Der gewaltsame Tod eines Jungen am Frankfurter Hauptbahnhof bewegt auch nach einer Woche die Menschen. In Deutschland wird viel über Sicherheit debattiert - die Bahn sucht jetzt nach Lösungen.

Berlin - Eine Woche nach der tödlichen Attacke am Frankfurter Hauptbahnhof nimmt die Deutsche Bahn die Sicherheit an Bahnhöfen ins Visier. Eine entsprechende Projektgruppe der DB wurde am Montag ins Leben gerufen. „Es geht darum, dauerhaft vernünftige Lösungen für mehr Sicherheit zu finden“, sagte ein Bahn-Sprecher in Berlin. „Was wir jetzt nicht brauchen, ist vorschneller Aktionismus.“ Auf ein erstes Treffen mit der Bundespolizei am Montag sollen weitere Gespräche mit Bahnexperten und Sicherheitsleuten folgen. Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung berichtet.

 

Vor einer Woche hatte ein Mann einen Achtjährigen und dessen Mutter vor einen einfahrenden ICE gestoßen. Der Junge starb noch im Gleisbett, seine Mutter konnte sich in letzter Sekunde retten.

Die Gruppe soll nun Effizienz, Machbarkeit und Kosten ermitteln - zum Beispiel für Bahnsteigmarkierungen, Ansagen, mehr Sicherheitspersonal und mehr Videoüberwachung, hieß es. Die Lösungen könnten personeller, organisatorischer oder technischer Art sein, sagte der Bahn-Sprecher. „Wir sind völlig ergebnisoffen.“ Ziel sei, bis zu einem von Innenminister Horst Seehofer (CSU) angekündigten Sicherheitsgipfel Ideen zu erarbeiten.

Eritreer sitzt in Untersuchungshaft

Der Tatverdächtige, ein Eritreer, der seit 2006 in der Schweiz lebte, sitzt wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft. Neue Einzelheiten, beispielsweise zum Motiv, seien nicht bekannt, sagte eine Sprecherin der Frankfurter Staatsanwaltschaft am Montag. Ein Sachverständiger prüfe derzeit die psychische Verfassung des Mannes „Bis ein schriftliches Gutachten vorliegt, kann es aber noch Wochen dauern.“

Die Tat hat deutschlandweit Aufsehen erregt. Viele, die in der vergangenen Woche auf Bahnsteigen unterwegs waren, werden von einem mulmigen Gefühl begleitet gewesen sein. Zumal einige Tage zuvor bereits am Bahnhof Voerde (Nordrhein-Westfalen) eine 34 Jahre alte Frau vor einen Zug gestoßen und tödlich verletzt worden war. Auch hier kannten sich Täter und Opfer den Ermittlungen zufolge nicht.

Am Frankfurter Hauptbahnhof ist die Tragödie nach wie vor sehr präsent. An Gleis 7, wo es vor einer Woche zu der Attacke gekommen war, erinnert ein großes Blumenmeer an die Tat. Noch immer bleiben Passanten stehen, halten einen Moment inne. Eine Frau legt am Montag eine Engelsfigur ab und schiebt schnell ihre Sonnenbrille vor die verweinten Augen. Viele haben Briefe und Karten mit Botschaften hinterlassen. „Unser aufrichtiges Beileid und tiefes Mitgefühl für den schweren Verlust“, schreibt die Eritreische Gemeinde.

Zwischen den Hunderten Blumensträußen und Kerzen liegen Dutzende Kuscheltiere - aber auch die ein oder andere Deutschlandflagge. Die Tat hatte auch eine politische Debatte über Sicherheit ausgelöst. So wird beispielsweise der AfD vorgeworfen, das Verbrechen instrumentalisiert und Hass und Hetze geschürt zu haben.