Bis 2025 soll die Villa Berg im Stuttgarter Osten ein für alle zugängliches „Haus für Musik und Mehr“ werden. Eine Lichtshow am Samstagabend machte jetzt schon Lust auf dieses Mehr.

Stadtleben/Stadtkultur: Jan Sellner (jse)

Stuttgart. - Wer nach einem schönen Ort in Stuttgart sucht, das manche in Unkenntnis pauschal für hässlich halten, der folgt am Samstagabend einfach mal der Musik im Stadtteil Berg. Oder einer Notiz in den sozialen Netzwerken, in der zur „Lightinfusion“ bei der Villa Berg eingeladen wurde. Und schon steht er oder sie an einem sehr besonderen, coolen und kreativen Ort in Stuttgart.

 

Villa Berg? Da war doch was! Richtig, Stuttgarts Dornröschen-Schloss, ehemals königliche Sommerresidenz samt Park. 1845 bis 1853 im Stil der italienischen Hochrenaissance erbaut. 1925 für die Öffentlichkeit geöffnet. Im Zweiten Weltkrieg teils zerstört. Später diente die herrschaftliche Villa als Kulisse und Gehäuse für den damaligen Südfunk, der dort einen Sendesaal einbaute. Seit 2005 steht sie leer.

Ein Gesamtkunstwerk aus Farben und Musik

Was dort möglich ist, wurde am Samstagabend angedeutet. Die Ostseite der Villa Berg erstrahlt zwei Stunden lang in einem Farbenspiel. Die Fassade war Projektionsfläche für eine sogenannte Liquid-Lichtshow des Stuttgarter Lichtkunstteams Phoenix Retro Light samt Peacemachine. Um eine Vorstellung davon zu bekommen, was das ist, muss man näher treten: Man sieht Lichtkünstler, die unter Tageslichtprojektoren Flüssigkeiten in Glasschüsseln schwenken, die dann über die Fassade der Villa zu fließen scheinen. Jürgen Hess alias DJ Frank Drake sorgt für die passende Musik aus den sechziger und siebziger Jahren: Jefferson Airplan, The Byrds, The Rascals. Mehrere Hundert meist junge Leute genießen das Gesamtkunstwerk.

Die Villa soll ein „Offenes Haus für Musik und Mehr“ werden

Das Ganze ist keine One-Night-Show, sondern eine Art Auftakt für die Wiederbelebung der Villa Berg. Jürgen Hess ist Mitglied des Projektteams Kultur. Im Zuge der Bürgerbeteiligung bringt er sich bei Fragen der künftigen inhaltliche Konzeption ein. An diesem Abend wollen er und seine kreativen Mitstreiter die Villa Berg mit der Licht- und Musikshow ins Gedächtnis der Stuttgarter und Stuttgarterinnen zurückbringen, aus dem sie lange verschwunden war.

Die Zeit dafür ist reif. „Es geht voran“, sagt Hess. Aus der Villa soll ein allen zugängliches, multifunktionales „offenes Haus für Musik und Mehr“ werden. Den Auftrag dazu haben die Architekten vom Stuttgarter Atelier Brückner. Sie wollen die ehrwürdige Villa „zum Sprechen bringen“, wie sie es unlängst in einen Interview mit unserer Zeitung formulierten. Ihr Ziel sei es, aus der Villa bis 1925 einen in Stuttgart „einzigartigen Kulturort“ zu schaffen. Der Samstagabend steigert die Vorfreude darauf.