Seit dem Wochenende haben eine dreiköpfige Familie und eine Mutter mit ihrem neunjährigen Sohn leerstehende Wohnungen in einem Heslacher Altbau besetzt. Die Besetzer wollen dort trotz Strafanzeige bleiben.

Stuttgart - Auch nach einer Strafanzeige bleiben zwei Wohnungen im Stuttgarter Stadtteil Heslach weiterhin besetzt. Wer die Besetzer angezeigt hat und ob eine Räumung bevorsteht, wollte die Polizei am Mittwoch nicht verraten. „Das ist ein Damoklesschwert, das über uns schwebt“, sagte Anton Zimmer, einer der Besetzer, der Deutschen Presse-Agentur. Seit dem Wochenende haben eine dreiköpfige Familie und eine Mutter mit ihrem neunjährigen Sohn die leerstehenden Wohnungen in einem Heslacher Altbau bezogen.

 

Am Montag waren die Eigentümerin der Wohnungen nach Angaben der Besetzer mit einer Hausverwalterin und Polizisten zum Haus gekommen - ihre Aussagen zur Situation der Wohnung bezeichneten die Besetzer als widersprüchlich. Ein vereinbartes Gespräch sei von den Eigentümern jedoch wieder abgesagt worden. „Eigentümerin, Stadt und Staatsanwaltschaft sind Profiteure und Akteure dieses Wohnungswahnsinns. Wenn diese Leute sagen, dass das hier unrechtmäßig ist, dann haben wir alles richtig gemacht“, sagte der Besetzer.

Aktivisten beklagen leerstehende Wohnungen in Stuttgart

Die Aktivisten beklagen mehr als 11 000 leerstehende Wohnungen in Stuttgart. Die Stadt nannte diese Zahl hingegen „überhöht und veraltet“. Sie stamme aus dem Jahr 2011 und berücksichtige auch Wohnungen, die nur kurzfristig leer waren. Derzeit schätze man den Leerstand auf etwa 3000 Wohnungen. Seit 2016 gilt in Stuttgart die Satzung gegen Zweckentfremdung - ihre Wirkung ist jedoch umstritten.

Die wohnungspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Gabriele Reich-Gutjahr, kritisierte die aktuelle Wohnungspolitik. „Die vom Land beauftragte Prognos-Studie dokumentiert unmissverständlich, dass in Baden-Württemberg aktuell bereits rund 100 000 Wohneinheiten fehlen. Insbesondere Ballungszentren wie Stuttgart leiden unter dem großen Defizit“, sagte sie.