Teodor Currentzis, der Chefdirigent des SWR Symphonieorchesters, hat am Donnerstagabend in der Stuttgarter Liederhalle Gustav Mahlers neunte Sinfonie dirigiert.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

Stuttgart - „Adagissimo“ – also sehr, sehr, sehr langsam, heißt die Spielanweisung Gustav Mahlers vor dem Ende der Neunten Sinfonie, kurz nachdem er „morendo“ notiert hatte: ersterbend. Dann ist es, als gehe gleichsam ein Leben zu Ende – mit einem langen letzten Hauch. Gleichzeitig ist es, als gehe das Leben aber auch weiter (warum schließlich hätte Mahler just in diesem Moment einen Gedanken eingestreut, den er in der unvollendeten Zehnten direkt wiederaufnehmen sollte?).

 

Der Dirigent Teodor Currentzis nuanciert diese letzten und vorletzten Dinge mit einer Dringlichkeit, Durchsichtigkeit, und, ja, Verbindlichkeit, die sich im Beethovensaal der Stuttgarter Liederhalle jederzeit mitteilt, manchmal beklemmend. Im Kontrast zu dieser finalen Deutung steht ein bizarres Aufbäumen in den Binnensätzen des langen Stücks, wo die Stimmung zwischen letztem Walzer und beständigem Todesrhythmus changiert. Auch da fragt man sich: Und wo ist Gott? Das SWR Symphonieorchester geht mit dem Stück auf eine kurze Tournee und gastiert auch in Wien, wo man mit Mahler echt bestehen können muss. Kein Zweifel daran. Ovationen in Stuttgart.