Nach wochenlangen Protesten hat der maledivische Präsident Mohamed Nasheed am Dienstag seinen Rücktritt erklärt. Das Auswärtige Amt rät von Reisen nach Male ab.

Male - Nach wochenlangen Protesten hat der maledivische Präsident Mohamed Nasheed am Dienstag seinen Rücktritt erklärt. Er wolle die Probleme im Land nicht noch verschärfen und betrachte den Schritt daher als die beste Option, sagte der Regierungschef am Nachmittag (Ortszeit) in einer im Staatsfernsehen übertragenen Ansprache. Sein Stellvertreter Mohammed Waheed Hassan hat bereits offiziell die Macht übernommen: Er legte am Dienstag den Amtseid ab.

 

Ausgelöst wurden die seit Wochen anhaltenden Proteste in dem Inselstaat im Indischen Ozean durch die Festnahme eines Richters, der die Freilassung eines prominenten Regierungskritikers angeordnete hatte. Am Dienstag schlossen sich auch zahlreiche Polizisten einer Demonstration in der Hauptstadt Male an. Sie protestierten insbesondere gegen eine Anweisung, nicht länger für die Sicherheit von Demonstranten sorgen zu sollen.

Soldaten gingen schließlich mit Gummigeschossen gegen die Polizisten vor. Bei den Auseinandersetzungen wurden mindestens drei Menschen verletzt. Als der Präsident die demonstrierenden Polizisten besuchte, und sie zu einem Ende des Protests aufforderte, weigerten sich diese und forderten stattdessen seinen Rücktritt.

Bekannt für Kampf gegen Klimawandel

Nasheed, ein früherer Menschenrechtsaktivist, hatte die Macht im Jahr 2008 nach den ersten freien Wahlen im Land übernommen. International bekannt wurde er vor allem durch sein Engagement im Kampf gegen den Klimawandel - als Inselstaat sind die Malediven mit etwa 300.000 Einwohnern in besonderem Maße von einem möglichen Anstieg des Meeresspiegels bedroht.

„Ich habe das Gefühl, dass mein Verbleiben an der Macht die Probleme nur verschärfen und den Bürgern schaden wird“, sagte Nasheed in seiner Fernsehansprache. „Also ist ein Rücktritt die beste Option, die ich habe.“ Der bisherige Vizepräsident Hassan ist auch schon für die Vereinten Nationen tätig gewesen, unter anderem als Leiter eines Kinderhilfswerks in Afghanistan.

Auswärtiges Amt warnt

Das Auswärtige Amt rät seit Dienstag allen Urlaubern vom Besuch der Hauptinsel Male ab. Nach ersten Informationen sind bislang jedoch keine deutschen Touristen von den Unruhen betroffen. Auf der Flughafeninsel und in den Ferienressorts sei die Lage ruhig. Genaue Zahlen, wie viele Bundesbürger sich derzeit auf den Malediven aufhalten, gab es zunächst nicht.

Nach den jüngsten Zahlen des Deutschen Reiseverbandes machen dort jedes Jahr mehr als 77.000 Deutsche Urlaub. Das kleine südasiatische Land besteht aus 1190 Inseln im Indischen Ozean, von denen nur rund 200 bewohnt sind. Die Malediven sind bei westlichen Urlaubern - und wegen ihrer Korallen- und Fischvielfalt besonders bei Tauchern - sehr beliebt.