Zum dritten Mal wird Ende Mai der Tag der Nachbarn mit Aktionen deutschlandweit gefeiert. Statt Straßenfesten geht es diesmal vor allem um Nachbarschaftshilfe – trotz und gerade in Corona-Zeiten.

Stuttgart - Fröhliche Straßenfeste zwischen bunten Fähnchen, Grill- und Cocktail-Ständen, Kindertheater und Hüpfburgen, begleitet von munterer Blasmusik, so ging es im vergangenen Jahr am Tag der Nachbarn zu – in Zeiten der Pandemie undenkbar. Daher musste für die diesjährige Ausgabe ein Plan B her, wie der Aktionstag Corona-konform gefeiert werden kann. Üblicherweise ruft die Nebenan.de-Stiftung, die den Tag der Nachbarn nun zum dritten Mal veranstaltet, dazu auf, überall in Deutschland kleine und große Nachbarschaftsfeste zu organisieren. Doch am 29. Mai gilt es, Abstand zu halten – und trotzdem ein Zeichen für Gemeinschaft, Solidarität und Hilfsbereitschaft zu setzen.

 

Vorbild ist der Europäische Tag der Nachbarschaft, der jedes Jahr am letzten Freitag im Mai stattfindet. Die Nebenan.de-Stiftung holte dieses Konzept nach Deutschland und unterstützt Nachbarn dabei, an diesem Tag ihr eigenes Fest zu organisieren. Schon jetzt haben deutschlandweit rund 2 800 Privatpersonen, Vereine und lokale Gewerbe eine Nachbarschaftsaktion für den 29. Mai angemeldet.

Auch in Stuttgart und Umgebung wird der Tag der Nachbarn bereits fleißig vorbereitet. Unter den rund 300 Aktionen, die bisher in Baden-Württemberg angemeldet wurden, sind zum Beispiel Rosa Vollmer vom Wohncafé Ostheim, die ein „Wunschkonzert“ organisiert, und Pauline Otto von der Else-Heydlauf-Stiftung, die zahlreiche schöne Postkarten mit aufmunternden Botschaften in der Nachbarschaft verteilen will.

Nachbarschaft in Krisenzeiten

Auch wenn der Aktionstag in diesem Jahr anders stattfinden muss, ist es doch wichtiger denn je, sich für den gesellschaftlichen Zusammenhalt einzusetzen. Auch Bundesfamilienministerin Franziska Giffey unterstützt die Initiative: „Viele Menschen haben es jetzt besonders schwer. Der ältere Herr, der keinen Besuch mehr empfangen kann, die Altenpflegerin und die Kassiererin, die durch extralange Schichten noch müder von der Schicht nach Hause kommen, oder die alleinerziehende Mutter, die Homeoffice und Kinderbetreuung gleichzeitig stemmen muss.“ Der Tag der Nachbarn sei daher der perfekte Anlass, um solchen Menschen eine kleine Freude zu bereiten.

Doch wie kann man sich in Corona-Zeiten solidarisch zeigen? Kontaktbeschränkungen, Mindestabstand und Mundschutz erschweren es zwar, sich näherzukommen. Unmöglich ist das aber keineswegs – es braucht lediglich ein bisschen Kreativität. Die Nebenan.de-Stiftung hat bereits einige Ideen gesammelt, mit welchen Aktionen sich Nachbarn trotz Corona gegenseitig eine Freude machen können.

Fünf Aktionen zum Tag der Nachbarn

Musik verbindet – das haben wir in der Corona-Krise schon vielfach beobachten können. Italien hat es vorgemacht, doch schnell wurde überall auf der Welt von den Balkonen gesungen und musiziert. Der Tag der Nachbarn ist der ideale Anlass für ein kleines Hinterhof-Konzert oder eine Musik-Session, an der sich jeder von seinem Fenster oder Balkon aus beteiligen kann. Das Tolle daran: Wer keine Lust hat, eine Aktion zu organisieren, kann die Nachbarn einfach mit einem spontanen Ständchen überraschen. Um gerade Töne und musikalisches Talent sollte es dabei weniger gehen als vielmehr um gute Laune und das Gemeinschaftsgefühl.

Eine andere Idee lautet, Blumen-Grüße zu verbreiten: Ob ein kleines Sträußchen für den Nachbarn oder gleich eine Blumenpracht für das ganze Viertel, dieses Geschenk wird jedem ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Kombiniert mit einer netten Brief-Botschaft ist der Stimmungsaufheller garantiert. Sei es ein Hilfsangebot, das eigene Lieblingsrezept oder einfach ein paar aufmunterte Worte – gerade diejenigen, die zurzeit besonders isoliert sind, werden sich über eine kleine Nachricht in ihrem Briefkasten freuen.

Wer den Nachbarn spielerisch näherkommen will, kann es mit Balkon-Bingo versuchen. Denn damit lässt sich nicht nur Langeweile vertreiben, mit persönlichen Fragen kann man die Menschen von nebenan ganz ungezwungen besser kennenlernen. Wer spielt zum Beispiel ein Instrument und wer spricht die meisten Sprachen? Eine Vorlage und die Anleitung zum Spiel gibt es unter tagdernachbarn.de.

Auch bei dieser Aktion ist große Freude garantiert: Verschenken Sie ein Jutebeutel-Carepaket. Dieses kann mit Leckereien gefüllt sein, vielleicht sogar etwas Selbstgebackenem, oder aber mit anderen Kleinigkeiten. Vor allem ältere oder kranke Nachbarn, die nicht mehr einkaufen gehen können und durch das Virus besonders gefährdet sind, werden dankbar über diese Geste der Solidarität sein.

Jeder Tag ist Nachbarschaftstag

Jede noch so kleine Aktion trägt zur Stärkung des nachbarschaftlichen Miteinanders bei. Hinter der Initiative steckt aber vor allem der Aufruf, jeden Tag zum Tag der Nachbarn zu machen, sprich: einander so oft es geht zu unterstützen und enger zusammenzurücken, anstatt sich aus dem Weg zu gehen. Die Corona-Krise hat bereits viele Menschen dazu bewegt, sich in der Nachbarschaftshilfe zu engagieren. „Es gibt eine Welle der Solidarität“, stellt Sebastian Gallander, Geschäftsführer der Nebenan.de-Stiftung, fest. Von der Einkaufshilfe über Babysitten bis hin zum Gassigehen: „Wir versuchen diejenigen, die Unterstützung anbieten, und diejenigen, die Unterstützung brauchen, noch gezielter zusammenzubringen“, erklärt Gallander. Ein solches „Sicherheitsnetz“ sei gerade in Corona-Zeiten für alle Menschen wichtig.

Die Initiatoren weisen darauf hin, dass bei allen Nachbarschaftsaktionen die geltenden Corona-Regelungen einzuhalten sind: Menschen aus unterschiedlichen Haushalten sollen mindestens 1,5 Meter Abstand zueinander halten, gegebenenfalls sollte ein Mundschutz getragen werden. Regelmäßiges Händewaschen und Desinfizieren von vielgenutzten Oberflächen helfen, die Ausbreitung des Virus zu verhindern.