Nach Angaben pakistanischer Behörden wurden am Freitagabend zwei Männer hingerichtet, denen Beteiligung am Massaker in Peshawar vorgeworfen wurden. Tausende weitere Todeskandidaten sitzen in Pakistan ein.

Lahore - In Pakistan sind erstmals seit 2008 wieder Todesurteile vollstreckt worden. Nach Angaben aus der Verwaltung der Provinz Punjab wurden am Freitagabend zwei Männer in Faislabad hingerichtet, denen Beteiligung am Anschlag gegen eine Schule in Peshawar vorgeworfen wurden. Vier weitere Militante, die in der ostpakistanischen Stadt Lahore inhaftiert seien, würden wohl in den kommenden Tagen exekutiert, hieß es.

 

Die Hinrichtungen sind die Folge des Massakers der radikalislamischen Taliban in einer Schule in Peshawar, bei dem am Dienstag 141 Menschen getötet wurden, darunter 132 Kinder. Daraufhin beschloss die Regierung am Mittwoch, die seit 2008 ausgesetzte Vollstreckung von Todesurteilen aufzuheben.

Nach dem Massaker war in der Öffentlichkeit Kritik laut geworden, Armee und Regierung hätten die Taliban nicht entschlossen genug bekämpft. Die Vollstreckung von Todesurteilen soll dieser Kritik offenbar entgegenwirken.

Appelle des Menschenrechts-Kommissars helfen nicht

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte hatte noch am Freitag an Pakistan appelliert, nicht wieder mit Exekutionen anzufangen. Hinrichtungen würden den Terrorismus nicht stoppen, vielmehr drohe dann eine Spirale der Rache, sagte der Sprecher der Behörde, Rupert Colville, in Genf.

In pakistanischen Gefängnissen sitzen schätzungsweise 8000 Todeskandidaten. Etwa zehn Prozent sind nach Angaben der Rechtshilfe-Organisation Legal Aid Pakistan wegen Delikten verurteilt worden, die als Terrorismus gewertet würden. Im pakistanischen Recht ist der Begriff Terrorismus breit definiert. Legal Aid verwies auch darauf, dass die Todesurteile oft auf Geständnissen basierten, die mit Folter erpresst worden seien. Vielen Angeklagten seien außerdem Verteidiger verweigert worden.