In vertraulicher Runde hat die Gaststättenbehörde des Ordnungsamts gesagt, dass etwa zwölf Clubs in Stuttgart der Verwaltung ein Dorn im Auge sind. Sie will wegen Ordnungswidrigkeiten gegen die Betriebe vorgehen.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Stuttgart - Die Zeiten der Duldung für Clubs in Stuttgart, die keine Konzession vorlegen können, ist vorbei. Zumindest gilt das für die Eröffnungen in jüngerer Zeit. Am sogenannten runden Tisch Innenstadt, wo Clubbetreiber, Förderer des Stuttgarter Nachtlebens und die Verwaltung zusammenkommen, hat die Gaststättenbehörde dies unmissverständlich klar gemacht. Wie unsere Zeitung erfahren hat, geht es um etwa zwölf faktische Clubs, die die Behördenauflagen nicht erfüllen sollen und gegen die derzeit „Ordnungswidrigkeitenverfahren oder Verwaltungsverfahren“ eingeleitet werden, wie die Verwaltung bestätigt.

 

Welche Clubbetriebe auf der Kippe stehen, dahinter steht ein großes Fragezeichen. Denn aufgrund des Datenschutzes will sich die Verwaltung nicht zu Einzelfällen äußern. Als wahrscheinlich dürfte gelten, dass die mittlerweile geschlossene Corso-Bar einer der zwölf Clubs war, von denen die Gaststättenbehörde in der geschlossenen Runde gesprochen hatte; der Betreiber nannte die Auflagen als einen der Gründe der Schließung. Die Galerie Kernweine am Marienplatz gibt’s zwar noch, fährt aber nach behördlichem Druck ein Programm mit deutlich weniger Tanzveranstaltungen.

Polizeipräsenz im Ice Café Adria

Außerdem ist das relativ neue Ice Café Adria jüngst ins Visier der Behörden geraten. Die Lage habe sich zwar laut einem der Macher entspannt, eine dauerhafte Lösung sei aber noch nicht in Sicht. Eine klassische Club-Konzession besitzt das Ice Café Adria jedenfalls nicht. Wie ausgeprägt der Club-Charakter ist, ist noch nicht höchstamtlich entschieden. In großen Lettern auf der Glasfassade werden die Gäste jedenfalls aufgefordert, sich nach 22 Uhr auf keinen Fall mehr vor dem Laden aufzuhalten.

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Zum Hintergrundverständnis: In Stuttgart gibt es knapp 50 faktische Clubs, von denen die meisten über keine entsprechende Konzession verfügen. Das gilt vor allem für interimsmäßig genutzte Räume, da die Hürden für die Konzession hoch sind. Manche Clubbetreiber, die die Konzession erworben haben, sprechen von über hunderttausend Euro an Investitionen, die nötig waren – auch wegen der umstrittenen Stellplatzablöse.

Das Ordnungsamt kennt die Tricks

Also versuchen viele Clubbetreiber, Hybrid-Konzepte zu entwickeln, um bei den Behörden zumindest nicht eindeutig in der Kategorie „Diskothekenbetrieb“ zu landen. „Wir haben Tische und Stühle aufgestellt, damit nicht der Eindruck entsteht, dass hier überwiegend getanzt wird“, sagt ein Clubbetreiber, der aus nachvollziehbaren Gründen anonym bleiben will.

Beim Ordnungsamt weiß man aber ohnehin um diese Tricksereien. „Manche Betreiber überschreiten ihre beantragte Konzession vorsätzlich“, sagt Jasmin Bühler, eine Sprecherin der Stadtverwaltung. So könne es vorkommen, dass baurechtlich lediglich eine „Schank- und Speisewirtschaft in Form eines Imbisses“ zulässig sei, der Betreiber in Wirklichkeit aber einen Clubbetrieb einrichte.

Eine Ausnahme der clubähnlichen Betriebe im Stuttgarter Nachtleben mache die Verwaltung nur bei solchen, „die schon lange bestehen, bei denen es zu wenigen Beschwerden kommt und Lärm- und Brandschutz passen“, wie Bühler sagt. Diese Betriebe würden derzeit noch toleriert.

Kritik vom Club Kollektiv Stuttgart

Das Club Kollektiv Stuttgart, das die Interessen der Akteure des Stuttgarter Nachtlebens bündelt, kritisiert das Vorgehen der Verwaltung. „Wir begrüßen zwar, dass die Stadt eine Weile lang Gnade vor Recht hat gelten lassen“, sagt Colyn Heinze vom Vorstand des Kollektivs, „aber der Kurswechsel zeigt auch, dass die Kommune bis heute kein rechtsfähiges Konzept für Mischkonzepte zwischen Großraumdisco und Bar mit Tanzbetrieb auf die Beine stellen konnte.“

Besonders solche Clubs hätten Alleinstellungsmerkmale und würden zur Diversität und Anziehungskraft Stuttgarts beitragen. „Für das Nachtleben ist das ziemlich wichtig“, sagt Heinze.

Das Ordnungsamt scheint hier aber kein Pardon mehr zu kennen. Womöglich ist das auch auf lauter werdende Beschwerden von einigen Anwohnern zurückzuführen, mit denen sich vor allem die Clubs im Bereich der Eberhardstraße seit einiger Zeit im Clinch befinden.