"Entspannt bleiben und aushalten, am Ende gibt es immer eine Lösung", lautet ein ganz wichtiger Ratschlag von Nadine Speidel - von Gründerin zu Gründerin. Die junge Unternehmerin, die mit ihrem Start-up "GlobalFlow" erfolgreich ist, gibt im Interview Tipps, wie das Abenteuer Firmengründung gelingt.

Stuttgart - Abfälle von heute sind die Rohstoffe von morgen. So lautet das Motto des Start-ups “GlobalFlow”. Als wertvolle Sekundärrohstoffe können sie endliche fossile Energieträger ersetzen und als Recyclingrohstoff anstelle von Primärrohstoffen eingesetzt werden.

 

Die Mitgründerin von GlobalFlow, Nadine Speidel, studierte Energie- und Ressourcenmanagement an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen. 2012 schloss sie ihr Studium an der ESB Reutlingen mit dem Master of Science für internationales Produktionsmanagement ab und gründete noch während des Studiums die Firma GlobalFlow. Mittlerweile hat das Unternehmen seinen Firmensitz in Stuttgart an der Königstraße. Gemeinsam mit ihrer Schwester Anne Kathrin Antic bildet Nadine Speidel die Geschäftsführung.

Welche Erfahrungen hat die Gründerin in einer Männerdomäne gemacht und welche Tipps hat sie für angehende Gründerinnen? Darüber haben wir uns mit Nadine Speidel unterhalten.

Frau Speidel, was hat Sie dazu bewegt ein eigenes Unternehmen zu gründen?

Keiner hat mir den Job angeboten, den ich haben wollte, also habe ich ihn mir selbst geschaffen.

Welche Tipps geben Sie Gründerinnen mit auf den Weg?

Entspannt bleiben und aushalten, am Ende gibt es immer eine Lösung. Auch wenn es in manchen Situationen nicht direkt ersichtlich ist, jede Herausforderung führt zu einem Ergebnis, einer Entlohnung oder auch einem Vorteil. Vertraut auf eure eigenen Kompetenzen und Stärken, die euch bereits so weit gebracht haben.

Welche Unterstützungsmöglichkeiten haben zu Ihrem Erfolg beigetragen und welche Unterstützung hätten Sie sich damals bei der Gründung gewünscht?

Wir haben viel Businessplan Wettbewerben zu verdanken. Dabei wurden wir gezwungen, uns bis in die Tiefen mit unserem Unternehmen und unserem Konzept auseinanderzusetzen, gleichzeitig hat sich hieraus ein starkes Netzwerk gebildet. Zu Beginn waren wir uns nicht im Klaren darüber, wie wichtig Vertrieb ist und wie Vertrieb funktioniert. Egal wie gut meine Leistung ist – wenn ich sie nicht verkaufen kann, kann das zum Ende der Unternehmung führen. Es gibt viele Mentoren und Unterstützer, toll wäre es gewesen auf jemanden zu treffen, der diesen Prozess ähnlich wie wir durchlaufen hat.

Sie sind Teil der Special Interest Group (SIG) „Women in Tech" des Wirtschaftsnetzwerks bwcon, die aktuell aufgebaut wird, um Frauen zu vernetzen und sich gegenseitig zu stärken. Warum ist es Ihrer Meinung nach so wichtig, solche Gruppen zu etablieren und einen regelmäßigen Austausch zu fördern?

Zum einen ist es sehr hilfreich, diese großartigen Frauen und ihr Schaffen gut kennenzulernen. Hierbei handelt es sich um sehr spannende und kompetente Charaktere. Zum anderen ist es und wäre es für mich sehr hilfreich gewesen, jemanden in meiner Situation zu kennen, die dieselben oder ähnliche Themen hat wie ich, z.B. um einen anderen Blickwinkel einzunehmen oder um aus bereits gemachten Erfahrungen zu lernen. Gleichzeitig ergibt sich daraus die Chance sich gegenseitig zu unterstützen, denn ein Team ist immer stärker als eine Einzelperson.

Gibt es ein unternehmerisches Vorbild für Sie?

Es gibt viele, an denen ich mich orientiere und von denen ich lerne, aber kein wirklich konkretes Vorbild.

