Immer mehr Ortsgruppen des Schwäbischen Albvereins lösen sich auf. Das Problem: Obwohl wieder mehr gewandert wird, fehlt in fast allen Ortsvereinen im Kreis schlicht der Nachwuchs.

Wandern - Der Schwäbische Albverein ist mit rund 94 000 Mitgliedern der größte Wanderverein Europas. Doch immer mehr Ortsgruppen des in Stuttgart ansässigen Vereins lösen sich auf. „Etwa 40 bis 50“ der mehr als 500 Ortsgruppen hätten ihr Ende bereits besiegelt oder seien dabei, sagt der Präsident des Schwäbischen Albvereins, Hans-Ulrich Rauchfuß. „Es kommt durchaus immer öfter vor, dass es für die Ämter keine Nachbesetzung gibt“, erklärt er. „Das Problem ist häufig der fehlende Nachwuchs, die Mitglieder sind zusammen alt geworden.“

 

Zumindest das Konzept der Familiengruppen funktioniert

Schon seit Längerem versuche der Verein deshalb, auch jüngere Menschen als Mitglieder und für die Ämter zu gewinnen. Vor fünf Jahren, sagt Rauchfuß, habe sich der Schwäbische Albverein zu einer Sonderhaushaltserhöhung entschieden, um pädagogische Teilzeitkräfte zu finanzieren, die innerhalb der Ortsgruppen spezielle Familiengruppen aufbauen sollen. Für diese Familien gibt es verschiedene Angebote – vom gemeinsamen Kochen oder Basteln über Geo-Caching bis hin zu Husky-Trekking-Touren oder Alpaka-Wanderungen. „Das läuft sehr gut“, sagt der Albvereins-Präsident. Aktuell gebe es in den Ortsgruppen „etwa 18 bis 20 Familiengruppen“ mit jeweils fünf bis 20 Familien. „Die Kinder werden zwar größer und machen vielleicht später was anderes oder ziehen weg, sie können aber weiterhin das Angebot des Albvereins nutzen“, so Rauchfuß. Einige Eltern aus den Familiengruppen fühlten sich zudem sehr mit dem Verein verbunden. „Die übernehmen dann auch mal Aufgaben oder Ämter.“ Insgesamt aber, meint Rauchfuß, sei es schwieriger geworden, Mitglieder für die Vorstandsarbeit zu gewinnen. „Bei Projekten sind die Leute dabei, aber wenn es um Verantwortung im Amt geht, eher nicht.“

Auch in der Ortsgruppe Schorndorf setzt man zur Mitgliedergewinnung und -verjüngung schon seit Langem auf Angebote für Familien. Die dortige Familiengruppe, erzählt Willi Schlatterer, der für die Mitgliederbetreuung der Schorndorfer Ortsgruppe zuständig ist, gebe es bereits seit mehr als zehn Jahren. Anfangs habe das Konzept auch gut funktioniert. „Früher hatten wir 13 Familien, aber die Kinder werden älter und gehen irgendwann weg zur Ausbildung oder zum Studieren“, sagt Schlatterer. „Heute sind nur noch etwa drei oder vier Jugendliche dabei.“

Die Zahl der Mitglieder sinkt stetig

Generell sei die Zahl der Mitglieder der Ortsgruppe in den letzten Jahren stetig gesunken. „Lange hatten wir zwischen 280 und 350 Mitglieder, heute sind es noch 236“, sagt Schlatterer. Zwar gebe es auch einige Mitglieder mittleren Alters, die die älteren Vorstandsmitglieder eines Tages beerben könnten. Doch es sei oft schwierig, Berufstätige davon zu überzeugen, ein Amt zu übernehmen. Für die nächsten Jahre, glaubt er, sei die Besetzung der Vorstandsämter noch gesichert. Doch das „Sterben der Ortsgruppen“ gehe weiter. Deshalb, meint Willi Schlatterer, „wäre es eventuell sinnvoll, Ortsgruppen zusammenzulegen, zum Beispiel zu einer Ortsgruppe Oberes Remstal“.

Hans-Ulrich Rauchfuß glaubt, dass sich manche Ortsgruppen nach ihrer Auflösung auch wieder neu aufbauen lassen oder dass sich zwei benachbarte Ortsgruppen zusammentun könnten, um eine Auflösung zu verhindern. Damit der Albverein auch künftig bestehen kann, setzt der Präsident zudem auf ein breites kulturelles Angebot – mit Ausflügen, Aktionen, Workshops oder Volkstanzgruppen. „Bei diesen Gruppen sind auch viele Jugendliche dabei, denn die Gruppen machen häufig Auslandsreisen“, berichtet Rauchfuß. „Das ist für viele Jugendliche eine Chance, andere Länder kennenzulernen.“

Solche Gruppenreisen finden zwar coronabedingt gerade nicht statt. Aber vielleicht kann der Albverein zumindest bald wieder Wanderungen anbieten. „Ich hoffe, dass wir am 14. Mai, dem Tag des Wanderns, wieder in die Saison starten können“, so Rauchfuß. „Dabei kann man sich ja auch ganz gut aus dem Weg gehen.“