Die beiden Menschen, die am Wochenende bei einem Unfall auf einem Schulfest mit einer Aussichtsgondel in Neuenstadt am Kocher nahe Heilbronn verletzt wurden, sind außer Lebensgefahr. Dies gibt die Polizei bekannt.  

Neuenstadt am Kocher - Die beiden Menschen, die bei einem Unfall mit einer Aussichtsgondel am Wochenende in Neuenstadt am Kocher nahe Heilbronn verletzt wurden, sind außer Lebensgefahr.

 

Der vergleichsweise glimpfliche Ausgang ist offenbar einer schnellen Reaktion des Kranführers zu verdanken. Er brachte den Ausleger nach Angaben eines Sprechers der Stuttgarter Kranfirma Scholpp während des Falls in eine Drehbewegung, so dass er in ein Hausdach krachte. „Sonst wäre die Gondel ungebremst auf dem Boden aufgekommen und der Kranarm dann auf die Gondel gefallen. Das wäre schlimm ausgegangen.“

Bei dem Unglück war am Samstag während eines Schulfests der Kranarm abgeknickt und mit einer daran befestigten Gondel in das Mehrfamilienhaus gestürzt. Die Gondel mit 13 Menschen befand sich auf einer Höhe von 40 bis 45 Metern. Zunächst war fälschlicherweise von 70 Metern die Rede gewesen. 16 Menschen wurden verletzt, darunter fünf Kinder. Der Kranführer erlitt einen Schock.

Der 59 Jahre alte stellvertretende Schulleiter, der in Lebensgefahr schwebte, sei auf dem Weg der Besserung, sagte eine Polizeisprecherin am Montag. Der Zustand einer 24-jährigen Frau sei zwar noch kritisch, aber nicht mehr lebensbedrohlich. Neun Menschen waren am Morgen noch im Krankenhaus, vier weitere bereits entlassen. Die Wohnung, in die der Kran fiel, sei zum Teil bewohnbar.

Durch die Drehbewegung war die Gondel gegen die Hauswand geprallt und hielt stand, sagte der Scholpp-Sprecher. „Die stabile Konstruktion hat weitere Sicherheit gegeben.“ Beim Unglück habe offensichtlich der elektronische Lastenmomentbegrenzer versagt. Dieser sorgt dafür, dass sich der Kran bei einer Überlastung nicht weiter beugen lässt. Damit wird ausgeschlossen, dass der Ausleger Übergewicht bekommt und - wie in Neuenstadt passiert - den fast 50 Tonnen schweren Kranwagen aushebelt. „Warum dieser Sicherheitsmechanismus nicht gegriffen hat, wird jetzt untersucht.“

"Dabei ist nichts Schlimmes passiert"

Die Gondel mit einem Gesamtgewicht von 2,2 Tonnen sei eigentlich „kein Gewicht für den Kran“, der mit 7,6 Tonne das 3,5-fache heben könne, sagte der Sprecher. Solche Unfälle kämen zudem sehr selten vor. „Unsere 35 Kräne sind 10 000 Stunden pro Jahr im Einsatz, ohne dass es zu nennenswerten Zwischenfällen kommt.“ Der Gondelbetrieb sei nur ein sehr kleines Geschäftsfeld.

Ein weiterer Gondel-Unfall vor drei Wochen in Fellbach (Rems-Murr-Kreis), bei dem der Kranarm beim Aufsetzen der Gondel kurz deren Dach touchierte, sei auf einen Bedienungsfehler zurückzuführen. „Dabei ist nichts Schlimmes passiert.“

Die Aufstellung des Krans in Neuenstadt hatte das Landratsamt Heilbronn genehmigt. Was mit dem Kran dort gemacht werden sollte, war nicht bekannt, sagte ein Behördensprecher. „Zudem gehen wir davon aus, dass Kräne entsprechend geprüft und zugelassen sind.“

Ingenieur Walter Steffen von der Prüfgesellschaft Dekra Stuttgart erklärte, Kräne müssten für Personenbeförderung besondere Anforderungen erfüllen. „Sie müssen zum Beispiel eine frische Prüfung vorweisen und große Spielräume bei der Lastaufnahme haben.“ Vorbilder seien die Vorgaben für Karussells und Seilbahnen. Den Landratsämtern als Genehmigungsbehörden sei es freigestellt, ob sie nach der Aufstellung eines solchen Gondelkrans die Begutachtung eines Sachverständigen fordern oder nicht.

Innenminister Reinhold Gall (SPD) sah am Montag keinen unmittelbaren Handlungsbedarf nach dem Unglück. Es gehe nicht darum, jetzt gleich über Verbote zu reden. Es gelte vielmehr eine gründliche Ursachenforschung abzuwarten. „Auch Schulfeste leben davon, dass bestimmte Arten von Attraktionen geboten werden.“