Der Brief einer Kitaleiterin aus Stuttgart-Vaihingen war deutlich. Nun meldet sich das Kultusministerium zu Wort. Indes gibt es weitere Kritik.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Vaihingen - Der Brief der Leiterin der Kindertagesstätte im Paritätischen Mehrgenerationenzentrum (PMGZ) in Vaihingen schlägt hohe Wellen. In dem Schreiben hatte Monika Lang der Kulturministerin Susanne Eisenmann unter anderem leere Versprechungen vorgeworfen. Kritikpunkt war konkret das rollierende System für die Kinderbetreuung. Hierfür habe man in Vaihingen bereits ein Konzept ausgearbeitet, dann habe es vom Kommunalverband für Jugend und Soziales (KVJS) geheißen, dass das System mit der geltenden Corona-Verordnung nicht umsetzbar sei. Die Kitaleiterin sah die Verantwortung dafür beim Kultusministerium. Dieses meldet sich nun schriftlich zu Wort und sagt, dass es sich um ein Missverständnis handle. „Diese Info ist falsch und hat damit leider für Unmut und Verwirrung bei den Kitas gesorgt“, heißt es in einer Stellungnahme. Man habe Verständnis dafür, dass diese Äußerung Unmut ausgelöst habe. „Wir können den Ärger der Kita in Stuttgart-Vaihingen gut nachvollziehen, sind aber nicht der richtige Adressat für diese Kritik. Wir haben deshalb den KVJS aufgefordert, seine Aussagen gegenüber den Kitas umgehend richtig zu stellen“, betont eine Sprecherin des Kultusministeriums.

 

Kultusministerium bedauert die Irritationen

Das Konzept, das die Kitaleiterin Monika Lang mit ihren Mitarbeitern ausgearbeitet habe, sei völlig korrekt und entspreche der Corona-Verordnung. „Die Kita in Vaihingen hat alles richtig gemacht. Das Konzept kann selbstverständlich umgesetzt werden. Es entspricht exakt den Rahmenbedingungen, die das Land den Trägern zur Verfügung gestellt hat“, so die Sprecherin. Auch die gemeinsamen Orientierungshinweise der kommunalen und kirchlichen Träger greifen die Änderungen der Corona-Verordnung korrekt auf und stehen den Einrichtungen im Land zur Verfügung, heißt es. „Wir bedauern sehr, dass die Info-Mail des KVJS für Ärger bei den Kitas und den Eltern gesorgt hat. Wir hoffen, dass sich der KVJS künftig bei Unklarheiten vorher mit uns in Verbindung setzt, sodass solche Irritationen vermieden werden können.“

Der KVJS spricht ebenfalls von einem Missverständnis. Problem sei gewesen, dass bis vor wenigen Tagen nirgends schriftlich festgehalten gewesen sei, ob das rollierende System erlaubt sei oder nicht. Der KVJS habe allerdings nie mitgeteilt, dass das Konzept nicht mit den geltenden Regeln vereinbar sei. Es seien viele verschiedene Akteure beteiligt gewesen, und innerhalb kürzester Zeit habe man auf die Äußerungen des Kultusministeriums reagieren müssen, erklärt die Sprecherin Kristina Reisinger. „Es ist ziemlich viel mit heißer Nadel gestrickt worden.“ Das Kultusministerium habe nicht alles bis ins kleinste Detail geklärt, vieles sei den Trägern überlassen worden.

Der Appell dürfe nicht resonanzlos verhallen

Das Thema beschäftigt auch die Stuttgarter Abgeordnete und wirtschaftspolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, Gabriele Reich-Gutjahr. Sie ergreift Partei für die Kitaleitungen. Diese sähen sich ständig „mit der Herausforderung konfrontiert, auf Basis verwirrender, widersprüchlicher oder kurzfristiger Ankündigungen die Kinderbetreuung zu organisieren.“ Reich-Gutjahr verteidigt den scharfen Tonfall des Briefes. „Wer wie die engagierte Vaihinger Kitaleiterin Monika Lang dazu greift, mit einem offenen Brief ihren Unmut publik zu machen, will keinen Konflikt, sondern erwartet politische Lösungen, die durchdacht und für Erzieherinnen und Erzieher praktikabel sind.“

Die FDP-Landtagfraktion habe wiederholt auf ein klares, durchdachtes Konzept der Kultusministerin insistiert. Langs Appell an die Ministerin, zumindest einige Tage vor Fristende einer Corona-Verordnung den Katalog der Folgevorschriften zu kennen, dürfe in keinem Fall resonanzlos verhallen. Verlässliche Vorgaben seien notwendig. „Jede neue Irritation ist verzichtbar und provoziert erheblichen Schaden für unser gesamtes Gemeinwesen“, so Reich-Gutjahr.