Zdenek Miler, der tschechische Erfinder des „Kleinen Maulwurfs“, ist tot. Er war ein großer Künstler, der mit dem Herzen dachte. Ein Nachruf.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

Stuttgart - Manchmal schieben sich künstliche Figuren, die ein Mensch sich ausgedacht hat, vor den Erfinder. Das spricht dann, recht betrachtet, für das Geschöpf und für den Schöpfer, denn so war es doch wohl idealtypisch gedacht gewesen: Kinder müssen selbstständig werden, auch wenn die Eltern im Hintergrund nun mal ein Leben lang die Eltern bleiben.

 

Beim kleinen Maulwurf, einem Tierlein aus Tusche zunächst, das aus der Werkstatt des tschechischen Künstlers Zdenek Miler stammte, hätten, jedenfalls in Deutschland, nur wenige jemals die artistische Vaterschaft benennen können. Viele aber kannten die Episoden mit dem kleinen Maulwurf in der Hauptrolle, namentlich durch die "Sendung mit der Maus", die von Anfang an diesen kleinen, friedlichen Unterwanderer zeigte.

Zdenek Miler dachte mit dem Herzen

War es ein Zufall, dass sich die Tschechen, die nie verwunden haben, dass der Prager Frühling nur so kurz dauerte, sich in diesem auf Lautmalerei angewiesenen Wesen mit den oft traurigen Lachaugen wiedererkannten? Kaum. Der kleine Maulwurf, das waren sie selber, wie sie, nur zum Beispiel und in eine Geschichte von Miler übersetzt, ihre einzige Schallplatte mit klassischer Musik durch ein Malheur einbüßen. Not aber macht erfinderisch. Also klauben der kleine Maulwurf und die Maus im Wald auf, was so an Achteln und Sechzehnteln vom Himmel fällt, wenn das Waldorchester spielt - und backen aus dem Material eine neue Schallplatte.

Wer sich in Milers Maulwurf hineinversetzen konnte (und mithin, politisch gedacht, von seinem Westlernimbus absah), bekam Fabeln erzählt, die waren so fein gesponnen, dass kein Geheimdienst dagegen etwas ausrichten konnte. Und systemüberwindend waren sie auch noch.

Zdenek Miler, der mit dem Herzen dachte, hatte ein kleines Ventil gefunden. Er war ein großer Künstler. Am Mittwoch ist er mit 90 Jahren in Prag gestorben.