Stuttgart hat seinen ersten Nachtmanager. Gemeinsam mit dem Projektleiter Thorsten Neumann wird sich Nils Runge als Nachtmanager künftig um das Nachtleben der Stadt kümmern. Wir stellen den 33-jährigen Kulturmanager im Schnellcheck vor.

Stuttgart - Die Entscheidung ist gefallen: Nach einem mehrstufigen Bewerbungsverfahren hat das Popbüro nun die finale Besetzung des ersten Stuttgarter Nachtmanagers bekannt gegeben. Der Kulturmanager Nils Runge hat die Jury überzeugt und wird sich als Nachtmanager zusammen mit Thorsten Neumann, dem neuen Projektleiter der Koordinierungsstelle Nachtleben künftig um die Weiterentwicklung der Stuttgarter Nachtkultur kümmern.

 

Das Duo steht vor schwierigen Aufgaben: Die Stuttgarter Clubs sind seit fast einem Jahr geschlossen, viele stehen vor dem Ruin. Und selbst wenn sie wieder öffnen dürfen: Wie bekommt man Anwohner, Party People, Politik und Sicherheit unter einen Hut? Wir haben dem 33-jährigen Nils Runge schon mal auf den Zahn gefühlt:

Wo hat man dich schon mal gesehen?

Am ehesten beim Contain‘t. Meine ersten Berührungspunkte vor rund 15 Jahren waren das Universum, das Zapata und die Röhre. Damals habe ich noch nicht in Stuttgart gelebt, bin aber sehr gerne zu Veranstaltungen in die Stadt gekommen. Seit ich in hier lebe, habe ich viele Berührungspunkte mit der Nacht: als Anwohner, als Gast, als DJ und Veranstalter – unter anderem bei United We Stream Stuttgart, Waldtraut Lichter, der IG Clubkultur Baden-Württemberg oder Leirum & Slin.

Was zeichnet eine*n Nachtmanager*in aus?

Für mich hat die Nachtleben drei Dimensionen – eine kulturelle, eine soziale und eine ökonomische. Es ist essenziell, hier gemeinsam mit allen Akteur*innen Konzepte zu entwickeln, die bedarfsgerecht auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. Austausch und Kommunikation sind dabei besonders wichtig. Ich sehe den oder die Nachtmanager*in als Moderator*in und Innovator*in. Vieles muss neu erarbeitet und abgewägt werden, daher sollten Organisationstalent, Neutralität, Offenheit, Empathie und Szeneaffinität vorhanden sein.

Skizziere das Stuttgarter Nachtleben aus deiner Sicht:

Die Menschen hier sind das Besondere: Stuttgart ist in meinen Augen lange nicht so anonym wie andere Großstädte. Hinzu kommt, dass man hier noch experimentieren kann, weil hier viel Entwicklungspotenzial schlummert. Natürlich ist es sehr schade, dass wir in den letzten Jahren wunderbare Orte verloren haben. Trotzdem sind tolle neue Orte entstanden.

Häufig wird Veränderung nur als etwas Negatives angesehen, doch ich denke, wir müssen die Chance ergreifen und das Nachtleben in den stadtplanerischen Kontext rücken – Maker City, Schoettle-Areal, IBM und Züblin Parkhaus – das alles können Chancen sein. Der politische Stellenwert von Nachtkultur ist da sicher noch ein großes Problem, auch wenn langsam ein besseres Verständnis entsteht. Außerdem fehlen in meinen Augen kleinere Konzertvenues, alternative „subkulturelle“ Angebote und Open-Airs.