Der Stadtjugendring fühlt den jeweils jüngsten Kandidaten der Parteien und Listen auf den Zahn. Die sechs unerfahrenen Nachwuchspolitiker schlagen sich achtbar. Viele Zuhörer im Jugendhaus würden gerne alle im neuen Gemeinderat sehen.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Eine fehlt. Sie habe keine Zeit, das ließ die jüngste Kandidatin von der Unabhängigen Bürgervereinigung (UBV) die Veranstalter der Podiumsdiskussion wissen. So erzählen es die Vertreter des Stadtjugendrings Backnang unmittelbar vor dem Beginn einer kurzweiligen Diskussionsrunde mit den jeweils jüngsten Kandidaten der Parteien und Listen, die sich um die 26 Sitze im Gemeinderat bewerben. Schade eigentlich, speziell für die UBV. Denn viele Zuhörer werden nach den rund zwei Stunden mit dem unerfahrenen Politnachwuchs sinngemäß erklären: Ihr seid alle geeignete Kandidaten. Gut möglich, dass alle sechs Stimmen von den Jungwählern bekommen.

 

Dinge sagen mitunter mehr als tausend Wort – das haben sich die Organisatoren der Veranstaltung vermutlich gedacht, als sie die Kandidaten aufgefordert hatte, einen für sie charakteristischen Gegenstand mitzubringen. Stefanie Rausch (33 Jahre) von den Backnanger Demokraten legt ein Mobiltelefon auf den Tisch und erklärt: „Das steht als Symbol für die neue Zeit, für Vernetzung und Gefahren.“ Timo Haible (22) von der SPD hat einen Mikrocontroller im Gepäck. Der „kleine Computer“, sagt er, symbolisiere, dass „ich technisch interessiert bin“. Melanie Lang (25) von den Grünen blättert in einem Notizbuch, das sie aus Neuseeland mitgebracht hat. Auf dem Buchdeckel ist ein junges Farn abgebildet, das Nationalsymbol Neuseelands. Sie sagt grinsend: „Die älteren Kandidaten sollten Platz machen für die jüngeren.“ Johannes Hesser (28) von der Christlichen Initiative Backnang (CIB) hat einen Joggingshuh dabei, er laufe gerne mit Gleichgesinnte im Plattenwald. Markus Schildknecht (22) von der CDU sagt, für ihn stehe „mein Ministrantenkreuz“, es symbolisiere sein ehrenamtliches Engagement als Oberministrat und als Jugendvertreter im Gemeinderatsausschuss. Schließlich Axel Bauer (20) vom Bürgerforum Backnang. Er zieht eine große Schraube aus der Tasche, sagt, diese „verbindet Sachen, bringt zusammen“. Das wolle er auch tun, sollte er gewählt werden.

Es ist eine muntere Runde am Mittwochabend im Jugendhaus. Die aufgeweckten Kandidaten hören sich gegenseitig zu, sie stimmen oft weitgehend überein, zum Beispiel wenn es darum geht, die Jugend stärker in der Kommunalpolitik zu berücksichtigen. Sie setzen aber auch unterschiedliche Akzente, etwa als es um das Nachtleben und um die Attraktivität der Innenstadt geht. Melanie Lang sagt, jungen Leuten fehlten Freiräume, es werde zu viel reglementiert. Axel Bauer, übrigens der Enkel des Stadtrates Alfred Bauer, sieht das ganz ähnlich. Markus Schildknecht indes erklärt: „Es liegt nicht so viel im Argen.“ Timo Haible outet sich als Vermittler: Die Bedürfnisse der Jugend, die feiern will, und der Anwohner müssten in Einklang gebracht werden. Beim Thema Jugendvertreter im Gemeinderat wird während der Veranstaltung aus den Reihen des Publikums ein Vorschlag unterbreitet, der ankommt bei den jungen Wahlkämpfern auf dem Podium. In Backnang sollte einen Jugendgemeinderat gewählt werden, die beiden Vorsitzenden dieses Gremiums sollten dann – möglichst stimmberechtigt – im Jugend- und Sozialausschuss sitzen. Ob der Jugendgemeinderat online gewählt werden sollte, darüber ist man sich nicht einig.

Und immer wieder das Thema Festplatz. Obgleich der Gemeinderat kürzlich ein Areal ausgewiesen hat, die Nachwuchskandidaten wollen mehr. Sie sind sich weitgehend einig: Viele Jugendliche wollten einen kleinen Grillplatz, auf dem jederzeit bis in die Puppen gefeiert werden darf, am besten ein Areal, das weit weg von den nächsten Häusern liegt, das gut mit dem Bus zu erreichen ist. Womit gleich der nächste Wunsch zusammenhängt: ein besserer Öffentlicher Personennahverkehr.

Die sechs jungen Damen und Herren haben auf ihrem Weg in Richtung Gemeindeart viele Ideen im Gepäck. Am Sonntag in einer Woche sind die Wähler am Zug. Im Jugendzentrum würden an diesem Abend ganz bestimmt fast alle Timo Haible zustimmen, der sagt: „Dem Gemeinderat täten ein paar junge Leute gut.“