Es gibt noch einige Reibungsverluste am neuen Klinikum in Winnenden, das verhehlt auch dessen Geschäftsführer nicht. Im Interview sagt Jürgen Winter, dass die Ursache in mehreren technischen Problemen und einem unvorhergesehen starken Patientenansturm zu suchen seien.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)
Winnenden - Es gibt noch einige Reibungsverluste am neuen Klinikum in Winnenden, das verhehlt dessen Geschäftsführer auch gar nicht. Die Ursache, so sagt Jürgen Winter, sei in mehreren technischen Problemen zu suchen, die sich wegen eines unvorhergesehen starken Patientenansturms gravierender auswirkten, als bei einer moderateren Auslastung.
Herr Winter, nach dem allenthalben hochgelobten Start der neuen Klinik mehren sich die Beschwerden. Was läuft schief?
Wir sind schon direkt nach dem – wirklich hervorragend verlaufenen – Umzug aus Backnang und Waiblingen von Patienten in einem Ausmaß überflutet worden, mit dem wir zugegebenermaßen nicht gerechnet haben. Die Auslastung liegt zurzeit bei 90 Prozent, wir haben mehr als 500 Patienten im Haus. Und das in der Haupturlaubszeit.
Der Patientenansturm dürfte doch ganz im Sinne der Betreiber sein.
Die Entwicklung ist toll. Es ist nur nicht der richtige Zeitpunkt.
Weil zu früh eröffnet wurde?
Nein, weil wir noch in der Feinjustierungsphase sind und in einigen Bereichen technische Probleme bekommen haben, die bei einer schwächeren Auslastung vielleicht nicht so ins Gewicht gefallen wären.
Nennen Sie bitte Beispiele.
Es sind noch nicht alle Aufzüge in Betrieb, weil die Firma mit der Einstellung nicht hinterher gekommen ist. Außerdem haben wir Schwierigkeiten mit dem innerbetrieblichen Transport bekommen, weil eine andere Software eingespielt wurde, als vereinbart. Pannen hat es bei der Essensausgabe gegeben. Es ist vorgekommen, dass ein normalerweise hochleckeres Essen aufgrund eines Bedienungsfehlers kalt serviert wurde.
Auch die Parkplatzsituation bereitet Ihnen erhebliche Sorgen?
Was Patienten und Besucher betrifft, haben wir die Lage im Griff. Ich habe seit Anfang vergangener Woche noch keinen Zeitpunkt erlebt, zu dem kein Parkplatz mehr frei war. Mancher Mitarbeiter indes muss weitere Wege in Kauf nehmen, weil er noch keine Parkberechtigung hat. Aber wenn die letzten Baucontainer abgebaut werden, wird eine weitere Fläche frei, und im kommenden Jahr wird ja ein zusätzliches Parkhaus zur Verfügung stehen.
Die meisten Beschwerden haben unsere Zeitung bezüglich der Notfallambulanz erreicht. Es ist von Chaos im Ablauf und ewigen Wartezeiten die Rede.
Auch hier sind wir sicherlich von dem Ansturm ein wenig überrollt worden. Nur ein Beispiel: wir haben allein 25 Oberschenkelhalsbrüche im Haus – und das in einer nicht gerade glatteisverdächtigen Zeit. Allerdings muss man relativieren. Wir halten in der Notfallaufnahme rund um die Uhr sämtliche medizinische Disziplinen vor. Und die Patienten werden nach dem Prinzip der Notwendigkeit behandelt, nicht danach, wer zuerst da ist. Defizite gibt es allerdings bei der Information der Angehörigen. Jeder kann seine persönliche Situation akzeptieren, wenn er weiß, warum er warten muss. Was im Hintergrund abläuft, wurde bisher unzureichend kommuniziert, da müssen wir nachsteuern.
Das erklärt auch manchen Verzweiflungsausbruch seitens des Personals?
Man kann mal verzweifeln, wenn die Technik nicht so funktioniert wie gewünscht und Patienten ungehalten sind. Aber was meine Mitarbeiter unter den gegebenen Umständen leisten, ist phänomenal.
Wann wird sich alles eingespielt haben?
Ein paar Wochen wird’s schon noch dauern.