Der Deutsche Ethikrat rät von der Einführung eines Corona-Immunitätsausweises ab. Das Expertengremium begründete sein Votum mit den derzeit noch bestehenden Unsicherheiten über die Immunität nach einer überstandenen Infektion.

Berlin - Der Deutsche Ethikrat hält einen Covid-19-Immunitätsausweis derzeit für nicht empfehlenswert. Es bestünden noch „erhebliche Unsicherheiten hinsichtlich der Ausprägung und des zeitlichen Verlaufs einer Immunität und Infektiosität sowie der Aussagekraft von Antikörpertests gegen Sars-CoV-2“, heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme des Ethikrats. Umso wichtiger sei es, weiter auf bestehende Infektionsschutzmaßnahmen zu setzen.

 

Daher empfiehlt der Ethikrat eine verstärkte Aufklärung zum eigenen Infektionsschutz in der Covid-19-Pandemie und möglichen Folgen für andere. „Die Aufklärung sollte mit dem Appell verbunden werden, stets auch den Mitmenschen und das Gemeinwohl im Blick zu haben“, schreiben die Experten. Darüber hinaus sollte die Bevölkerung umfassend über die Aussagekraft von Antikörpertests informiert werden, und freiverkäufliche Tests zum Nachweis einer Immunität gegen Sars-CoV-2 sollten aus Sicht des Ethikrates strenger reguliert werden.

Diskriminierungen vorbeugen

Über diese gemeinsamen Position hinaus enthält die Stellungnahme des Ethikrats weitere Empfehlungen zu einem Immunitätsausweis, die je nur von einer Gruppe der Mitglieder gestützt werden.

Ein Teil des Ethikrats ist der Meinung, dass, falls es eine ausreichende Sicherheit über eine Immunität gäbe, die Einführung eines temporären freiwilligen Immunitätsausweises durchaus sinnvoll sein könnte, stufenweise und anlassbezogen sowie in gewissen Bereichen. Hierunter fielen etwa Menschen, die berufsbedingt engen Kontakt zu anderen Menschen hätten. Die Bescheinigung solle aber bisherige Infektionsschutzkonzepte nicht pauschal ersetzen. „Um Diskriminierungen vorzubeugen, sind solche Maßnahmen vielmehr neben Immunitätsbescheinigungen beizubehalten“, so die Haltung der Experten.

Einige Ratsmitglieder dieser Gruppe gehen noch weiter in ihrer Haltung und stehen einer grundsätzlichen Einführung eines Immunitätsausweises offen gegenüber. Eine zweite Gruppe lehnt einen Immunitätsausweis aus „wissenschaftlichen, ethischen und praktischen Gründen“ grundsätzlich ab, selbst wenn Sicherheit über eine Immunität bestünde.