Die Baugenossenschaft Flüwo hat kein Interesse mehr daran, auf dem Fasanenhof nachzuverdichten und steigt aus dem Projekt aus. Was das für die bisherigen Pläne bedeut.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Für viele Menschen auf dem Fasanenhof ist es eine gute Nachricht. Im Gebiet rund um den Ehrlichweg entstehen nun wohl doch deutlich weniger Wohnungen als ursprünglich geplant. Der Grund dafür ist, dass die Baugenossenschaft Flüwo kein Interesse mehr an dem Projekt hat. Für die Stadt bedeutet das, dass der Geltungsbereich des Bebauungsplans angepasst werden und mit den noch verbleibenden Baugenossenschaften ein neuer städtebaulicher Vertrag ausgehandelt werden muss. Zu diesem Thema informierte Susanne Frucht vom Amt für Stadtplanung und Wohnen am Mittwoch die Möhringer Bezirksbeiräte.

 

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Das Projekt hat eine lange Vorgeschichte. Ende 2013 wurde bekannt, dass die fünf Baugenossenschaften, die rund um den Ehrlichweg Grundstücke besitzen, nachverdichten wollen. Im Stadtteil stieß das von Anfang an auf Skepsis. Das Ergebnis des Ideen- und Realisierungswettbewerbs sah den Bau von mehr als 120 Wohnungen vor und führte zu viel Unmut. Dennoch fassten die Stadträte im Juli 2020 den Aufstellungsbeschluss für den neuen Bebauungsplan – vor allem, weil es in Stuttgart an bezahlbarem Wohnraum mangelt.

Einen Teil der bisher vorgesehenen Bebauung wird es nicht geben

Doch im Dezember 2021 habe die Flüwo erklärt, dass sie sich nicht mehr beteiligen wolle, berichtete Susanne Frucht dem Bezirksbeirat. Dadurch fallen drei Gebäude aus dem Vorhaben raus, darunter auch das besonders ungeliebte Hochhaus am westlichen Ende der Kurt-Schumacher Straße.

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Auch im sogenannten Ideenteil des Projekts, der ohnehin nicht kurzfristig zu realisieren ist, gibt es Änderungen. Eine Neubebauung nordöstlich des Sautterwegs auf den Garagenflächen des Salute-Hochhauses ist unwahrscheinlich. Denn dieses steht unter Denkmalschutz, der einen Umgebungsschutz einschließt. Hinzu kommt, dass auf der städtischen Fläche am Ehrlichweg noch immer Systembauten für Flüchtlinge stehen. Ursprünglich waren diese bis März dieses Jahres genehmigt. Nun wurde die Genehmigung um fünf Jahre verlängert. Und angesichts der aktuellen Situation ist auch eine Nutzung darüber hinaus wahrscheinlich. Langfristig sollten dort eigentlich eine Kita und zwei weitere Gebäude entstehen.

So sieht die aktuelle Planung aus

Die aktuelle Planung umfasst damit noch ein Wohngebäude auf der Garagenfläche der VDK am Ehrlichweg, drei Wohngebäude auf den Garagenflächen der GWF am Ehrlichweg und vier Gebäude auf der Grünfläche der Friedenau und der Postbau am Bergiusweg. Wobei die Friedenau nun vielleicht doch ein bisschen mehr bauen möchte. Das südliche Gebäude könnte größer werden und fünf statt vier Geschosse haben, sodass es dort zehn Wohnungen mehr geben könnte. Im Erdgeschoss könnte dann eine Art Bürgertreff entstehen. Zusätzlich sind zwei Tiefgaragen geplant, die nicht nur Platz für die Autos der künftigen Bewohner, sondern auch für die der bereits vorhandenen Mieter bieten sollen, denn der Parkdruck ist hoch.

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Um bei den weiteren Planungen und der Vielzahl an Bauprojekten auf dem Fasanenhof verschiedene Bedarfe und Expertisen abzustimmen, soll es ein Begleitgremium geben. In diesem sind nach aktuellem Stand neben Vertretern der Verwaltung und zwei Experten aus dem Gestaltungsbeirat auch zwei Bürgervertreter, welche die Interessen der Menschen vor Ort einbringen. Einer von ihnen ist Eckhard Benner, der stellvertretende Vorsitzende des Bürgervereins.

Das sagen die Stadträte und die Bezirksbeiräte dazu

Die Mitglieder des Städtebauausschusses hatten in ihrer Sitzung am Dienstag zwar bedauert, dass die Flüwo aus dem Projekt aussteigt. Sie begrüßten aber grundsätzlich, dass das Verfahren mit den anderen Baugenossenschaften weitergeführt werde und konnten sich auch das aufgestockte Gebäude der Friedenau gut vorstellen.

Die Bezirksbeiräte waren derweil verärgert, dass ihnen die Pläne erst einen Tag vor der Präsentation zur Verfügung gestellt wurden. Er wolle die neuen Pläne erst mit den Menschen vor Ort besprechen, bevor er sich dazu äußere, sagte beispielsweise Fabian Ripsam (CDU). Nach einer längeren Diskussion und einer Sitzungsunterbrechung entschieden sich die Lokalpolitiker aber doch dafür, Susanne Frucht für die nächste Ausschusssitzung ein Stimmungsbild mitzugeben. Das Gremium nahm Kenntnis vor der erforderlichen Reduzierung des Geltungsbereichs. Teile des Bezirksbeirats könnten sich ein fünfstöckiges Gebäude auf dem Gelände der Friedenau vorstellen. Betont wurde aber, dass dies nicht der Einstieg in eine generelle Fünfstöckigkeit seien dürfe. Wichtig war den Räten außerdem, dass die verschiedenen Bauprojekte, die auf dem Fasanenhof anstehen, zeitlich entzerrt werden, um die Bewohner nicht über Gebühr zu belasten.