Toulouse aus gesteuerten Bereich (Passagierflugzeuge, Hubschrauber) und einen mit deutscher Zentrale in München. Dort sitzt künftig der Teilkonzern Airbus Defence & Space, das Dach für die bisherigen Sparten Rüstung (Cassidian), Raumfahrt (Astrium) und Militär-Airbus (A400M). Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) nannte das ein gutes Signal und Vertrauensbeweis in die Leistungsfähigkeit deutscher Standorte. Ob er das Ende des Jahres auch noch so sieht, darf bezweifelt werden, unabhängig davon, wie die Bundestagswahl endet.

Denn Enders hat die Wachstumspläne für den militärischen Airbus-Teil begraben. Die neue Struktur sei gewählt worden, um dem veränderten Marktumfeld Rechnung zu tragen. Damit gemeint sind schrumpfende Wehretats vor allem im europäischen Heimatmarkt. Wenn der Euro und EU-Krisenstaaten gerettet werden müssen, ist eben kein Geld mehr für Rüstung oder Raumfahrt übrig. Beide Bereiche hängen existenziell am Tropf öffentlicher Auftraggeber.

Die EADS-Halbjahresbilanz zeigt, wohin die Reise geht. Auftragseingang Militär-Airbus minus 49 Prozent, Astrium minus 13 Prozent, Cassidian minus 27 Prozent. Diese drei Geschäfte stehen für rund ein Viertel des EADS-Umsatzes, aber nur für 219 Millionen Euro des 1,5 Milliarden Euro hohen Halbjahresgewinns 2013.

Militärjets haben ein Verfallsdatum

EADS-Gesamtbetriebsratschef Rüdiger Lüthjen hat bereits einen „sozialverträglichen Umbau“ des Konzerns angemahnt. Denn vermutlich wird das laufende Sanierungsprogramm für die Wehrtechnik demnächst verschärft. Bislang geplant ist der Abbau von 850 Stellen – damit sollen die Kosten um jährlich rund 570 Millionen Euro gesenkt werden. Der neue Konzernteil Airbus Verteidigung und Raumfahrt mit seinen insgesamt 45 000 Beschäftigten sei gebildet worden, um Kosten zu reduzieren und Synergien zu heben, ließ Enders mitteilen. Was das im Detail bedeutet, vor allem für das Personal, will er im vierten Quartal sagen.

Den Beschäftigten in den Krisensparten dürfte beim Blick in die Zukunft angst und bange werden. Die noch erfolgreichen Militärjets Tornado und Eurofighter haben ein Verfallsdatum. Bemannte Kampfflugzeuge gelten als Auslaufmodelle. Die Zukunft gehört unbemannten Drohnen. Ob die je in größerem Umfang aus Airbus-Produktion fliegen werden, darf vor dem Hintergrund der aktuellen Vorgänge um Euro Hawk bezweifelt werden.

Was immer Enders Ende des Jahres noch an unangenehmen Details verkünden wird, weiterer Stellenabbau in den Airbus-Wehrsparten ist mittel- bis langfristig vorprogrammiert. Dafür hat vor allem die deutsche Politik mit ihrem Veto bei BAE Systems gesorgt. Bei einer Fusion wären ernsthafte Angriffe auf den lukrativen US-Rüstungsmarkt möglich gewesen. In Europa gibt es dagegen „noch viele Jahre“ Budgetrestriktionen, ist Enders klar.