An der Universität Hohenheim kochen Studenten gemeinsam mit Flüchtlingen. Das Essen, das sie zubereiten, steht im Zeichen der Nachhaltigkeit und wäre eigentlich im Müll gelandet. Stattdessen wurden 300 Menschen satt.

Stuttgart - Der Brokkoli, den die Studentin am Freitagmittag zerkleinert und für das Kochen vorbereitet, gehört eigentlich in den Müll – jedenfalls wenn es nach den gesetzlichen Vorgaben geht. Vielleicht hat das Gemüse Schönheitsfehler aufgewiesen, vielleicht war es überlagert. Statt im Abfalleimer wird der Brokkoli im Laufe des Nachmittags allerdings zunächst im Kochtopf und letztendlich im Bauch der Hungrigen landen, die auf den Campus der Universität Hohenheim gekommen sind.

 

Einer von ihnen ist Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller (Grüne), der die Nachhaltigkeitstage zum Anlass genommen hat, sich verschiedene Projekte im Land anzuschauen. „Mit dieser Aktion hier wird Nachhaltigkeit sichtbar“, sagt Franz Untersteller, „und mir ist das Thema ein wichtiges Anliegen.“ In Baden-Württemberg finden an zwei Tagen insgesamt 870 Veranstaltungen zu dem Thema statt.

Vier Hochschulgruppen haben zusammengearbeitet

Nachhaltigkeit besitzt am Lehrstuhl Umweltmanagement in Hohenheim fast schon eine kleine Tradition. Deswegen ist es kaum verwunderlich, dass sich verschiedene Hochschulgruppen zusammengeschlossen und diese Aktion gemeinsam geplant haben. Innerhalb von zwei Monaten haben die vier Gruppen Fresh, Global Campus, die Ökumenische Hochschulgemeinde und Greening Hohenheim das Kochfest organisiert. So ist am frühen Vormittag ein Laster der Ecofit Biofruchtimport GmbH am Campus angekommen, der gefüllt war mit eigentlich überschüssigem Obst und Gemüse. „Ich habe die Ladefläche geöffnet, mir kurz ein Bild von den Lebensmitteln gemacht und dann haben wir mit den Vorbereitungen begonnen“, erzählt der Koch Markus Eberhardinger von der Speisemeisterei. Das Gourmet-Restaurant hat an diesem Tag die Federführung im Küchenzelt übernommen.

Neben den Hohenheimer Studenten, die Gemüse und Obst zerkleinern, stehen auch 15 Flüchtlinge aus dem benachbarten Flüchtlingsheim in Plieningen an den Schneidebrettern. Einer von ihnen ist der 18-Jährige Kamel aus Eritrea, der jetzt seit zehn Monaten in Deutschland lebt. „Das Essen schmeckt sehr gut“, sagt er und hebt den Daumen. „Ich habe hier viel Spaß.“ Ihm gegenüber steht Rose Brocar, eine junge Studentin der Agrarwissenschaften. „Das ist ziemlich cool, heute hier zu kochen“, sagt sie. Besonders spannend habe sie es gefunden, mit den Flüchtlingen ins Gespräch zu kommen und so etwas über die fremden Kulturen zu erfahren.

Couscous als Hauptspeise, Obstsalat zum Nachtisch

Rund 300 Portionen werden die Helfer verteilen – kostenlos. Couscous mit Gemüse, einem Joghurtdip und Fenchelsalat kommt auf den Tisch, als Nachspeise bekommt jeder einen Obstsalat. „Die Klimabilanz bei dem Essen ist unschlagbar, besser geht es gar nicht“, sagt Martin Kreeb, Professor für Umweltmanagement an der Uni. Er ist sichtlich stolz auf das, was seine Studenten auf die Beine gestellt haben. „Es ist toll, wenn die Theorie so in die Praxis umgesetzt wird“, sagt er. Eigentlich hatte man nur mit einem kleinen Kochabend geplant, erzählt seine Kollegin Ursula Brendle: „Aber dann ist das alles irgendwie explodiert und so groß geworden.“

Die Studenten freut es, allen voran Organisator Niklas Effenberger. Seine größte Angst sei gewesen, dass niemand kommen würde und man auf dem zubereiteten Essen sitzen bleiben würde, erzählt der Student der Bioeconomy: „Ich freu mich, dass es so ein Erfolg geworden ist. Und dass die Speisemeisterei dabei ist, ist natürlich schon der Oberhammer.“ Die Aktion soll nicht die letzte gewesen sein: Die Studenten wollen weiterhin auf Lebensmittelverschwendung aufmerksam machen.