Basketball-Superstar LeBron James hält Houston Rockets Manager Daryl Morey nach dessen Hongkong-Unterstützung für „uninformiert“. In den USA kommt nun der Vorwurf auf, „LeBought“ James stelle Profit über Menschenrechte. Stimmt das?

Stuttgart - Kaum ein Sportler spricht öfter soziale Missstände an, kaum ein Superstar kann sich der Rückendeckung seiner Fans sicherer sein und nur eine Handvoll Sportler auf der ganzen Welt verdienen ähnlich viel Geld. Die Rede ist von Basketball-Megastar LeBron James – laut „Forbes“ kommt der 34-Jährige 2019 auf ein stolzes Jahressalär von 89 Millionen Dollar (knapp 81 Millionen Euro). James ist eine eigene Marke im Sportuniversum. Sein Status machte ihn zum Multi-Millionär.

 

Von seinem Vermögen gibt der dreimalige NBA-Meister auch viel an Bedürftige zurück. So machte die von ihm in seiner Heimatstadt Akron gegründete und finanzierte Schule weltweit Schlagzeilen: qualitativ hochwertig und kostenlos unterrichtet die „I promise“-Schule sozial weniger privilegierte Kinder und Jugendliche und soll zur Chancengleichheit im sozialen Brennpunkt in Ohio beitragen.

James vs. Morey

Nun aber sieht sich der dreimalige NBA-Champion dem Vorwurf ausgesetzt, er stelle Profit über Menschenrechte. Ausgerechnet jener LeBron James, der dem US-Präsidenten Donald Trump öffentlich Rassismus und die Missachtung des Rechts auf freie Meinungsäußerung vorwarf. Die Vorwürfe gegen James sind die nächste Eskalationsstufe im Streit der Basketball-Profiliga NBA mit dem Regime in China, der durch einen Pro-Hongkong-Tweet von Houston Rockets General Manager Daryl Morey („Kämpft für Freiheit. Steht an der Seite von Hongkong“) am 4. Oktober ausgelöst worden war.

Zwar löschte Morey den Tweet umgehend, das Regime in China aber war empört und schlug auf seine Art zurück: NBA-Spiele wurden aus dem chinesischen TV-Programm gestrichen, chinesische Sponsoren zogen ihre finanziellen Zusagen zurück. Zwischenzeitlich standen auch die beiden seit Monaten angesetzten Vorbereitungsspiele der NBA in China vor der Absage. Am Ende wurde doch gespielt. Auch LeBron James stand im chinesischen Shenzhen mit seinen Los Angeles Lakers gegen die Brooklyn Nets auf dem Platz. Nach seiner Rückkehr in die USA äußerte sich der Superstar nun empört über den Tweet von Daryl Morey.

James hält Morey für „uninformiert“

Morey sei „uninformiert oder nicht richtig unterrichtet“ gewesen, als dieser seinen Pro-Hongkong-Tweet abgeschickt hatte. „Viele Menschen hätten verletzt werden können. Nicht nur finanziell, auch physisch, emotional und spirituell“, sagte James vor einem Vorbereitungsspiel gegen die Golden State Warriors in der Nacht auf Dienstag. „Ja, wir haben das Recht auf freie Meinungsäußerung, aber damit können auch sehr viele negative Dinge mit einhergehen“, so James.

Die Kritik an James, der sich wie kaum ein anderer Sport-Superstar für deren Recht auf politische Meinungsäußerungen einsetzt, ließ nicht lange auf sich warten. „Dieser Müll ist nur schwer erträglich“, sagte Missouris Senator Josh Hawley. Und sein Kollege Rick Scott aus Florida warf dem Basketballer vor: „Der einzige, der in der Situation uninformiert ist, scheint LeBron James zu sein. Es ist traurig, dass er zu jenen gehört, die vor dem kommunistischen Regime buckeln, um Profite über die Menschenrechte in Hongkong zu stellen.“ Rumms, das war deutlich.

Die NBA und Nike verdienen Milliarden in China

Hintergrund der Vorwürfe: Die NBA und James’ Hauptsponsor Nike verdienen Milliarden im Reich der Mitte. Seit Jahrzehnten pflegt die NBA enge wirtschaftliche und sportliche Beziehungen nach China. Der Milliardenmarkt spielt in der wirtschaftlichen Weiterentwicklung der Liga seit 2004 eine ganz zentrale Rolle – Bemühungen, die nach dem jüngsten Eklat torpediert werden könnten. Liga-Boss Adam Silver unterstrich zwar, dass alle NBA-Angestellten das Recht auf freie Meinungsäußerung haben. Und doch war vielen die Distanzierung seitens der Liga gegenüber dem kommunistischen Regime in China nicht deutlich genug. James hingegen äußerte sich nur positiv über seinen Erfahrungen in China, wo er seit den Olympischen Spielen 2008 regelmäßig auf Promotour für seine Nike-Schuhe und die NBA unterwegs war: „Ich wurde immer mit offenen Armen empfangen.“

„LeBought James“ (der gekaufte James) tauften ihn einige Twitter-Nutzer nach seinen Statements. James versuchte daher noch in der Nacht auf Dienstag Schadensbegrenzung zu betreiben. Er habe nicht über den Inhalt des Morey-Tweets reden wollen, verkündete er via Twitter. „Ich glaube, dass die Konsequenzen und Auswirkungen des Tweets nicht bedacht wurden“, schob er jedoch in Richtung Morey hinterher. Die Lakers und die Liga hätten – so James – „eine schwierige Woche hinter sich“ und Morey hätte mit seiner Hongkong-Unterstützung „auch noch eine Woche warten können“.

Für viele Fans und Politiker ein Zeichen, dass sich James lediglich um die abgesagten PR-Aktionen in China ärgerte, wo er seinen neuen Nike-Schuh präsentieren wollte. Diese PR wurde von der chinesischen Regierung ebenso untersagt wie der sonst übliche Medienkontakt der Basketballstars im Vorfeld der alljährlichen Vorbereitungsspiele. Vor LeBron James hatte sich in James Harden bereits ein anderer NBA-Star den Unmut vieler Fans zugezogen, als er sich auf der Asienreise in Japan für die Aussagen des Rockets-Managers entschuldigte. „Es tut uns leid, wir lieben China“, sagte der 30-Jährige und weigerte sich, weitere Fragen zur China-Problematik zu beantworten.

NBA-China-Verhältnis bleibt angespannt

Die chinesische Regierung will weiterhin keine NBA-Spiele überragen lassen, die NBA scheut sich aber auch, sich offen vom chinesischen Vorgehen zu distanzieren. Wie es im NBA-China-Verhältnis weiter geht, ist völlig offen. Fest steht nur: Gewinner hat die ganze Posse keine.

In unserer Bildergalerie haben wir Ihnen die diversen Eskalationsstufen des Streits zusammengefasst.