Autofahrer in Stuttgart-Kaltental sollen Fremde mit den Berg rauf nehmen. Die Idee kommt gut an, aber es gibt einen Haken.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Seit Kurzem steht am unteren Ende der Schwarzwaldstraße eine Mitfahr-Bank. Dort kann Platz nehmen, wer eine motorisierte Mitfahrgelegenheit hinauf auf den sogenannten evangelischen Berg sucht. Initiiert wurde dieses Projekt von der Zukunftswerkstatt und der Begegnungsstätte Kaltental. Finanziert wird es aus Mitteln aus dem Verfügungsfonds für das Sanierungsgebiet Kaltental und von der Firma Blattwerk Gartengestaltung. Dessen Geschäftsführer Hartmut Bremer ist an der Aktion maßgeblich beteiligt. Für ihn geht es nicht nur um Nachhaltigkeit, sondern auch um Nachbarschaftshilfe. „Wir müssen aus unterschiedlichen Gründen näher zusammenrücken, uns gegenseitig helfen, weil der Staat nicht alles leisten kann“, sagt er.

 

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Die Idee kommt gut an. Hartmut Bremer hat viele positive Rückmeldungen bekommen. Das allein ist für ihn aber noch kein Erfolg. Das Problem ist nämlich, dass das Angebot derzeit noch nicht allzu gut angenommen wird. Das Problem sei nicht, dass die Autofahrer nicht halten würden, um jemanden mit auf den Berg zu nehmen. Das Problem sei, dass viele es sich nicht trauen, sich auf die Bank zu setzen, die Hand zu heben und zu lächeln, um anzuzeigen, dass sie mitgenommen werden wollen. „Die Scheu ist noch groß“, sagt Hartmut Bremer.

Neue hilfsbereite Menschen kennenlernen

In der Bedienungsanleitung für die Mitfahr-Bank ist zu lesen, dass die Mitfahrer nicht zwingend vor der Haustür abgesetzt werden müssen. Es geht vor allem um das besonders steile, erste Stück der Schwarzwaldstraße. Und darum, neue und hilfsbereite Menschen kennenzulernen. Mitgenommene sind bei deutschen Kfz-Versicherungen automatisch über die Haftpflichtversicherung des Unfallverursachers abgesichert. Die Benutzung der Bank erfolgt auf eigene Gefahr. Das Projekt ist vorerst bis zum 30. November 2022 befristet.

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Ob es dann fortgesetzt oder vielleicht sogar ausgeweitet wird, indem man eine zweite Mitfahr-Bank am Fuß des katholischen Berges schafft? „Diese Fragen stellen wir uns, wenn wir wissen, ob das Projekt erfolgreich ist“, antwortet Bremer. Wobei „erfolgreich“ eine nur schwer zu messende Größe sei. „Wir können uns ja nicht auf die Lauer legen und zählen“, gibt Bremer zu bedenken. „Wir können nur auf einen Aufschrei in der Bevölkerung hoffen, falls wir es wieder einstellen müssten. Aber ob die Nutzer der Mitfahr-Bank so laut wären, wage ich zu bezweifeln“, sagt er.

Zunächst einmal geht es Hartmut Bremer ohnehin darum, das Projekt im Stadtbezirk noch bekannter zu machen. Dazu sollen zum Beispiel Flyer gedruckt und verteilt werden.