Wiederholt ist das Stuttgarter Szene-Lokal Ice Café Adria offenbar Ziel von Anschlägen mit Buttersäure geworden. Die Betreiber haben die Vorfälle jetzt angezeigt – und einen konkreten Verdacht, wer dahinterstecken könnte.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Stuttgart - Die Gerüche des Nachtlebens mögen mannigfaltig sein. Schwitzende, tanzende Körper sind eine Sache – Buttersäure eine andere. Die beliebte Waffe im Arsenal von Nachbarschaftskleinkriegen ist jetzt womöglich von Unbekannten gegen das Ice Café Adria eingesetzt worden, laut den Betreibern schon zum vierten Mal. Sie haben die Fälle bei der Polizei angezeigt.

 

Eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Stuttgart bestätigt dies: „Am Freitagmittag erstatteten die Betreiber Anzeige wegen Sachbeschädigung gegen Unbekannt.“ Polizeibeamte hätten am Freitag „einen stinkenden, beißenden Geruch“ im Außenbereich des Ice Cafés Adria wahrgenommen, der auf Buttersäure zurückzuführen sein könnte.

Ice Café Adria hat klaren Verdacht

Die Ermittlungen stehen noch am Anfang. Beim Ice Café Adria hat man indes einen Verdacht, wer hinter den mutmaßlichen Anschlägen stecken könnte. „Wir vermuten, dass es jemand aus dem örtlichen Umfeld ist“, sagt Michael Rieger, der Inhaber. Es habe persönliche Drohungen gegeben, die diesen Verdacht nahelegten.

Vor knapp vier Wochen sei ebenfalls Buttersäure vor dem Ice Café Adria ausgekippt worden, insgesamt der vierte Fall. „Damals war es aber nicht ganz so schlimm wie jetzt“, sagt Rieger. Als der Betreiber eines benachbarten Asiaten den Gestank an besagtem Freitag gegen 10 Uhr morgens wahrgenommen hätte, seien Rieger und seine Kollegen sieben Stunden damit beschäftigt gewesen, die Fassade und den Bereich vor dem Ice Café Adria mit Natriumlauge zu reinigen. Gebracht habe es wenig: „Unsere Gäste sind an dem Tag wieder rausgegangen und haben gesagt, dass es nach Kotze stinkt.“

Nachbarschaftsverhältnis nicht das beste

Tatsächlich ist das Verhältnis zwischen den Betreibern und der Nachbarschaft nicht das beste. Bereits im Februar gingen erste Beschwerden wegen Lärmbelästigung bei der Verwaltung ein. In der Folge reduzierte das Ice Café Adria das Nachtprogramm erheblich, als solche ausgewiesene Tanzveranstaltungen gibt es praktisch keine mehr. „Wir beschäftigen seitdem auch einen Türsteher, der dafür sorgt, dass sich niemand vor der Tür aufhält“, sagt Rieger. Irgendjemandem ist das offenbar nicht genug.

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Sollte es sich so zugetragen haben, wie von Michael Rieger vermutet, verurteilt auch das Club Kollektiv Stuttgart die mutmaßlichen Angriffe scharf. Der Verein setzt sich für ein lebendiges Nachtleben ein. „Das Club Kollektiv setzt sich das Ziel, die verschiedenen Parteien an einen Tisch zu bringen“, sagt Colyn Heinze vom Vereinsvorstand. Sollten Anwohner verantwortlich sein, vertieften sich die Gräben nur noch weiter. An Spekulationen beteiligen, ob es tatsächlich genervte Anwohner waren, wolle man sich aber nicht.

Gerichtliche Auseinandersetzungen

Dass die Gräben zwischen Anwohnern und Clubbetreibern in Stuttgart teilweise wirklich tief sitzen, haben diverse Auseinandersetzungen in der Vergangenheit gezeigt. So erwirkten vom Lärm verärgerte Anwohner für die Eberhardstraße und den Josef-Hirn-Platz bei der Verwaltung die Aufhebung der Sperrstunde, was dazu führte, dass Clubs bereits in den frühen Morgenstunden schließen mussten, obwohl der Hochbetrieb in manchen Clubs erst dann beginnt. Betroffene Clubbetreiber zogen vor Gericht und setzten sich teilweise durch. Anschläge mit Buttersäure oder ähnlichem stellen in diesem Konflikt allerdings eine neue Dimension dar.