Ein Wolf hatte im Kreis Heilbronn drei Schafe gerissen. Nun ist die Diskussion zwischen den Grünen und der CDU aufgeflammt, wie man mit den Wölfen umgehen soll. Aus dem Thema könnte sich laut Landwirtschaftsminister Hauk ein Streit entwickeln.

Stuttgart - In der grün-schwarzen Regierung sorgt der Umgang mit Wölfen für eine kontroverse Debatte. Hintergrund ist ein Vorfall, bei dem ein Wolf am 7. Oktober drei Lämmer bei Widdern (Landkreis Heilbronn) auf einer Weide gerissen hat. Agrarminister Peter Hauk (CDU) forderte daraufhin eine Regulierung des Wolfsbestandes, „das heißt auch bejagen oder Fallen stellen“. Die Grünen setzen hingegen auf Herdenschutzhunde und einen Dialog zwischen Nutztierhaltern, Naturschützern und Politik. Das sagte der Naturschutzexperte der Grünen-Landtagsfraktion, Markus Rösler.

 

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) versuchte am Dienstag, die Wogen zu glätten. Er erinnerte daran, dass es im Südwesten bislang keinen Bestand an Wölfen gibt, sondern nur einzelne Tiere. Er meinte daher zu Hauks Forderung: „Von einer Bestandsregelung sind wir weit entfernt.“ Zu einem möglichen Abschuss äußerte sich der Regierungschef nicht konkret. Jedenfalls sei das Thema schwierig, auch tiefenpsychologisch betrachtet. „Dass der Wolf böse ist, wissen wir aus Grimms Märchen. Ob er nun wirklich so böse ist, ist eine ganz andere Frage“, meinte Kretschmann. Die Debatte über den Wolf halte er für überzogen. Das Insektensterben bewege ihn mehr.

Kritik an Hauks Äußerungen gab es vom Naturschutzbund (Nabu). Landeschef Johannes Enssle meinte: „Wenn es darum geht, streng geschützte Tiere tot zu schießen, ist Landwirtschaftsminister Peter Hauk leider ganz vorne mit dabei. Wenn es aber darum geht, nachhaltige Lösungen zu finden, hört man nichts von ihm.“

Für das Umweltministerium steht ein Abschuss nicht zur Debatte

Enssle forderte Hauk auf, die Haltung von Hunden zu erleichtern, die Wölfe von Herden fernhalten könnten. Dafür plädierte auch Umweltminister Franz Untersteller (Grüne). „Herdenschutzhunde sind ein wirksamer Schutz gegen Wolfsangriffe.“ Eine Verordnung müsse entsprechend ausgelegt werden. Dass dies möglich sei, habe das Bundeslandwirtschaftsministerium bereits im Sommer klargestellt. Hauks Ministerium vertrete da aber eine andere Linie.

Unter bestimmten Umständen ist schon heute ein Abschuss von Wölfen möglich, wie aus einem Handlungsleitfaden der Landesregierung zu entnehmen ist - etwa dann, wenn ein Wolf aggressiv auf Menschen reagiert, ohne provoziert worden zu sein. In weniger schweren Fällen soll laut dem Handlungsleitfaden versucht werden, den Wolf zu vergrämen, also ihn zum Beispiel mit Leuchtraketen zu vertreiben.

Für das Umweltministerium steht ein Abschuss aber nicht zur Debatte, da sich die Diskussion derzeit um „ganz normale Wölfe“ drehe. „Wir hatten noch keinen anderen“, sagte ein Sprecher. Der Wolf sei ein artengeschütztes Tier. „Es ist nicht an der Zeit, darüber zu reden, wie wir normale Wölfe wieder loswerden, sondern wie es ein vernünftiges Miteinander gibt.“ An diesem Donnerstag wird das Thema bei einer öffentlichen Anhörung im Landtag debattiert.