Nadine Speidels acht Empfehlungen fürs erfolgreiche Business

1. Priorität Vertrieb

Wie oben bereits beschrieben, ist der Verkauf ebenso wichtig wie die Leistung bzw. das Produkt selbst.

2. Den Kunden genau kennen und auf Kundenwünsche eingehen

Wenn ich den Schmerz des Kunden lindern kann, wird dieser immer wieder kommen. Um jedoch langfristig und nachhaltig auf die Wünsche meiner Kundinnen und Kunden eingehen zu können, muss ich deren Bedarfe jedoch genau kennen.

3. Netzwerkarbeit

Unser Netzwerk ist der Grund unseres Erfolges – es ist stets wichtig zu wissen, wer was kann oder wer wen kennt, um die entsprechenden Themen zu lösen. Zudem sind wir sehr dankbar viele tolle Menschen kennenlernen zu dürfen.

4. Fokus behalten

Mit dem Unternehmertum gehen viele Möglichkeiten und Chancen einher. Wichtig ist es an der Stelle den Fokus zu behalten, um nicht vom Kurs abzukommen und sich zu verzetteln.

5. Auf faire Beziehungen achten

Wir sind sehr darauf bedacht, dass wir egal in welche Richtung faire Beziehungen aufbauen und erhalten. Egal ob zu Kunden, Lieferanten oder anderweitigen Stakeholdern. Das trägt einen großen Teil dazu bei, dass wir stets in den jeweiligen Teams funktionieren.

6. Langer Atem

Dass Gründer einen langen Atem benötigen, hört man häufiger. Es war für mich jedoch prägnant zu erfahren wie stark mein Durchhaltevermögen strapaziert wurde. Heute würde ich sagen, 7Jahre haben wir benötigt, um stabil zu werden und uns zu finden.

7. Tiefschläge einstecken und weiter machen jedoch dabei lernen

Es hilft ja Alles nichts, die Tiefschläge gehören dazu, wichtig ist für mich jedoch daraus zu lernen und die Anzahl und Ausprägung der Tiefschläge möglichst gering zu halten.

8. Planbarkeit nur reduziert möglich

Ich musste lernen mit einer reduzierten Planbarkeit zurecht zu kommen. Am Ende gibt es zu viele Variablen: Die Kunden, die Lieferanten und selbst die Ferienzeit, haben Auswirkungen auf unser Business. Was jedoch gar nicht schlimm, sondern einfach nur anders als der Mainstream ist.


„Women in Tech: Hidden Champions Gesucht"

Die Special Interest Group Women in Tech hat sich zum Ziel gesetzt, Frauen in Führungspositionen, die in der Tech-Branche tätig sind, zu vernetzen und zu stärken. Das Netzwerk fokussiert sich darauf, speziell Themen von Frauen für Frauen in technischen Umgebungen zu besprechen. Dazu gehören unter anderem mehr Sichtbarkeit von Frauen in Führungspositionen in der Tech-Branche, Networking, Inspiration durch Role Models und das Peermonitoring.

Hinter der SIG Women in Tech steht die bwcon, die hier mit ihrem Netzwerk, mit Reichweite und Organisation unterstützt. Die Special Interest Group wird neben Nadine Speidel, Gründerin und CEO von GlobalFlow, von Kathrin Günther, Vice President Digital Solutions Uhlmann und Barbara Austel, Aufsichtsratsvorsitzende von Festool, geleitet.

Wer auch Teil von “Women in Tech: Hidden Champions Gesucht” möchte, kontaktiert dazu bitte Lara Trikha per E-Mail.

bwcon unterstützt junge Gründerinnen im Förderprojekt „Women in Business“

Im Rahmen des Projekts wird Gründerinnen die Möglichkeit geboten, auf der eigens entwickelten Venture Development Plattform auf Online-Trainingsmaterialien zuzugreifen und bietet außerdem einen gegenseitigen Austausch mit Gründerinnen und Mentoren.

Wer der Gruppe beitreten möchte, kontaktiert bitte Lisa Zordel per E-Mail und kann den Youtube Kanal „Women in Business Project“ besuchen.

Weitere Projektergebnisse und weitere Infos sind auf der Homepage von "Women in Business" einzusehen.