Aus der spektakulären Zoo-WG in eine Art Ziegen-Ehe: Russlands wohl berühmtestes Tier, der Ziegenbock Timur, soll verkuppelt werden. Sein ehemaliger Tiger-Freund Amur hat bereits ein Weibchen an seiner Seite.

Moskau - So recht weiß Russlands tierischer Medienstar Timur nicht wie ihm geschieht. Der Ziegenbock soll sich bei einer „Brautschau“ in Moskau ein Weibchen aussuchen, das ihm über die Trennung von seinem vermeintlichen Tiger-Freund Amur hinweghilft. Timur schnüffelt zunächst verhalten. Die meisten Ziegen-Bräute interessieren ihn offenbar weniger als ein saftiger Schmaus aus Kohl und Möhren nebenan. Doch dann erregt ein achtmonatiges, braunes Ziegen-Mädel seine Aufmerksamkeit: Manja von einem Hof im Moskauer Umland.

 

Hals über Kopf verliebt

„Jugend, Naivität und Bescheidenheit haben das Ihre getan - der furchtlose Timur ist dem Charme der gehörnten Schönheit verfallen. Er hat sich Hals über Kopf verliebt und sein Herz an Manja vergeben“, teilen die Ziegen-Kuppler auf dem Moskauer Ausstellungsgelände WDNCh mit. Manja gilt nun als heiße Kandidatin für die „Ehe“ mit Russlands berühmtestem Zootier.

Der „furchtlose Timur“ ist seit Monaten der Held der russischen Staats- und Klatschmedien. Eigentlich stand die Ziege in einem Safaripark bei Wladiwostok im Fernen Osten Russlands auf dem Speiseplan des sibirischen Tigers Amur. Doch Amur hatte Timur - nicht zum Fressen - gern und verschonte den quirligen Paarhufer.

Mehrere Wochen verbrachte das ungleiche Duo in seiner spektakulären Zoo-WG. Bis der Tiger der Seifenoper schließlich mit einem kräftigen Hieb ein Ende bereitete und der Ziege mehrere Knochen brach. Zur Behandlung brachte Zoodirektor Dmitri Mesenzew Timur ins rund 7000 Kilometer entfernte Moskau, wo sich die Ziege nach intensiver Behandlung zuletzt auf einem Tierhof erholen konnte - unter den Blicken der schaulustigen Hauptstädter versteht sich.

Timur in einer Show

Timur auf dem Roten Platz, Timur beim Foto-Shooting mit Stalin- und Lenin-Darstellern für Touristen, Timur in einer Show des Senders NTV. Wo die Ziege in Moskau fernab vom heimischen Gehege auch hinkommt klackern die Fotoapparate und surren die Kameras. Sogar einen Stern in Hollywood-Manier wie auf einem Walk of Fame wird Timur zu Ehren in einem Moskauer Park in den Fußboden eingelassen. Die Ziege stört sich an dem Rummel kaum. Während die Kameras auf Timur zielen, knabbert dieser genüsslich an frischem Salat.

Für den Zoo bei Wladiwostok sind Timur und Amur längst mehr als nur ein Aushängeschild. Mit dem wachsendem Medieninteresse warf die Leitung die Marketingmaschinerie an, verkaufte Souvenirs mit Timur und Amur und brachte so den Rubel zum Rollen.

Doch nicht alle glauben an die wundersame Geschichte von Tiger und Ziege, die längst auch Gedichte und Filme hervorgebracht hat. Der Tiger sei schlicht und ergreifend satt gewesen und habe die Ziege daher nicht gefressen, behauptete eine ehemalige Mitarbeiterin des Zoos Medien zufolge. Daraus habe der Zoo eine PR-Kampagne gemacht.

Tagelang nicht gefüttert

Direktor Mesenzew beteuert der Agentur Tass zufolge, der Tiger sei tagelang nicht gefüttert worden, bevor ihm die Ziege vorgesetzt worden sei. Überdies habe die Mitarbeiterin drei Wochen nach dem Erstkontakt der Tiere in seinem Zoo angefangen und habe nach einer Woche wegen eines Konflikts mit Kollegen gekündigt, teilt er mit.

An diesem Wochenende soll Timur von Moskau zurück nach Hause fliegen. „Erst feiern wir (seinen dritten) Geburtstag und dann geht es gleich in den Safaripark“, sagt Mesenzew. In ein Gehege mit Tiger Amur solle Timur aber nicht mehr kommen, meint er.

Amur dürfte seinen Ziegen-Kumpel eh kaum vermisst haben. Seit Anfang Juni teilt Amur sein Gehege mit der Tigerdame Ussuri. Der Zoo hat ein Video der schmusenden Raubkatzen von ihrer „Hochzeit“ verbreitet. In einem späteren Clip fauchen sie sich jedoch heftig an. Vielleicht sollte es sich Timur noch mal überlegen, ob er sein künftiges Gehege wirklich mit Ziegen-Frau Manja teilen will.