Rabiye Sönmez sucht ehrenamtliche Mitarbeiter, die ausländische Familien unterstützen, die gerade Nachwuchs bekommen haben.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Fasanenhof - Ecrin ist gerade einmal vier Monate alt. An diesem Nachmittag liegt sie treu und brav in Margareta Bindereifs Armen und schaut, als wenn sie kein Wässerchen trüben könnte. „Aber wenn sie Hunger hat, dann kann sie ordentlich schreien“, sagt Bindereif. Sie kommt Ecrin und ihre Familie jede Woche besuchen.

 

Rabiye Sönmez hat den Kontakt geknüpft. Sie ist Koordinatorin für das Projekt „Wellcome“, welches vom Haus der Familie vor einiger Zeit ins Leben gerufen wurde. Das Ziel ist es, Familien, die gerade Nachwuchs bekommen haben, ehrenamtliche Helfer zu vermitteln. Sie verschaffen der Mutter ein wenig Freiraum, indem sie sich für einige Stunden um das Baby kümmern. Eine Aufwandsentschädigung bekommen die Ehrenamtlichen dafür nicht. Allerdings sind sie über das Haus der Familie versichert und sie bekommen gegebenenfalls die Fahrtkosten ersetzt.

Sönmez ist bei Wellcome verantwortlich für Familien mit Migrationshintergrund – und das in ganz Stuttgart. „Bei den Fällen, die ich vermittele, geht es nicht nur darum, die jungen Mütter zu entlasten. Es geht auch darum, dass sich die verschiedenen Kulturen besser kennen lernen“ , sagt Rabiye Sönmez.

Die anfängliche Sorge war unbegründet

So ist es auch bei Margareta Bindereif und der türkischen Familie Gülbicim. „Ich hatte am Anfang schon ein wenig Sorge, ob ich die Menschen überhaupt verstehe“, verrät Bindereif. Darum ist Sönmez auch bei den ersten Treffen dabei gewesen. So, wie sie es immer macht. „Und auch zwischendurch frage ich immer wieder mal auf beiden Seiten nach, ob alles klappt“, sagt die Projekt-Koordinatorin.

Im Fall von Margareta Bindereif und Ecrin hätte es nicht besser laufen können. „Das gegenseitige Vertrauen ist da“, sagt Bindereif. Ecrins Mutter Kadriye komme nicht jedes Mal gesprungen, wenn ihr Kind mal weine. Und – was Margareta Bindereif besonders wichtig war – sie wird auch von Ecrins vier Geschwistern akzeptiert und respektiert. Bei einem anderen Projekt mit ähnlichem Ansatz hat Margareta Bindereif das auch schon anders erlebt. Darum habe sie die Sache damals auch abgebrochen.

Ein kleines Wörterbuch gekauft

Bei der Familie Gülbicim sei das anders. Und Margareta Bindereif hat inzwischen auch das ein oder andere über die türkische Kultur erfahren. Und sie hat sich sogar ein kleines Wörterbuch gekauft. „Aber noch spreche ich kein Wort Türkisch. Ich merke mir solche Sachen einfach nicht mehr“, sagt Margareta Bindereif.

Eine Sache weiß sie aber sicher: Wenn ihre Zeit bei der Familie Gülbicim abgelaufen ist, wird sie Ecrin und auch ihre Geschwister vermissen. Eigentlich endet der Auftrag der Ehrenamtlichen beim Projekt Wellcome bereits nach drei Monaten. „Man geht davon aus, dass sich die Familie dann an die neue Situation gewöhnt hat und alles wieder in geordneten Bahnen läuft“, sagt Rabiye Sönmez. Und dann könnten sich die freiwilligen Helfer einer anderen Familie zuwenden, die gerade Nachwuchs bekommen hat und Hilfe braucht.

Unter bestimmten Bedingungen können die Ehrenamtlichen aber auch bis zu einem Jahr bei einer Familie bleiben. Margareta Bindereif möchte genau das tun. Schließlich sei sie nach den ersten drei Monaten mit den Gülbicims gerade einmal richtig warm geworden.