Russland zeigt sich erbost über die Luftangriffe der drei Westmächte auf Ziele in Syrien - und droht mit Konsequenzen. Die Bundesregierung unterstützt indes den Militäreinsatz.

Washington/Moskau - Die Bundesregierung hat sich hinter die westlichen Angriffe auf Syrien gestellt. „Der Militäreinsatz war erforderlich und angemessen, um die Wirksamkeit der internationalen Ächtung des Chemiewaffeneinsatzes zu wahren und das syrische Regime vor weiteren Verstößen zu warnen“, erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Samstag in Berlin. „Wir unterstützen es, dass unsere amerikanischen, britischen und französischen Verbündeten als ständige Mitglieder des UN-Sicherheitsrats in dieser Weise Verantwortung übernommen haben.“

 

Russland hat die Luftangriffe von USA, Großbritannien und Frankreich gegen Ziele in Syrien scharf verurteilt und mit einer Reaktion gedroht. „Derartige Aktionen werden nicht ohne Konsequenzen bleiben“, schrieb der russische Botschafter in den USA, Anatoli Antonow, am frühen Samstagmorgen auf Twitter. Washington, London und Paris seien allein dafür verantwortlich. Zudem erklärte Antonow: „Den Präsident Russlands zu beleidigen, ist inakzeptabel und unzulässig.“

Auch das Außenministerium in Moskau äußerte massive Kritik am Vorgehen der Westmächte. Die Luftangriffe hätten ein seit langem geplagtes Land getroffen, „das seit Jahren eine terroristische Aggression zu überstehen versucht“, teilte Außenamtssprecherin Maria Sacharowa auf Facebook mit.

Mindestens 40 Menschen getötet

In der bis vor kurzem noch von Rebellen kontrollierten Damaszener Vorortregion Ost-Ghuta sollen am vergangenen Wochenende bei einem Giftgasangriff der syrischen Regierungstruppen in Duma mindestens 40 Menschen getötet worden sein. Die syrische Regierung hat die Nutzung jedweder geächteter Waffen dementiert.

US-Präsident Donald Trump begründete die Luftangriffe gegen Ziele in Syrien mit dem mutmaßlichen Chemiewaffenangriff, für den er Assad verantwortlich machte. „Wegen der üblen und abscheulichen Attacke krümmten sich Mütter und Väter, Säuglinge und Kinder, vor Schmerzen und rangen nach Luft. Dies sind nicht die Aktionen eines Mannes, dies sind vielmehr Verbrechen eines Monsters“, erklärte er im Weißen Haus.

In Moskau übte Außenamtssprecherin Sacharowa indes auch Kritik an den westlichen Medien. Das Weiße Haus habe erklärt, dass seine Gewissheit über die Giftgasattacke aus Damaskus auf den „Massenmedien, Berichten über Symptome, Videos, Fotos sowie glaubwürdigen Informationen“ fuße. Nach einer solchen Verlautbarung sollten sich die amerikanischen und andere westliche Medien ihrer Verantwortung für das aktuelle Geschehen bewusst werden, mahnte Sacharowa. Die Lage verglich sie mit dem Beginn des Irakkriegs 2003, der auf Behauptungen gründete, der Irak besitze Massenvernichtungswaffen.

Trumps zweiter Luftangriff in Syrien

Dmitri Sablin, Chef einer Delegation russischer Abgeordneter in Syrien, warf den Westmächten vor, mit den Angriffen Ermittlungen zum mutmaßlichen Giftgaseinsatz in Duma behindern zu wollen. Am Samstag sollten Vertreter der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen ihre Mission im Bürgerkriegsland starten. Sie sollen feststellen, ob es eine solche Attacke gegeben hat.

Es ist das zweite Mal, dass Trump einen Luftangriff auf Syrien angeordnet hat. Im Frühling 2017 hatte er Marschflugkörper auf den syrischen Flugplatz Schairat als Vergeltung für den mutmaßlichen Einsatz von Saringas gegen Zivilisten durch die Assad-Regierung feuern lassen.

Im Pentagon sagte Verteidigungsminister James Mattis, der jüngste Schlag habe die syrische Regierung „härter“ getroffen als jener im April 2017. Diesmal sei die syrische „Chemiewaffeninfrastruktur“ ins Visier genommen worden. Es habe sich um eine vorerst begrenzte Aktion gehandelt. Weitere Schläge seien nicht geplant. Zugleich schloss Mattis weitere Angriffe nicht aus.

Das syrische Fernsehen berichtete von drei Verletzten bei Beschuss eines Armeelagers nahe Homs. Die Luftangriffe der Westmächte habe unter anderem einem Forschungszentrum im Damaszener Vorort Barseh gegolten. Die französische Verteidigungsministerin Florence Parly sagte, drei Ziele seien ins Visier genommen worden: das wichtigste Forschungszentrum des syrischen Chemiewaffenprogramms sowie zwei wichtige Produktionsstätten.