Da geht’s lang! Der VfB Stuttgart tingelt künftig durch die zweite Liga. Wenn es zum Auswärtsspiel nach Hannover geht, sollte man genau auf die „Gildepickel“ achten.

Hannover - Oh Gott, sagt der Kollege, Hannover hätte ich glatt vergessen. Wer die Landeshauptstadt Niedersachsens kennt, ist geneigt, die partielle Amnesie des Herrn G. für symptomatisch zu halten. Hannover, das ist irgendwie ein graues Loch. Für die Norddeutschen ist es nicht norddeutsch genug, für die Süddeutschen viel zu weit im Norden. Das viele Grün, die Baggerseen, die mit der Expo 2000 erstaunlich vielfältig und kreativ gewordene Gastronomie: All das ist zumindest jenseits der norddeutschen Tiefebene eine Leerstelle. Dieser Eindruck ändert sich auch nicht dadurch, dass die Menschen, denen man nach dem Aussteigen im Hauptbahnhof begegnet, irgendwie alle aussehen wie Finanzbeamte: ein bisschen bleich, mit ein bisschen Glatze, mit ein bisschen von jenem Bäuchlein, das man lokal gerne als „Gildepickel“ bezeichnet, und mit einem Grundernst, der mindestens eine lüttje Lage (das ist Bier, in das man einen Schnaps hineinkippt) braucht, um ein bisschen weniger zu werden.

 

Hannoveraner fahren gern zur Omma inn Harz

Dass die Menschen in Hannover Hochdeutsch sprechen, behaupten nur Leute von auswärts. Wer dort wohnt, weiß, dass Hannoveraner gerne nach ihre Omma inn Haarz fahren. Auch als Maßstab ist dieses Mittelgebirge wichtig. Schließlich liefe der radelnde Hannoveraner sonst Gefahr, die Brücke über dem Messeschnellweg mit einem Berg zu verwechseln.

Es gab Zeiten, da wollten es die Fans der 96er nicht einsehen, dass ihre Konkurrenten von Arminia Hannover einfach besser waren. Da spaltete sich die Stadt in zwei Lager, und es gab heiß umkämpfte Lokalderbys. Das ist lange vorbei. Heute dient der 96-Star von ehedem, Dieter Schatzschneider, seinem Verein als eher mäßig erfolgreicher Scout, der immerhin damit punktet, dass er den FC Bayern als „Piss-Mannschaft“ verunglimpft. Auch die Hymne, mit der noch in den 80ern die Fans von Hannover 96 das Niedersachsenstadion erbeben ließen, ist heute Vielen eher peinlich. Dabei gibt es sicherlich noch wertlosere Gebrauchspoesie als das „Jedes Jahr ein Kind, jedes Jahr ein Kind, bis es 96 sind“. Und da der Präsident des Vereins merkwürdigerweise immer noch Martin Kind ist, wäre eine Reanimation des Liedes eigentlich passend. Das wäre dann ein Kind, das man wirklich im Ohr hat. Und ein starkes Argument gegen das Vergessenwerden.

Einwohner:
gut 524 000 Verein:
Hannoverscher Sportverein von 1896 e. V, kurz Hannover 96. Die Vereinsfarben sind Schwarz-Weiß-Grün, aber wegen ihrer roten Heimtrikots werden die Fußballspieler von 96 wie die des VfB Stuttgart als „die Roten“ bezeichnet. Spielstätte:
HDI-Arena Fassungsvermögen:
knapp 50 000 Plätze

Einwohner: gut 524 000

Verein: Hannoverscher Sportverein von 1896 e. V, kurz Hannover 96. Die Vereinsfarben sind Schwarz-Weiß-Grün, aber wegen ihrer roten Heimtrikots werden die Fußballspieler von 96 wie die des VfB Stuttgart als „die Roten“ bezeichnet

Spielstätte: HDI-Arena

Fassungsvermögen: knapp 50 000 Plätze