Ein Fahrdienst der SSB soll sich ein Duell mit einem Sportwagenfahrer geliefert haben. Jetzt geraten die Nebenerwerbsfahrer ins Visier. Was ist bislang über den Unfall bekannt?

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Die SSB-Flex-Rufbusse gelten als moderne Variante des Nahverkehrs – ein Zwischending von Taxi und Linienbus, ein Shuttle-Service auf Bestellung, per Handy digital organisiert. Doch wie vertrauenswürdig sind die zumeist jüngeren Fahrer, die die Stuttgarter Straßenbahnen mit den Shuttles durch die Stadt schicken? Laut Polizei soll sich einer ein Wettrennen mit einem Sportwagen geliefert haben. Mit schweren Folgen.

 

Eine Schwerverletzte, 100 000 Euro Schaden, zeitweiser Ausfall des Telefonnetzes im Quartier Burgholzhof – dies ist die Bilanz einer Kollision am Mittwoch gegen 20.30 Uhr auf der Heilbronner Straße in Feuerbach, kurz vor dem Pragsattel Richtung Innenstadt. „Überhöhte Geschwindigkeit und auch ein mutmaßliches Wettrennen könnten hier eine Rolle gespielt haben“, sagt Polizeisprecherin Denise Ray.

Duell auf der Bundesstraße

Nach bisherigen Erkenntnissen war der 26-jährige SSB-Flex-Fahrer mit seinem Mercedes-Vito-Transporter ohne Fahrgäste auf der B 10/27 Richtung Pragsattel unterwegs. Links neben ihm: Ein 29-jähriger Fahrer eines roten Mercedes-CLA-Sportwagens mit einer 26-jährigen Beifahrerin. Kurz vor dem Pragtunnel Richtung Bad Cannstatt wollte der 29-Jährige nach rechts wechseln – auf die Spur des SSB-Fahrzeugs. Daraus wurde wohl ein Duell um die Rangfolge.

Der Vito-Fahrer soll beschleunigt, der CLA-Fahrer dagegen versucht haben, noch vor dem SSB-Fahrzeug einzuscheren. Am Fahrbahnteiler kam es zur Kollision. Der Sportwagen rammte eine Straßenlaterne, der Transporter prallte gegen einen Baum und den Verteilerkasten eines Telefon- und Internetanbieters. Die 26-jährige Beifahrerin im Sportwagen musste mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht werden. Die Fahrzeuge und die Führerscheine der Fahrer wurden beschlagnahmt.

Fahrer sind auch Nebenberufler

„Wir haben an einer Aufklärung großes Interesse“, sagt SSB-Sprecherin Birte Schaper. Bei den Fahrern der Flex-Fahrzeuge handele es sich allerdings nicht um Bus- oder Stadtbahnfahrer. „Es ist ein eigener Kreis von Fahrerinnen und Fahrern“, sagt Schaper. Der Fahrdienst könne „auch im Nebenberuf“ ausgeübt werden. Dabei sind offenbar auch Studierende am Steuer. 2018 war das Flex-Modell erstmals getestet worden, ehe es im August 2019 im gesamten Stadtgebiet angeboten wurde. Die Flotte der Flex-Rufbusse umfasst derzeit 19 Fahrzeuge.

Am Mittwoch fielen Berufsfahrer in Stuttgart häufiger als Sünder auf. In Bad Cannstatt missachtete ein Paketdienstfahrer ein Abbiegeverbot – und kollidierte mit einer Stadtbahn. Auf der Autobahn 8 bei Möhringen wurde im Stau ein Transporterfahrer mit 2,6 Promille erwischt.