Beim deutschen Musicalboom war er ganz vorne mit dabei: Eric Lee Johnson, der 1994 zu „Miss Saigon“ nach Stuttgart kam, ist mit 61 Jahren gestorben. „Sein Lachen war ansteckend wie ein Lauffeuer“, sagt Musicalstar Uwe Kröger unserer Redaktion.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - War jemand schlecht gelaunt, war Eric Lee Johnson das Mittel dagegen. Musicalstar Uwe Kröger hat das Lachen des US-Amerikaners im Ohr, das alle mitriss. „Wir kannten uns seit den 1980ern“, sagt Kröger im Gespräch mit unserer Redaktion, „da lernte ich meinen ersten Freund kennen, der mit Eric im Berliner Theater des Westens in ,La Cage aux Folles’ spielte.“

 

Es war eine Freundschaft fürs Leben. Die beiden gehörten 1994 zur Premierenbesetzung, als Stuttgart mit „Miss Saigon“ zur Musicalstadt geworden ist. Kröger ist tieftraurig und beschreibt den am Mittwoch im Alter von 61 Jahren in Berlin gestorbenen Kollegen so: „Eric hatte eine unglaubliche Bühnenpräsenz, war voller Energie, ein Theatermensch durch und durch, sein komödiantisches Können mit einem perfekten Timing war großartig, und er war obendrein ein ganz, ganz Lieber – alle liebten ihn!“ Johnson gehörte quasi zu seiner Familie. „Auch meine Mutter, die in diesem Jahr ebenfalls gestorben ist, war ihm sehr nah“, sagt Kröger.

Eine Leidenszeit mit Krankenhaus- und Rehaufenthalten

Im April hat sich das einstige Ensemble von Stuttgarts „Miss Saigon“ bei einem Zoom-Konzert virtuell getroffen. Die weltweit verteilten Sängerinnen und Sänger haben über all die Jahre Kontakt gehalten. Zu Beginn der ersten Corona-Welle erlebten sie einen zutiefst emotionalen Abend im Netz und machten sich gegenseitig Mut, die schwere Zeit zu überstehen. Einer fehlte damals krankheitsbedingt: Für Eric Lee Johnson begann Anfang des Jahres eine Leidenszeit mit Krankenhaus- und Rehaaufenthalten.

„Wir verlieren mit Eric einen wunderbaren Sänger, vielseitigen Künstler und treuen Freund, der sich auch sozial engagierte“, heißt es beim Stuttgarter Miss-Saigon-Freundeskreis. Der 1959 geborene US-Amerikaner stand, noch bevor er sein Schauspiel- und Regiestudium in den Staaten begann, mit 19 Jahren in St. Gallen auf der Bühne.

Engagement für den CSD und die Aids-Hilfe

Zwei Jahre später debütiert er auf der Bregenzer Seebühne in der „West Side Story“. Sein künstlerischer Weg führte über die Schweiz und Österreich 1984 nach Berlin. Die Medien feierten sein Debüt als Judas in „Jesus Christ Superstar“. Mit dieser und weiteren Rollen im Theater des Westens legte Johnson den Grundstein für den deutschen Musicalboom. Zuletzt spielte er in Stuttgart in „Monsieur Claude und seine Töchter“ in der Komödie im Marquardt. Auch abseits der Bühne war der Musicalsänger vielseitig engagiert, trat etwa regelmäßig beim CSD für Akzeptanz der Queer-Community auf. Da er viele Freunde durch HIV verloren hatte, war er aktives Mitglied und Sprachrohr der Deutschen Aids-Hilfe.

Uwe Kröger hat in seinem Fotoalbum Erinnerungen an den Freund aus der Stuttgarter Zeit gefunden und uns geschickt. Er sagt: „Wir verlieren einen großartigen Kollegen und Freund, der ein Vorbild für das Musical war, als es sich in Deutschland noch in den Anfängen befand.“ Eric sei ein „Meilenstein am Musicalhorizont“ gewesen.