Kurt Felix ist tot. Mit „Verstehen Sie Spaß?“ lieferte der Showmaster der alten Schule der ARD einen Straßenfeger. Ein Nachruf.

Kultur: Tim Schleider (schl)

Stuttgart - Er war ein Fernsehmensch, durch und durch. Als in seiner Schweizer Heimat in den fünfziger Jahren die ersten Fernsehapparate verkauft wurden und die Passanten vor den Schaufenstern stehen blieben, um in den flimmernden Geräten irgendwelche Direktübertragungen aus Politik oder Sport zu verfolgen, lieferte mitten unter ihnen ein kecker Bub gern mal mit hoher Stimme den selbst fantasierten TV-Kommentarton dazu: Kurt Felix. Daheim schrieb der Schüler kleine Hörspiele, die ab und zu sogar produziert wurden. Und als sich 1965 dem inzwischen als Lehrer tätigen Felix die Chance bot, beim Schweizer Fernsehen in Zürich eine Festanstellung als Programmgestalter Kultur und Wissenschaft zu bekommen, da wusste er sofort, was die Stunde geschlagen hatte: Die ersten 25 Jahre seines Lebens hatte er gelernt, die nächsten 25 wollte er als Journalist hart arbeiten, und die dann folgenden 25 sollten ganz einfach Genuss sein.

 

Ein Perfektionist wie Rudi Carrell

Kurt Felix konzipierte nicht nur sein Leben; mit Konzept ging er vor allem in das damals noch junge Medium Fernsehen. Er konzentrierte sich schnell auf jene Form, die am ehesten ein ganz großes Publikum zu erreichen vermag: die Unterhaltung für die ganze Familie. Ganz ähnlich wie der berühmte Kollege Rudi Carrell überließ Felix dabei höchst ungern etwas dem Zufall. Er entwickelte sich zum Perfektionisten – und entdeckte als kreative Showidee im US- Fernsehen jenes Format, das eigentlich zu einem nicht unbeträchtlichen Teil just mit dem Zufall agiert. Allerdings mit einem kalkulierten Zufall: die Streiche der Fernsehleute am ahnungslosen Menschenobjekt mit der versteckten Kamera.

„Teleboy“ hieß die Show, mit der Kurt Felix ab 1974 zum erfolgreichsten und beliebtesten Schweizer Fernsehmann wurde – und die er schließlich per Südfunk Stuttgart nach Deutschland exportierte, ab 1983 sogar als große Samstagabendgala. „Verstehen Sie Spaß?“ ist mit seinen im ersten Jahrzehnt atemberaubenden Einschaltquoten von über 50 Prozent längst eine TV-Legende (die angebliche „Samstagabend-Kompetenz“ des SWR zehrt noch heute davon). Neu und in vielen Fällen wirklich lustig war vor allem Felix’ Idee, nicht nur irgendwelche Passanten aufs Glatteis zu führen, sondern auch prominente Showkünstler. Doch egal, ob Promi oder Normalo – niemand wurde in seiner Sendung nur benutzt oder vorgeführt. Kurt Felix war Perfektionist, aber seine Gäste waren für ihn nie einfach nur Material. So altmodisch das klingen mag: Felix gehörte noch zu jener Generation an Fernsehschaffenden, die auf eine ganz selbstverständliche Art so etwas wie Werte verinnerlicht hatten.

Immer an seiner Seite: Paola

Stets an seiner Seite bei „Verstehen Sie Spaß?“: die Schlagersängerin Paola, die er 1980 geheiratet hatte. Kurt Felix und Paola wurden ein Vorzeigepaar für die bunten Blätter landauf, landab, immer sympathisch, immer lächelnd, immer auch einen Tick zu betont bürgerlich. Langweilig, das Ganze? So konnte nur der urteilen, der nicht verstand, wie sorgsam und erfolgreich die beiden Showprofis darauf bedacht waren, ihr Privatleben zwischen Sankt Gallen und dem Bodensee abzuschotten. Ein wenig schöne Oberfläche musste reichen.

Denn da wurde der eigentlich so typische Fernsehmensch Kurt Felix plötzlich äußerst untypisch: 1990 zog er sich fast ganz aus der ersten TV-Reihe zurück, zeigte sich völlig unabhängig von der Droge Publikumsbeifall, war als Berater und Ideengeber nur noch sparsam und sehr gezielt hinter den Kulissen aktiv. 25 durchgängig schöne Jahre waren ihm aber nicht vergönnt: Seit 2003 kämpfte er tapfer gegen eine Krebserkrankung. Im Alter von 71 Jahren ist Kurt Felix nun am vergangenen Mittwoch gestorben. Auf der Internetseite des Schweizer Fernsehens hieß es am Samstag: „Bye, bye, Teleboy.“