Die Initiative Schoettle-Areal meint, das alte Gebäude des Statistischen Landesamtes ließe sich umnutzen. Die Entwicklung des frei werdenden Geländes käme dann auch rascher in Gang.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-Süd - Die Mitarbeiter des Statistischen Landesamtes (StaLa) werden im Jahr 2023 ihren bisherigen Sitz beim Schoettle-Platz in Stuttgart-Süd verlassen, um nach Fellbach zu ziehen. Derzeit verhandeln die Besitzerin, das Land, und die Stadt um das frei werdende Areal. Das Land wäre bereit, der Stadt das Areal zur Entwicklung zu überlassen, wünscht aber im Gegenzug eine andere Fläche, weil es auch weiterhin „vielfältigen Unterbringungsbedarf“ habe, so die Auskunft des zuständigen Finanzministeriums. Die Stadt äußert sich nicht zum Stand der Verhandlungen, und vom Land erfährt man auch nur: „Über etwaige Tauschflächen stehen wir mit der Stadt in Kontakt.“

 

Abriss und Neubau zu langwierig

Offenen Grundrisse als Chance

Im Stadtbezirk Süd scharren einige längst mit den Füßen, weil auch die Planungen einer Anschlussnutzung geraume Zeit bedürften und sie deshalb einen Leerstand befürchten, sollte nach dem Auszug des StaLa nicht rasch etwas geschehen. Vor etwa zwei Jahren schon hat sich die Initiative Schoettle-Areal gegründet, die sich Gedanken darüber macht, wie das Areal mit bis zu 15 000 Quadratmetern Entwicklungsfläche künftig in einer Weise genutzt werden kann, dass möglichst viele Menschen im Bezirk etwas davon haben. In Anbetracht der sich hinziehenden Verhandlungen über das Areal ist die Initiative nun zu dem Schluss gekommen, dass ein Abriss des Verwaltungsgebäudes und eine anschließende Neubebauung zu langwierig sind. Ihr Vorschlag ist, den Bau aus den 1960er-Jahren umzunutzen, damit das Projekt Schoettle-Areal endlich in die Puschen kommt. Die Initiative spricht von „Pioniernutzung“. Abgeschaut hat sie das Konzept bei einem erfolgversprechenden Berliner Projekt.

Von Seiten des Landes und auch der Stadt werde „nur von nötigem Abriss und Neubau gesprochen“, moniert die Initiative. Ein Gutachten darüber gibt es nicht und wird vom Land auch nicht in Auftrag gegeben werden: „Denn grundsätzlich sind wir offen dafür, dass die Stadt die Fläche entwickelt und dann selbst darüber entscheidet, was mit dem Gebäude passieren soll“, so der Pressesprecher des Finanzministeriums, Sebastian Engelmann. Die Initiative Schoettle-Areal hält das alte Gebäude für brauchbar. „Die offenen Grundrisse eignen sich sehr wohl für eine Umnutzung und diese kann auch finanziell und ökologisch sinnvoll sein, wenn ein passendes Nutzungskonzept entwickelt wird“, schreibt Anette Vogt von der Initiative. Diese diskutiere derzeit mit Architekten aus ihren Reihen unter anderem, ob ein teilweiser Abtrag des Gebäudes sinnvoll sein könnte. Zudem plant man Kooperationen mit der Universität Stuttgart, um die Ideen und das Know-how von Studierenden einzubinden.

Vorbild: Zentralverwaltung der Statistik der DDR

Bislang im Zentrum der Diskussion stand eher die Art der Nachnutzung. „Ziel der Initiative ist es in erster Linie, eine sozial gerechte und nachhaltige Weiterentwicklung des frei werdenden Areals voranzutreiben und die verschiedenen Belange von einer Vielzahl von Akteurinnen und Akteuren in den Prozess einfließen zu lassen und diese zu verknüpfen.“ Es geht darum, dauerhaft bezahlbarem Wohnraum zu schaffen, beispielsweise in Form von Clusterwohnen, Mehrgenerationenwohnen oder betreutem Wohnen und um die Entwicklung eines offenen Areals fürs Stadtviertel. Hier sollen auch Kleingewerbe, Werkstätten oder eine Stadtteilkantine Platz finden – „alles unter den Aspekten Nachhaltigkeit und Stadt der kurzen Wege“.

Man habe sich dabei am Leitbild der Initiative ZUsammenKUNFT Berlin eG orientiert. Der einstige Sitz der Staatlichen Zentralverwaltung der Statistik der DDR direkt am Alexanderplatz steht seit 2008 leer, wurde als unvermarktbar eingestuft und sollte abgerissen werden. Doch eine Kooperation von Stadtgesellschaft, Politik und Verwaltung will nun stattdessen einen Ort schaffen, der die bestehende Nachbarschaft und Berlins vielfältige Stadtgesellschaft verbindet.

Vernetzung innerhalb des Quartiers

In enger Anlehnung daran will die Stuttgarter Initiative eine Pioniernutzung, die unabhängig von Dauer und Umfang materielle und ideelle Strukturen hinterlässt, die von anderen Projekten weitergenutzt oder fortgeschrieben werden können. Ferner wünscht sie eine nicht-kommerzialisierte Arealentwicklung, die dauerhaft dem Immobilienmarkt entzogen ist. Die Leitlinien dieser Entwicklung sind Gemeinwohlorientierung, Vielfalt, Kooperation, Vernetzung innerhalb des Quartiers, Ausrichtung an den Bedürfnissen der Menschen und Nachhaltigkeit. Die Verantwortung soll dabei bei den Pionieren liegen, ihre Projekte müssen sich selbst tragen.

Die Initiative Solidarische Nachbarschaft am Schoettle-Areal trifft sich jeden ersten Donnerstag im Monat im Generationenhaus Heslach und ist offen für Interessierte. Wer kommen möchte, meldet sich unter der E-Mail-Adresse info@schoettleareal.de.